stinsome
Ich empfehle es dringend (!), die Dämonentochter-Reihe vorher zu lesen. Der Lesespaß ist dann mit Sicherheit um einiges größer. Wer die Dämonentochter-Reihe außerdem noch definitiv lesen möchte, würde hier komplett gespoilert werden. Alle wichtigen Plot Twists werden verraten. Ich muss sagen, dass ich von Jennifer L. Armentrout Besseres gewohnt bin. Dieses Buch weist in vielen Punkten erhebliche Schwachstellen auf und kann der Dark Elements-Reihe in meinen Augen bei Weitem nicht das Wasser reichen. Ich wiederhole es gerne noch einmal: Ich finde, es ist unverzichtbar, die Dämonentochter-Reihe vorher zu lesen. Es wird einem zwar alles wichtige früher oder später vor den Latz geknallt, jedoch dadurch logischerweise auch alles gespoilert, was in der vorherigen Reihe überraschend gewesen wäre. Zu Anfang schlittert man in die Welt unbeholfen hinein und es ist schwierig, die ganzen Informationen sofort zu verarbeiten, die nur stückweise näher erläutert werden. Ich habe mich etwas hilflos und vor den Kopf gestoßen gefühlt, da es doch recht viel war, was über die Welt erst einmal verstanden werden musste. Ich denke auch, das Lesevergnügen ist um einiges größer, wenn man mit den altbekannten Figuren, von denen zahlreiche auftauchen oder erwähnt werden, bereits vertraut ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass man dann auf das Wiedersehen mit diesen Figuren hinfiebert. Mir jedoch sind die entsprechenden Personen wie Deacon und Luke dann eher blass erschienen, da ich nur wenig über sie wusste, und von Figuren wie Aiden oder Alex, die hin und wieder erwähnt werden, hatte ich leider keinerlei Vorstellung. Nun aber mal zu dem Buch an sich: Sehr negativ ist mir aufgefallen, dass die Liebesgeschichte stark im Vordergrund steht und jegliche Fantasyelemente und Spannung dahinter zurückstecken müssen. Nahezu auf jeder Seite wird erwähnt, wie attraktiv Seth ist. Sowohl Josie als auch Seth - man liest aus beiden Sichten, was mir sehr gut gefallen hat! - denken immer wieder nur an das Eine, was an einigen Stellen völlig unangebracht ist. Spannung kommt leider nur selten auf und wenn doch, dann werden diese Szenen sehr schnell abgehandelt, sodass man in dem Verdacht bestärkt wird, dass der Fokus auf der Liebesgeschichte liegt. Mit der Zeit habe ich mich dabei ertappt, dass ich auf die Szenen zwischen Josie und Seth hingefiebert habe, anstatt die Stellen zu genießen, die sich mit dem Vorantreiben der Handlung beschäftigten. Diese waren nämlich relativ langweilig, es gab keine ausschweifenden, spannenden Kampfszenen (nur relativ kurze) und wirklich viel passiert ist auch nicht. Von Überraschungsmomenten ganz zu schweigen. Die Liebesgeschichte ist anfangs auch eher auf der körperlichen Ebene anzusiedeln. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen, wodurch es immer wieder zu diesem erotischen Knistern kommt, für das Jennifer L. Armentrout ein Händchen hat, aber tiefergehende Gefühle sucht man vergeblich. Dadurch wirkte die Liebesgeschichte auch etwas unspektakulär - nichts, bei dem man sonderlich mitfiebern würde. In der zweiten Hälfte des Buches ändert sich das jedoch, die Liebesgeschichte verlagert sich auf eine platonische Ebene und das hat mir sehr gefallen. Gleichzeitig ist dabei auch eine Charakterentwicklung bei Seth zu beobachten, der mir auf diesen Seiten immer sympathischer wurde. Seth habe ich deswegen mittlerweile sehr ins Herz geschlossen, obwohl er ein typischer männlicher Protagonist aus dem Genre ist. Ein Bad-Boy, der nichts anbrennen lässt, düstere Geheimnisse mit sich herumträgt und trotzdem immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat. Im Gegensatz zu Josie ist er ein vielschichtiger und auch spannender Charakter, bei dem man nie genau weiß, wie er reagieren wird. Er war ein ausschlaggebender Grund dafür, warum mir das Buch Spaß gemacht hat. Josie ist dagegen eher blass und langweilig. Sie kann nicht kämpfen, muss ständig beschützt werden und schmachtet Seth von morgens bis abends an. Sie verheimlicht das nicht einmal oder gibt sich ein wenig unnahbar, nein. Von ein paar spitzen Kommentaren abgesehen, zeigt sie Seth ganz offen, dass er sie haben kann. Dadurch wurde ich leider nicht mit ihr warm. Jennifer L. Armentrouts Humor ist eigentlich genau meins, aber hier kam er stellenweise nicht bei mir an. Es gab Momente, bei denen ich lachen oder grinsen musste, aber leider auch welche, die eher hölzern oder zu gewollt auf mich wirkten. Einer davon war beispielsweise Josies absolute Unfähigkeit, das absolut schwierige Wort "Apollyon" (*Ironie off*) richtig auszusprechen, sodass man doch tatsächlich Wörter wie "Pollyanna" oder "Pollypoo" lesen durfte. Ich fand es nach dem ersten Mal leider nicht mehr lustig und habe Josies Verstand ernsthaft angezweifelt. Der Showdown am Ende ist wie das restliche Buch in Sachen Spannung: Relativ unspektakulär und absolut vorhersehbar. Positiv ist jedoch, dass es keinen nervigen Cliffhanger gab. Fazit Ich vergebe (vorerst) 3,5 Sterne, da ich mich zwar doch gut unterhalten fühlte, die negativen Aspekte aber nicht auszublenden sind. Hätte ich die Dämonentochter-Reihe vorher gelesen, wäre meine Bewertung wahrscheinlich sehr viel besser ausgefallen, so jedoch stufe ich dieses Buch eher als mittelmäßig ein. Für Fans von Seth ist dies jedoch sicher ein Highlight. Ich werde diesem Buch noch einmal eine Chance geben, wenn ich Alex & Co. näher kennengelernt habe.