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Sofie Lichtenstein

Posted on 31.3.2020

Wer sich über Ableismus, Klassismus und Merfachdiskirminierung informieren möchte, dem sei Mika Mursteins "Backsteinbuch" wärmstens empfohlen. Das Buch ist zunächst einmal groß und schwer, liegt daher also nicht unbedingt gut in der Hand; das fällt allerdings nicht weiter ins Gewicht, wenn man einen Blick hineinwirft: Murstein hat sich im Sinne der Barrierefreiheit nämlich für eine besonders große Schrift entschieden und erklärt im Weiteren alle grundlegenden Begriffe, die im queerfeministischen Diskurs wie selbstverständlich gebraucht werden - fand ich, obwohl ich selbst Gender Studies im Nebenfach studiere, sehr hilfreich. Man bekommt Einblicke in Mursteins Biografie - sehr interessant, aber auch bedrückend -, in Diskurse über Ableismus - der, wie sich beim Lesen schnell herauskristallisiert, stets mit anderem Ismen verwoben ist - und Gedankenspiele, wie disablesierte Menschen den gleichen Platz in der Gesellschaft behaupten können wie ablesierte Personen, ohne auf herkömmliche Inklusionsstrategien zurückzugreifen. Einen kleinen Kritikpunkt bekommt der Text für die umständliche Art des Genders, die das Bemühen, barrierefrei zu sein, hier und da konterkariert. Es wäre möglich gewesen, einfacher zu gendern, ohne Abstriche bei der Inklusion machen zu müssen. Aber okay, Murstein ist kein_e Linguist_in. Auch hätte ich mir für dieses Buch ein besseres Lektorat gewünscht. Mir ist unterdessen bewusst, dass die Lektüre in einem Verlag (edition assemblage) erschienen ist, der aktivistisch unterwegs ist und sich den Luxus, eine_n erfahrene_n Lektor_in zu beschäftigen, nicht leisten kann. Von daher lässt sich darüber hinwegsehen. Alles in allem habe ich beim Lesen dieses Buches wahnsinnig viel gelernt. Daher wünsche ich mir sehr, dass es mehr Sichtbarkeit bekommt, denn der Text sowie das Thema an sich, das, wenn überhaupt, maximal stiefmütterlich von Verlagen behandelt wird, haben es verdient. Mehr als das sogar.

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