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nobody knows

Posted on 1.4.2020

Mit Die letzte erste Nacht hat Bianca Iosivoni eine gelungene Fortsetzung geschrieben, die mühelos mit den beiden ebenso tollen Vorgängern mithalten kann und augenblicklich Lust auf den finalen vierten Band macht. Tate und Trevor sind zweifellos zwei liebenswerte Protagonisten, mit denen man durchgängig mitfiebert und in die man sich dank der wechselnden Perspektiven, durch die man schon weiß, was sie füreinander empfinden, lange bevor sie es sich selbst eingestehen, sehr gut hineinversetzen kann. Zu Beginn werden die beiden ihrem Spitznamen TNT mehr als gerecht, doch im Verlauf der Geschichte entwickelt sich ihre Beziehung merklich weiter, wobei sich diese Veränderung erfreulicherweise sehr langsam vollzieht. Es ist ein eher schleichender Prozess und wirkt deswegen sehr authentisch. Keiner von beiden möchte sich verlieben, wenngleich aus verschiedenen Gründen, und dennoch können sie letztlich nichts dagegen tun. Sie passen wunderbar zusammen und es ist schön zu erleben, wie sich ihre Ansichten über Beziehungen im Allgemeinen und den jeweils anderen im Speziellen allmählich ändern. Tate ist eine toughe Heldin mit Ecken und Kanten, aber auch einer zerbrechlichen Seite, die nur wenige, ihr sehr nahe stehende Menschen zu Gesicht bekommen. Es gibt viel, dass man noch nicht über sie wusste, und man freut sich sie in diesem Band nun noch besser kennen zu lernen. Sie macht sich große Vorwürfe in Bezug auf den Tod ihres älteren Bruders und Jamie ist sogar der Grund dafür, dass sie Kriminologie studiert. Sie durchlebt von Zeit zu Zeit Phasen, in denen ihr jedes Mittel recht ist, um ihre Schuldgefühle für einen Moment zu vergessen, wodurch sie sich manchmal leichtsinnig in Gefahr begibt, was Trevor wiederum dazu veranlasst, den unerwünschten Retter zu spielen. Trevor wird ebenfalls von starken Schuldgefühlen aus der Vergangenheit geplagt, hat jedoch andere Wege für sich gefunden diese wenigstens zeitweise zu verdrängen. Anfangs weiß man noch nicht, was ihn so quält, nur dass es irgendeine Verbindung zu Tate gibt und es etwas ist, das sie nicht erfahren soll. Ab einem bestimmten Zeitpunkt hat man aber eine konkrete Vermutung und ahnt schließlich schon lange vor der Auflösung, was diese bittere Wahrheit ist. Dem Lesevergnügen schadet das allerdings nicht, denn viel wichtiger ist, wie Tate darauf reagiert, und zwar nicht nur im ersten Moment, sondern wie sie langfristig damit umgeht, und das weiß man im Vorfeld nicht. Man kann verstehen, warum diese Ereignisse Trevor schon so lange quälen, kann ihm aber allenfalls eine Mitschuld daran geben – andere Personen tragen auf jeden Fall viel mehr Verantwortung für das, was geschehen ist – und hat ihn daher trotz allem weiterhin gern. Er hat ein gutes Herz und würde nie jemandem absichtlich schaden. Die Geschichte ist durchweg fesselnd, unterscheidet sich jedoch in gewisser Weise stark von den Vorgängern. Einerseits, weil neben der Beziehung zwischen Trevor und Tate auch Tates verzweifelte Suche nach der Wahrheit über den Tod ihres Bruders im Mittelpunkt steht; andererseits schon durch den für einen New Adult Roman eher ungewöhnlichen Aufbau. Der erste intime Kontakt zwischen den Protagonisten liegt zu Beginn der Geschichte bereits in der Vergangenheit und die Autorin lässt den Leser nur indirekt und ausschnittsweise in Form von Rückblenden daran teilhaben. Tate und Trevor hatten also bereits Sex und befinden sich in der Phase, in der es etwas unangenehm zwischen ihnen ist, da dieser One Night Stand ihre Beziehung völlig verändert hat. Tate hätte nichts gegen eine Wiederholung, wohingegen Trevor zunehmend auf Distanz geht. Positiv hervorzuheben ist zudem, dass sowohl Tate als auch Trevor intakte, gute Beziehungen zu ihren Eltern haben, sodass die familiäre Situation hier kein Problem darstellt und nicht alle Charaktere der Clique aus ähnlich zerrütteten Verhältnissen stammen. Bei einigen anderen Romanen dieses Genres bekommt man nämlich beinahe das Gefühl, so etwas gäbe es gar nicht. Die genretypischen Sexszenen sind ansprechend geschrieben und werden von Bianca Iosivoni sparsam eingesetzt. Sie passen zu den Figuren und drängen sich nicht zu sehr in den Vordergrund. Außerdem gibt es zahlreiche Szenen, die einen zum Schmunzeln bringen und einen guten Ausgleich zum Drama um Jamies Tod sowie die Beziehung von Tate und Trevor darstellen. Die restliche Clique kommt natürlich ebenfalls vor und man liebt diese Studenten mittlerweile so sehr, dass man sich über jeden noch so kurzen Auftritt von einem von ihnen freut. Mason und Grace geraten unter den Nebenfiguren dabei am stärksten in den Fokus, was die Neugier auf den Abschlussband über die beiden noch einmal steigert. Das Ende ist, wie gewohnt, zufriedenstellend, passt zu den Protagonisten und entspricht dem, was man aufgrund des Genres erwarten darf. Zum Abschluss lässt die Autorin die Geschichte wieder ganz in Ruhe ausklingen und gewährt darüber hinaus noch einen kleinen Ausblick auf die Zukunft der sympathischen Hauptfiguren. *FAZIT* Die letzte erste Nacht ist eine fesselnde Fortsetzung, die sich nicht nur von den Vorgängern, sondern auch von anderen Büchern des Genres stark unterscheidet und somit Abwechslung bietet. Sie macht neugierig auf den finalen vierten Band der Reihe, den man einerseits so schnell wie möglich lesen, andererseits aber so lange wie möglich aufschieben möchte, um das unvermeidliche Ende dieser wundervollen Reihe noch ein wenig hinauszuzögern.

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