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stinsome

Posted on 30.3.2020

Coldworth City war mein zweiter Roman von Mona Kasten und ist völlig anders als der erste Band der Again-Reihe. Mona Kasten wagt hier einen Ausflug in ein ganz anderes Genre und überzeugt damit leider nur, wenn man beide Augen zudrückt und wohlwollend über Logikfehler und Oberflächlichkeiten hinwegsieht. Geschrieben ist das Buch aus der Sicht von Raven, Knox und Wade. Raven, unsere Protagonistin, ist eine Mutantin auf der Flucht. Gemeinsam mit ihrem Bruder Knox täuschte sie ihren Tod vor, um den Fängen einer Forschungsorganisation namens AID zu entkommen, die Experimente an Mutanten durchführt, um ein Serum herzustellen, das diesen ihre Kräfte nimmt. Während sie nachts in Coldworth City nun auf Superheldin macht und Verbrechen verhindert, entgeht ihr, dass sie schon seit längerer Zeit dabei beobachtet wird. Von Wade, der dem „Untergrund“ angehört und sie für diesen anwerben will, um der AID endlich das Handwerk zu legen. Schon durch die Inhaltsangabe wird schnell deutlich, dass sich hier vieler Stereotype bedient wird. Ein Bösewicht, eine Widerstandsgruppe, die sich gegen diesen auflehnen will, und eine Heldin, die persönlich involviert ist. Auch Wade ist stereotyp, denn er ist der geheimnisvolle, gezeichnete Held mit tragischer Vergangenheit. Aber er ist nicht der arrogante Schönling, den man vielleicht erwarten würde, sondern ein abgeklärter Einzelgänger mit einer eigenwilligen Frisur und einer fiesen Narbe, die sein gesamtes Gesicht entstellt. Aufgrund dessen hat er trotz stereotyper Eigenschaften mein Interesse geweckt. Raven wirkt daneben fast langweilig, denn auch sie hat zwar viel in ihrer Vergangenheit mitmachen müssen, charakterlich ist sie jedoch sehr eintönig. Ohne Zweifel ist sie eine toughe Protagonistin, die sich selbst zu wehren weiß, die darüber hinaus aber sehr gewöhnlich ist. Alle anderen Charaktere, selbst Ravens Bruder Knox, bleiben sehr blass, da man nur das Nötigste über sie erfährt. Die Liebesgeschichte zwischen Wade und Raven hatte aufgrund von Wades Charakter und Aussehen schon ganz am Anfang des Buches mein Interesse geweckt, war aber trotz der im Klappentext angepriesenen „großen Lovestory“ eher unzufriedenstellend. Positiv war zwar, dass sie die Handlung nicht in den Hintergrund drängt, jedoch war das Gebotene doch etwas wenig. Dies gilt jedoch für das gesamte Buch. Wie Charaktere und Liebesgeschichte ist auch die Handlung sehr oberflächlich gehalten. Mit Informationen und Details wird so stark gespart, dass der Leser quasi darum gebeten wird, nicht mitzudenken und sich einfach berieseln zu lassen. Hintergrundinformationen, die wichtige Lücken schließen würden, fehlen gänzlich, als hätte man sich mit der Idee nicht näher auseinandersetzen wollen. Es wäre so viel mehr möglich gewesen. In diese Oberflächlichkeit spielt die Tatsache hinein, dass alles sehr schnell geht und unglaublich glatt läuft. Hindernisse werden innerhalb weniger Seiten und nahezu mühelos überwunden, auch Ravens Entwicklung vollzieht sich unnatürlich schnell. Theoretisch gesehen taugt der Plot viel besser als Film, denn dort stehen einem nun mal nicht so viele Möglichkeiten offen, langsame, realistische Charakterentwicklungen zu entwerfen, wie das beispielsweise in Büchern (eigentlich) der Fall ist. Story und Charaktere hätten viel mehr hergegeben, sodass mindestens ein zweiter Band noch möglich gewesen wäre. Sieht man über die Oberflächlichkeit und gewisse Unstimmigkeiten hinweg, so kann Coldworth City überzeugen. Ich fühlte mich trotz oben genannter Kritikpunkte die meiste Zeit über gut unterhalten – die Idee war interessant, Spannung kam auf und auch die Charaktere waren nicht unsympathisch. Erwarten darf man jedoch keine von vorne bis hinten ausgeklügelte Story und mit Andeutungen und Informationslücken muss man sich leider abfinden. Fazit Coldworth City hat mir insgesamt Spaß gemacht, da ich die Kritikpunkte beim Lesen als nicht übermäßig störend empfunden habe. Das Buch bietet spannende Unterhaltung, aber keine Tiefe – weder in Hinblick auf die Charaktere noch auf die Handlung – und das muss man so hinnehmen. Es liest sich mit geringer Seitenanzahl, großer Schrift und angenehmem Schreibstil sehr schnell und kann daher einfach mal zwischendurch gelesen werden, denn Zeitverschwendung ist es meiner Meinung nach nicht. Ich vergebe 3,5 Sterne.

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