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gwyn

Posted on 31.3.2020

«Wörtlich übersetzt bedeutet ‹moody› so viel wie ‹melanchonisch, launisch oder mürrisch›. Mit der Zeit weden Sie auch über andere Begrifflichkeiten stolpern wie ‹dark and moody›, ‹mystic-light› oder auch ‹Chiaroscuro›. Eine klare Abgrenzung zwischen den Stilen gibt es nicht und meist gehen sie ineinander über. Was diese Bildstile jedoch alle auszeichnet, sind Kontraste, Texturen und vor allem ein ausdrucksstarkes Licht-Schattenspiel.» Auch in der Fotografie gibt es Trends. Derzeit sind im Foodbereich dunkle Fotos in, stimmungsvolle Lichtakzente auf den Lebensmitteln. Allgemein haben wir derzeit einen Trend zur Natürlichkeit und nostalgische Gemütlichkeit, Rustikalität, Vintage. Hier hinein passen Moody-Fotos,: Dunkle Fotos mit Lichteffekt, rustikal präsentiert auf alten Holztischen, Bänken, Säcken; Wassertropfen deuten die Frische an, rustikales Geschirr die Erdung, man soll sich fühlen wie bei Mama Leone auf dem alten Weingut. Diese Fotos nennt man: Dark&Moody, Mystic Light oder auch Chiaroscuro. Hier hat man bei den alten Malern geklaut, die in ihren Bildern durch Hell-Dunkel-Kontrast die Illusion eines dreidimensionalen Raumes auf einem ebenen Malgrund erzeugten. Beschrieben hat es zuerst Apollodor, ein griechischer Maler der Antike, der mit schraffierten Schatten Volumen andeutete. In der Renaissance hat die Technik des Chiaroscuro Leonardo da Vinci wieder aufleben lassen. Zu dieser Zeit wurde auch die Ölfarbe erfunden und die Technik verfeinert, siehe die Bilder von Caravaggio, Rembrandt, Georges de La Tour. In der Fotografie geht es darum, den Hintergrund dunkel zu halten und den Fokus auf das Objekt (hier das Gericht) zu lenken, denn das Auge nimmt zuerst den hellsten Bereich auf einem Foto wahr. Das Ganze sollte in der Komposition eine natürlich-rustikale Wirkung haben, Frische ausstrahlen, das Accessoire darf gern ein wenig shaby wirken. . Stimmungsvolle – «moody-Food-Fotos» verdanken ihre Atmosphäre und ihren Ausdruck dem Einsatz von wenig Licht und noch mehr Schatten. In diesem Buch zeigt die bekannten Food-Fotografin Corinna Gissemann ihren Bildstil Schritt für Schritt: Food-Motive in Szene setzen, Formen und Oberflächen mit verschiedenen Lichtsetzungen und Abschattern betonen, am Rechner in Lightroom nachbearbeiten. Zunächst geht es um die Ausrüstung: Kamera, Stativ, Objektiv, Bildbearbeitung, Softbox, Fotolampe, Arbeitsplatz, Requisiten. Um einen dunklen Hintergrund zu schaffen, werden Spanplatten mit Farbe bearbeitet. Das erste Fotomodell ist hier eine Birne. Und schon kommt ein Tipp, wie man zickige Modelle dazu bekommt, gerade zu stehen, nicht in Schieflage zu geraten: Zahnstocher von hinten eingepiekst, Knetmasse angepappt und schon steht das Modell gerade. Kameravoreinstellungen, Weißabgleich nicht vergessen, und weiter geht es zu den vorbereiteten Abschattern: ablichten. Nun geht es weiter an die Fotobearbeitung: Tiefen- und Lichterbeschnitt wird erklärt, Profikorrekturen und chromatische Aberrationen, folgend die Bearbeitung mit Belichtung und Kontrast, Lichter, Sättigung, Bildschärfe, Vignettierung. Im nächsten Kapitel geht es um Licht und Schatten, Lichtrichtung, Lichtquelle, Abschatten bei Tages- und Dauerlicht. Auch das Thema Bildlooks wird gut erläutert: Storytelling, die Bildaussage, mit Bildern Geschichten zu erzählen, Emotionen zu wecken. Und hier darf die Bildgestaltung nicht fehlen. Fotos in der Box – ein Pappkarton wird dafür vorbereitet, oder ein Tunnel gebaut, Lichtstrahl durch die Taschenlampe. Werden Sie kreativ!, fordert uns Corinna Gissemann auf. Welche Requisiten passen zum Moody-Bildstil? Einfach auf dem Flohmarkt danach Ausschau halten. Fotounter- und -hintergründe aus Holz, Besteck, Stoffe und vieles andere mehr lassen sich wundervoll dekorieren. Neues auf alt trimmen, Papier mit Kaffee zu antiken Schriftstücken umwandeln. Es gibt eine Menge Tipps für das Programm Lightroom, mit dem man einfach und effektiv arbeiten kann. Am Ende kommt Bewegung in die Fotos. Lebhafte Bilder machen was her: Mehl, das durch das Sieb fällt, tropfendes Wasser, rauchende Kerzen, auch hier wieder Schritt für Schritt der Weg zur Gestaltung. Das Buch eignet sich für Anfänger in der Food-Fotografie, aber auch für Fortgeschrittene, die hier eine Menge Tipps mitnehmen können. Alle Schritte werden genau erklärt, Komposition des Bildes, Einstellungen der Kamera, Bearbeitung am Rechner. Das Buch ist für jeden Fotografen eine Bereicherung, der sich mit Stillleben befasst und den die Moody-Fotografie reizt. Wie schwierig der Einstieg in die Food-Fotografie sein kann, weiß Corinna Gissemann aus eigener Erfahrung. Als Autodidaktin brachte sie sich alle Grundlagen selbst bei und verkaufte ihre Food-Fotos bald sehr erfolgreich an Stockfoto-Plattformen und Industriekunden. Heute gibt sie ihr Wissen mit viel Leidenschaft in Coachings und Workshops weiter.

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