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nobody knows

Posted on 1.4.2020

Die Bibliothek der flüsternden Schatten – Bücherkönig ist eine überaus gelungene Fortsetzung, die einen von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln vermag. Wenn der Vorgänger schon länger zurückliegt, fällt der Einstieg vielleicht etwas schwer, er wird einem allerdings dadurch erleichtert, dass der Autor die wichtigsten Ereignisse und Informationen anfangs hier und da noch einmal kurz erwähnt. Schon nach wenigen Seiten freut man sich auf die Rückkehr nach Paramythia und hofft auf die Entdeckung weiterer Geheimnisse des gigantischen Bücherlabyrinths. Man würde es nur zu gern mit eigenen Augen sehen und leidet jedes Mal mit dem Bibliothekar Jacobus, wenn Bücher Schaden nehmen. Der Schreibstil von Akram El-Bahay ist nach wie vor sehr malerisch. Gekonnt baut der Autor seine faszinierende Welt weiter aus und beleuchtet insbesondere ihre Vergangenheit näher. Trotz des personalen Erzählers fühlt man sich zumindest den Protagonisten sehr verbunden und fiebert richtig mit ihnen mit. Da die Gruppe sich zwischendurch aufteilt, der Autor den Leser aber glücklicherweise dennoch an dem Geschehen um alle wichtigen Charaktere teilhaben lässt, gibt es dieses Mal etliche Szenen, die nicht aus dem Blickwinkel von Samir geschildert werden. Spannung erzeugt er dabei häufig durch Perspektivwechsel in ausgewählten Situationen, zu denen man schnellstmöglich zurückkehren möchte. Einige der Fragen aus dem ersten Band werden in der Fortsetzung nun tatsächlich beantwortet, jedoch werden im Verlauf mindestens ebenso viele neu aufgeworfen. Man erfährt etwas mehr über die Fabelwesen, wer ihre Buchgefängnisse erschaffen hat und vor allem, warum sie schon so lange darin festgehalten werden. Ein paar Charaktere erfahren zudem mehr über sich und ihre Vergangenheit, wobei nicht allen gefällt, was sie hören. Deshalb beschließen sie letztlich ihr Schicksal fortan selbst in die Hand zu nehmen und stattdessen die zu sein, die sie sein wollen. Darüber hinaus lernt man neue, interessante Fabelwesen kennen, die bisher noch nicht aufgetaucht waren. Die rätselhaftesten Wesen bleiben aber weiterhin die Sahiras, die im dritten Band wahrscheinlich von zentraler Bedeutung sein und vielleicht sogar über den Ausgang der Geschichte entscheiden werden. Es erwarten einen eine Vielzahl spannender Enthüllungen, von denen man manche vielleicht schon vermutet hat, wohingegen andere einen vollkommen überraschen. Sam und die anderen werden erneut vor schwierige, gefährliche Aufgaben gestellt, die mitunter einen hohen Preis fordern und daher nicht alle von ihnen überleben. Des Weiteren ist nach wie vor unklar, welchen größeren Plan Sabah und Layl jeweils verfolgen, doch zumindest steht fest, dass eine von ihnen Nusar unbedingt in die Finger kriegen will und ihnen deshalb einen tödlichen Jäger auf den Hals hetzt. Die sympathischen Charaktere, allen voran Sam, Kani und Shagyra, entwickeln sich spürbar weiter, finden zu sich selbst und erlernen zum Teil neue, ausgesprochen nützliche Fähigkeiten. Sam ist hin und her gerissen, weil er sich als Mensch und Einwohner Mythias verständlicherweise vor den Konsequenzen fürchtet, wenn immer mehr Fabelwesen das Labyrinth verlassen und in die Außenwelt dringen. Er vertraut Nusar nicht, betrachtet Shagyra inzwischen allerdings als Freund und zweifelt seinetwegen daran, dass es besser wäre alle Fabelwesen weiterhin gefangen zu halten, denn der liebenswerte Shagyra, den er kennt, hätte das nicht verdient. Nusar kann man anfangs nur schwer einschätzen, doch auch er wächst einem mit der Zeit ans Herz, insbesondere aufgrund bestimmter Entscheidungen. Die Beziehung zwischen Sam und Kani entwickelt sich ebenfalls weiter und sorgt für ein paar romantische Momente. Besonders schön ist hierbei, wie die beiden gegenseitig übereinander denken und dass sich Sams Gefühle für Kani zu keinem Zeitpunkt ändern, ganz egal, was er über sie erfährt. Insgesamt nimmt ihre Liebesgeschichte aber nur einen sehr kleinen Anteil an der Handlung ein. Es gibt ein Wiedersehen mit Majid, Mateo sowie Sams Vater. Die alte Umm steckt voller Überraschungen und spielt eine weitaus größere Rolle als bisher gedacht. Der mysteriöse, weiße König tritt nun etwas mehr in den Vordergrund und offenbart zum Ende hin seine wahre Identität. Die Handlung ist im Prinzip ein einziges, großes Abenteuer, das auf einen waghalsigen Plan hinausläuft, mit dem man im zweiten Band so noch nicht gerechnet hätte und bei dessen Ausführung natürlich nicht alles glatt läuft. Das Buch endet zwar nicht direkt mit einem Cliffhanger, die Charaktere werden am Schluss jedoch mit sich überschlagenden, dramatischen Ereignissen konfrontiert, die ungeahnte Folgen nach sich ziehen werden. Es kündigt sich ein vielversprechendes Finale an, in dem es, wie der Titel bereits vermuten ließ, auf die eine oder andere Art Krieg geben wird, weshalb man es sicher zeitnah nach dem Erscheinungstermin lesen wird. *FAZIT* Fantasy vom Feinsten! Die Bibliothek der flüsternden Schatten – Bücherkönig ist eine großartige Fortsetzung, nach deren Ende man das sicher ebenso packende Finale dieser fantastischen Geschichte kaum noch erwarten kann.

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