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nobody knows

Posted on 1.4.2020

Der Nussknacker ist ein schnell gelesener, weihnachtlicher Klassiker, von dessen zahlreichen Adaptionen, darunter das beliebte Ballett von Tschaikowsky, man mit Sicherheit zumindest die eine oder andere kennt. Die Geschichte dürfte also wenigstens in groben Zügen jedem bekannt sein. Dennoch kann es nicht schaden sich auch das Original einmal näher anzusehen. Man liest es gern und entdeckt dabei immer wieder neue, interessante Details. Als Leser bekommt man praktisch zwei Geschichten in einer: Die um den verfluchten Nussknacker sowie das Märchen von der harten Nuss, das Pate Droßelmeier Marie und ihrem Bruder erzählt. Erst am Ende sind beide Geschichten untrennbar miteinander verflochten, weil es die Protagonistin Marie ist, die später entscheidenden Einfluss auf den Ausgang nimmt. Schon vor der Geschichte über seine mutmaßlich wahre Identität als Neffe von Pate Droßelmeier, kümmert Marie sich rührend um den von allen anderen als hässlich bezeichneten Nussknacker und opfert unter anderem ihre ganzen Süßigkeiten, um ihn vor dem fiesen Mausekönig mit den sieben Köpfen zu schützen, der für eine Geschichte, sie sich wohl vornehmlich an Kinder richtet, ganz schön gruselig ist. Wie bei Volksmärchen, die teilweise ebenso düster sein können, wird jedoch auch am Ende dieses Kunstmärchens alles gut und ein jeder bekommt, was er verdient; abgesehen vielleicht von der undankbaren Prinzessin Pirlipat. Prinzipiell eignet sich Der Nussknacker auch sehr zu gut zum Vorlesen. Zu beachten ist indes, dass die Geschichte nicht immer ganz leicht zu erfassen und für sehr kleine Kinder daher wohl schwer verständlich ist, insbesondere im Hinblick auf den Schreibstil, der zwar schön klingt, im ersten Moment aber doch recht ungewohnt ist und an manchen Stellen gegebenenfalls einer nähren Erklärung bedarf. Schon allein die außergewöhnliche, großformatige Gestaltung sorgt in diesem Fall allerdings für eine klare Empfehlung. Die Ausgabe enthält nämlich zahlreiche, wunderschöne Illustrationen in dem unverkennbaren Stil von Sanna Annukka, die jede Seite einzigartig machen. Manchmal sind es nur kleine Zeichnungen am Rand, oftmals füllen sie jedoch ganze Seiten und nehmen gelegentlich sogar eine ganze Doppelseite ein. So oder so nimmt man sich gern Zeit, um die Bilder zu betrachten, zumal es vor allem auf den ganzseitigen Darstellungen unheimlich viel zu entdecken gibt. *FAZIT* Der Nussknacker ist ein wunderbarer Klassiker, den man ruhig einmal gelesen haben sollte, in neuem Gewand. Inhaltlich spielt die Aufmachung zwar grundsätzlich keine große Rolle, wer einem Bibliophilen – oder sich selbst – eine besonders große Freude machen möchte, sollte jedoch unbedingt diese illustrierte Ausgabe in Betracht ziehen.

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