nobody knows
Illegal – Die Geschichte einer Flucht ist eine sehr bewegende und empfehlenswerte Geschichte, die einem mehrfach die Tränen in die Augen treibt und auf ein wichtiges Thema aufmerksam macht, das trotz durchaus vorhandener Medienpräsenz insgesamt dennoch nicht genug Beachtung findet bzw. über das viele Leute einfach viel zu wenig wissen. Vielen Menschen scheint tatsächlich noch immer nicht wirklich klar zu sein, was für ein Martyrium ein Flüchtling hinter sich hat, wenn er Europa erreicht, falls ihm das überhaupt gelingt. Unzählige bezahlen jedes Jahr mit ihrem Leben für den Versuch hierher zu gelangen, um ein besseres Leben zu haben, sei es nun auf dem Meer wegen der überfüllten, viel zu kleinen oder maroden Boote oder noch in Afrika bei der beschwerlichen Durchquerung der Sahara. Es ist unvorstellbar, unter welchen Umständen Flüchtlinge solche gefährlichen Reisen antreten und welche Angst sie dabei empfinden müssen. Umso wütender macht es einen zu sehen, wie rücksichtslos die Schlepper mit dem Leben und den Hoffnungen der verzweifelten Menschen spielen, denen sie habgierig das hart erarbeitete Geld aus den Taschen ziehen, ohne die versprochene Gegenleistung zu erbringen. Die Handlung wird aus der Perspektive von Ebo geschildert und wechselt dabei kapitelweise zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit. Erstere setzt ein als Ebo und sein Bruder in einem kleinen Schlauchboot auf dem Meer treiben und endet mit der Rettung und Ankunft in Europa, wobei nicht allen das Glück vergönnt ist den anderen Kontinent lebend zu erreichen. Letztere beleuchtet hingegen die Suche des zwölfjährigen Protagonisten nach seinem Bruder, ihr Wiedersehen und wie sie von da an gemeinsam daran arbeiten die Mittelmeerküste zu erreichen sowie eine Überfahrt zu organisieren. Ebo ist ein herzensguter Junge, der nie nur an sich denkt und sich oftmals mit dem Singen Geld oder etwas zu essen verdient, weil er im Gegensatz zu Kwame noch keine schweren körperlichen Arbeiten verrichten kann. Kwame liebt seinen kleinen Bruder sehr und tut alles, um ihn zu retten, was ihm glücklicherweise mehrfach gelingt. Im Grunde haben beide nur den Wunsch ihre Schwester zu finden und gemeinsam als Familie zusammen zu sein. Man fiebert mit ihnen mit und hofft, dass sie es lebend nach Europa schaffen werden. Das Ende ihrer Reise spiegelt jedoch, trotz immerhin eines freudigen Ereignisses, alles in allem eher die ziemlich traurige Realität wider, passend zur ernsten Thematik. Der Fokus der Geschichte liegt insgesamt allerdings weniger auf den Motiven für die Reise und dafür mehr auf den einzelnen Charakteren, die zwar alle fiktiv sind, aber als Beispiel für reale Personen dienen. Die Autoren wollen aufzeigen, dass auch Flüchtlinge echte Menschen und nicht nur irgendwelche Zahlen sind; Menschen, mit Hoffnungen und Träumen auf eine bessere Zukunft. Durch die gelungenen, farbintensiven Illustrationen von Giovanni Rigano wird die Handlung gekonnt bebildert. Die Szenen auf dem Meer sind dabei, im Unterschied zu den Kapiteln aus der Vergangenheit, etwas düsterer und überwiegend in Blautönen gehalten, was einen guten Kontrast darstellt und die bedrückende Stimmung, die auf dem Boot herrscht, noch verstärkt. Am Schluss folgt außerdem noch die kürzere, dafür jedoch wahre Geschichte einer Emigrantin und ihrer nicht weniger beschwerlichen, ebenso traurigen Flucht nach Europa. *FAZIT* Dass es sich bei Illegal – Die Geschichte einer Flucht um eine tolle Geschichte handelt, mag man aufgrund der traurigen Stimmung sowie der ernsten Thematik nicht unbedingt sagen, doch es ist in jedem Fall eine wichtige und ergreifende, die hoffentlich dazu beiträgt Flüchtlingen mit mehr Verständnis zu begegnen, vor allem wenn das eigene Leben zwar nicht gänzlich ohne Sorgen, aber zweifellos um so vieles leichter und angenehmer ist.