nobody knows
Hinter verzauberten Fenstern ist eine tolle, magische Adventsgeschichte, die vor allem jungen Lesern sicher gefallen wird. Durch die Fenster bzw. Türchen eines Adventskalenders eine andere Welt sehen und sogar betreten zu können, ist eine zauberhafte Vorstellung und dementsprechend eine wirklich wunderbare Idee von Cornelia Funke. Anfangs kann man Julias Enttäuschung noch verstehen, weil man selbst wohl ebenfalls lieber einen Schokoladenadventskalender gehabt hätte, obschon man ihre heftige Reaktion als Erwachsener natürlich überzogen findet. Das ändert sich jedoch schnell als man erfährt, was das Besondere an diesem Adventskalender ist und spätestens von da an würde man seinen, im Vergleich dazu eher langweiligen, Adventskalender mit Schokolade ebenso gern mit der 9-Jährigen tauschen wie ihr kleiner Bruder Olli. Julia und Olli sind vermutlich ganz typische Geschwister: Eigentlich haben sie eine gute Beziehung zueinander, manchmal sind sie allerdings genervt vom jeweils anderen und raufen sich, wie das eben so ist. Julia kommt langsam in ein Alter, in dem sie auch mal ihre Ruhe und Privatsphäre haben möchte, weswegen es sie verständlicherweise stört, wenn Olli einfach ungefragt in ihr Zimmer platzt. Außerdem möchte sie das Geheimnis um ihren Kalender gern für sich behalten, was ihr aber nur vorübergehend gelingt, da ihr kleiner Bruder ziemlich flink und nicht auf den Kopf gefallen ist. Julia erlebt ein paar tolle Abenteuer im Königreich der Kalenderhäuser und die Geschichte ist nicht nur schnell gelesen, sondern auch fesselnd, weil man neugierig darauf ist, was Julia alles in dem magischen Land erwartet und wer ihr wohl noch so begegnet. Es passiert allerdings nichts zu Gruseliges, sodass das Buch durchaus schon kleineren Kindern vorgelesen werden kann. Es ist also kindgerecht, nicht zu ernst und mitunter sehr humorvoll, zum Beispiel als der unsichtbare Helfer des Schurken von der kleinen Julia ganz schön vermöbelt wird – zu dessen eigener Überraschung. In dem Kalenderhaus, das auf Julias Adventskalender abgebildet ist und ihr den Zugang in diese andere Welt ermöglicht, leben einige liebenswerte Gestalten, darunter Elfen, Heinzelmänner, ein Riese sowie der sympathische Flugmaschinenbauer Jakobus. Sogar der Sohn des Königs wohnt in dem Kalenderhaus, es wirkt nur ein wenig befremdlich, dass der Prinz – von sich selbst und anderen – andauernd als hässlich bezeichnet wird. Von den Bewohnern des Hauses erfährt Julia, dass der König des Landes ursprünglich geplant hatte alle herkömmlichen Kalenderhäuser abzuschaffen und durch die neuen Schokoladenhäuser zu ersetzen. Dank Julias Erscheinen – sie ist seit vielen Jahren das erste Kind, das wieder im Königreich auftaucht – überdenkt er diese Entscheidung aber noch einmal. Einer Person passt das allerdings gar nicht und der fiese Schurke heckt einen Komplott aus, um den König zu stürzen, was Julia und die anderen natürlich verhindern wollen. Daher begeben sie sich schließlich mit vereinten Kräften auf eine gewagte Mission zur Rettung des Prinzen und des Königs. Im Unterschied zu einigen anderen Werken der Autorin, beispielsweise der Tintenwelt-Reihe, richtet sich Hinter verzauberten Fenstern merklich an jüngere Leser, was man unter anderem am Schreibstil von Cornelia Funke erkennen kann. Dieser ist hier nämlich sehr einfach gehalten, was ungewohnt ist, wenn man bisher nur die fantastischen Jugendbücher der Autorin kennt, die für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen lesenswert sind. Darin besteht eigentlich der einzige Kritikpunkt, denn die Sätze wirken manchmal sehr abgehackt und hemmen dadurch den Lesefluss. Kinder werden sich daran wahrscheinlich jedoch nicht stören. Darüber hinaus enthält das Buch einige schöne Illustrationen der Autorin, koloriert von Yvonne Ziehenhals-Mohr, die die Geschichte wunderbar ergänzen und natürlich perfekt zu den Beschreibungen der jeweiligen Figuren passen. Zudem sind auch die einzelnen Kapitelüberschriften stets ganz individuell gestaltet. *FAZIT* Hinter verzauberten Fenstern ist eine schöne, weihnachtliche Lektüre für zwischendurch, die sich aber vor allem an jüngere Leser richtet.