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stinsome

Posted on 30.3.2020

ACHTUNG, ES HABEN SICH SPOILER EINGESCHLICHEN! Wer nicht gespoilert werden möchte, macht lieber einen Bogen um diese Rezension, denn ich benenne einige Handlungsschritte explizit mit der dazugehörigen (ungefähren) Seitenangabe. Ihr seid gewarnt. :) Ich will mich gar nicht lange an einer Inhaltsangabe aufhalten, denn die Plot Line ist eigentlich relativ simpel: Reicher Aufreißer trifft armes Mädchen, das anders ist als andere (würde ich nicht unterschreiben, Veronica ist eigentlich recht durchschnittlich), und verliebt sich Hals über Kopf. Für sie will er sein Dasein als Womanizer aufgeben, umwirbt sie und als er sie endlich für sich gewonnen hat, stellen sich andere Menschen ihrem Glück in den Weg – aufgrund von Veronicas ärmlicheren Verhältnissen oder aus bloßer Eifersucht/Bösartigkeit. Das kommt einem wahrscheinlich aus dem ein oder anderen Buch bekannt vor, weshalb ich auf die Umsetzung gespannt war. Zu Anfang der Leseprobe war ich jedoch relativ skeptisch. Caleb lässt so klischeehafte Machosprüche vom Stapel (obwohl er zuvor noch über die Sprüche seines Freundes Justin die Augen verdreht hat), dass ich eigentlich gleich zu lesen aufhören wollte. Ich habe weitergelesen. Veronicas schlagfertige Art und auch Calebs Konter konnten mich dann jedoch noch dazu überzeugen, dem Buch eine Chance zu geben. Wie man meiner Bewertung jedoch ansieht, hätte ich mir das wohl eher sparen können, denn nach der Leseprobe flacht das Niveau der Story enorm ab. Von Reds tougher, schlagfertigen Art ist im gesamten Mittelteil nichts mehr zu erkennen (gegen Ende kommt ihre Schlagfertigkeit wieder zum Vorschein) und Caleb wird zu einer anhänglichen, besitzergreifenden und dominanten Klette, die Red ständig vorschreibt, was sie zu tun und zu lassen hat. Calebs Entwicklung fand ich ganz besonders schrecklich, da ich mit dieser besitzergreifenden, bestimmenden Art nichts anfangen kann. Mir ist es auch absolut schleierhaft, wie man eine Aussage wie „Du bist die Eine für mich. Bis ich sterbe. Und das gilt auch für dich, okay?“ romantisch oder süß finden kann. Für mich klingt das wie Zwang, Caleb zwingt sie in diese Beziehung von Anfang an, obwohl sie es langsam angehen möchte. Er jedoch möchte sie schon auf Seite 70 zu seiner festen Freundin machen, obwohl es zuvor keinerlei Annäherungen zwischen ihnen gab, die eine derartige Forderung rechtfertigen würden. Auf Seite 150 macht er ihr einen indirekten Heiratsantrag und gut 20 Seiten später spricht er von Kindern: eine ganze Basketballmannschaft möchte er mit ihr haben. Das ist kein gesundes und realistisches Tempo, es geht alles viel zu schnell und ist absolut unglaubwürdig. Es wirkt, als wäre die Autorin zu ungeduldig gewesen, die Beziehung der beiden gescheit aufzubauen – es wird erwähnt, was die Figuren fühlen, aber es wird nicht glaubwürdig präsentiert – man merkt davon nichts, man fühlt nichts! Aufgrund dessen habe ich die Handlung ziemlich schnell nicht mehr ernstnehmen können und mit dem Gedanken gespielt, das Buch abzubrechen und nicht mehr anzurühren. Bis Seite 200 war es ein einziger Kampf, danach wurde es etwas fesselnder, da ein wenig Spannung eingeflochten wurde. Immer mehr Personen tauchten auf, die den beiden das Leben schwer machten. Die wenigen Einblicke in deren Perspektive brachten etwas Abwechslung hinein. Dennoch waren sämtliche Handlungsstränge nichts, was ich in dem Genre nicht schon einmal irgendwie gelesen hätte. Ein Klischee jagt das nächste und die Figuren, die man hier wohl als „Antagonisten“ bezeichnen würde, waren derartig schrecklich und bösartig, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann – nein, nicht vorstellen MÖCHTE – dass es solche Menschen gibt. Menschen, die einem die Freundschaft nur vorspielen, um in bessere Kreise zu kommen, mag es geben, aber Menschen, die mit dem Gedanken spielen, dich gegen ein Geländer zu schubsen und zu hoffen, dass du dir den Kopf einschlägst und stirbst, um es dann wegen deiner Trunkenheit wie einen Unfall aussehen zu lassen? Ohne erkennbaren Grund? Wow! Also, was soll man dazu sagen? Mal ganz abgesehen davon finde ich das Buch manchmal nicht so gut geschrieben. Der Schreibstil ist stellenweise ganz gut, aber oft sind die Sätze zu abgehackt, folgen ohne Ausschmückungen aufeinander und wichtige Handlungsschritte werden unterschlagen (Caleb fängt an, auf jemanden einzuschlagen, auf einmal findet er sich direkt vor dem Club wieder, weil er rausgeschmissen wurde; Theo packt etwas in den Kofferraum, im nächsten Moment ist die Rede davon, dass der Wagen den Geist aufgibt), was auf mich sehr lustlos wirkte. Und das bei der hohen Seitenzahl. Darüber hinaus verhalten sich die Figuren nicht immer authentisch. Von der Frage, wie sich Caleb eine so teure Wohnung leisten kann, kommt Caleb auf die Aussage „Glaubst du wirklich, dass ich dieses Leben will? […] Glaubst du, das macht mich glücklich?“, was in meinen Augen total unpassend und von der Autorin viel zu konstruiert ist, um eine verletzliche Seite an Caleb heraufzubeschwören, die überzogen und unglaubwürdig ist. Gleichermaßen verhält es sich mit den Szenen, in denen Veronica pseudotiefgründige Aussagen vom Stapel lässt, um Caleb zu trösten. Sie wirken wie hohle Phrasen, die ich schon zu Hauf in anderen Büchern gelesen habe. Trotzdem muss gesagt werden, dass alle Kritikpunkte mit Voranschreiten der Seitenzahl etwas in den Hintergrund rücken. Es wird gegen Ende wirklich besser, sodass ich mich zwischenzeitlich sogar dabei ertappt habe, dass ich weiterlesen wollte. Vor allem auf den letzten Seiten ist viel Spannung vorhanden, obgleich jeder Handlungsschritt irgendwie vorhersehbar ist und nichts überraschend kommt. Die Charaktere verhalten sich – bis auf wenige Ausnahmen, aber das ist so gewollt – auch echter und lebensnaher, obwohl ich Calebs kitschige Aussagen bis zum Schluss zu viel fand, da kein Mann – nicht einmal eine Frau – so viel Süßholz raspelt. Wirklich angetan hat es mir aber folgendes Zitat: „Wie kannst du nicht in meine Welt passen, wenn du meine Welt bist?“ (S. 549) Caleb ist manchmal wirklich süß, aber er übertreibt es damit leider maßlos. Fazit Das Buch hat gegen Ende ein bisschen die Kurve gekriegt, sodass es nicht unausstehlich war und man sich von vorne bis hinten auch nicht durchquälen musste (das war nur bei den ersten 200 Seiten der Fall), aber herausragend ist es dennoch nicht. Ich bin sehr enttäuscht von dem Buch, da ich doch schon recht oft über bestimmte Passagen die Augen verdreht habe. 600 Seiten Klischees, zu viel Süßholzgeraspel und trotzdem kommt einfach nicht viel Gefühl auf. Von mir gibt es leider nur 2,5 Sterne.

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