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bines_brimborium

Posted on 30.3.2020

So, nachdem der 2. Band jetzt endlich erschienen ist, habe ich es auch geschafft den ersten Band der sagenumwobenen Reihe "Fifty Shades of Grey" zu lesen (oder eher hinter mich zu bringen). Dies ist das erste Buch, dass ich mir wirklich nur gekauft habe, weil ich "mitreden wollte" oder eher, weil ich diesen ganzen Hype, den das Buch ausgelöst hat, verstehen wollte, denn über den Inhalt wollte ja niemand genau mit mir reden. Da wurde nur hinter vorgehaltener Hand gekichert, da es sich ja um einen "Erotikroman" handelt. (Nennt mich ab heute ruhig die Königin der Gänsefüßchen.) Das einzige Wort, dass immer wieder gefallen ist, waren zwei dicke fette Buchstaben: SM Ist es da ein Wunder, dass ich mit einem Erwachsenenbuch mit einigen Spielzeugen und Hauen gerechnet habe? Nun ja, was ich am Ende bekommen habe, sage ich euch später. Erstmal versuche ich mich an einer kurzen Inhaltsangabe. In meinen letzten Reviews habe ich mich eigentlich immer darum gedrückt, weil ich das einfach weniger spannend und für mich einfach lästig finde, aber ich muss es jetzt wo ich bald studiere früher oder später sowieso wieder machen, also ist eine kleine Übung hier auf goodreads vielleicht nicht die schlechteste Idee^^ Die Geschichte steigt sofort in die Handlung ein und zwar damit, dass die 21 jährige Literaturstudentin Anastasia (im Buch meist Ana genannt) für ihre kranke Mitbewohnerin Kate den stinkreichen Firmeninhaber und Geschäftsmann Christian Grey interviewen muss. Und damit beginnt das ganze Übel. Ab diesem Zeitpunkt stalkt Christian Grey Ana nur noch hinterher und auch sie ist natürlich hingerissen von dem viel zu gutaussehenden Christian Grey. Und das war es dann fast auch schon. Christian hat einen Narren an Ana gefressen und auch Ana kann nicht mehr von Christian lassen. Das Problem, dass sich dann durch das ganze Buch zieht ist einfach, dass Ana ein ganz schlimmes unschuldiges Naivchen ist (sie ist selbstverständlich Jungfrau und hatte noch nie einen Freund) und natürlich nach der großen Liebe sucht, Christian Grey, aber nun mal so gar kein Romantiker ist (sagt er von sich selbst, im Buch handelt er jedoch ziemlich gegensätzlich). Er will eben keine klassische Beziehung, sondern eine Dom - Sub Beziehung mit BDSM Praktiken. Dem ist Ana irgendwie so nie gewachsen, obwohl sie sich im Laufe des Buches immer wieder auf die verschiedensten Praktiken einlässt, weshalb ich ihre Reaktion am Ende unheimlich übertrieben und unglaubwürdig finde, eben nur deshalb vorhanden, um den Plot mal etwas voranzutreiben, aber zu sehr spoilern will ich euch ja nun auch nicht. Wie ihr merkt, gleite ich gleich in die Fanfiktion Sprache über und das ist auch kein Zufall, immerhin ist es wichtig vorher zu wissen, dass "Shades of Grey" ursprünglich eine Fanfiction zu Twilight mit dem Titel "Master of the Universe" war. Am Anfang hatte ich echten Spaß daran die ganzen Charaktere von "Shades of Grey" den Charakteren aus "Twilight" zuzuordnen^^ Als Twilight Kenner gelingt einem das ganz leicht ;) Außerdem ist auch an der Sprache deutlich zu erkennen, dass es sich hier eigentlich um eine Fanfiktion handelt. Das hat mich anfangs extrem gestört. Mir hat die Sprache gar nicht gefallen. Für ein vollwertiges Buch war sie mir einfach viel zu plump, aber was mich am meisten aufgeregt hat, war, dass das Buch im Präsens geschrieben ist. Ich hasse das wirklich unbeschreiblich. Ich finde einfach, dass sich Geschichten im Präteritum am besten anhören, aber das ist meine persönliche Meinung (die ich aber mit einigen Teile^^). Fragt euch mal selber. Was gefällt euch besser? "Ich werde rot" oder "Ich wurde rot"? (Das ist übrigens ein sehr häufiger Satz^^) Glücklicherweise ist mir das Präsens so nach der Hälfte des Buches nicht mehr aufgefallen und ich habe mir das Präteritum einfach immer selber dazugedacht. Und an den plumpen Schreibstil habe ich mich dann auch irgendwann gewöhnt. Zum Glück, denn im Grunde habe ich mich meist ganz gern durch das Buch gelesen. Ana ist mir nicht wirklich sympathisch. Sie ist ganz ok, aber ich kann mich einfach gar nicht mit ihr identifizieren, vor allem weil ich Luftsprünge gemacht hätte, wenn mir jemand einen Audi geschenkt hätte ;) Am schlimmsten fand ich aber Anas schizophrenen Neigungen. Da wäre erstmal ihr sexbessesessenes Inneres, ihre « Innere Göttin », was für ein bescheuerter Name, und ihr « Unterbewusstsein », das ein total verstocktes Ding ist. Vor allem die Innere Göttin empfinde ich als ungeheuer nervig und ich habe ihr regelmäßig Morddrohungen zugeschrien -.- Positiv an Ana finde ich, dass sie nicht so schlimm ist wie Bella, aber das ist eigentlich auch keine hohe Kunst. Christian Grey hingegen finde ich eigentlich gar nicht mal so übel. Er ist eben auch ein bisschen Psycho, wahrscheinlich kommt er deswegen so gut mit Ana klar. Aber immerhin ist er kein Naivchen, sondern ein knallharter (lol) Geschäftsmann, der es ein wenig härter mag und emotional verstockt ist, könnte man meinen. Und wäre er wirklich so, wie er sich immer beschreibt, würde er mir noch tausend mal besser gefallen, aber nein, diese Jungfrau Ana weicht ihn total auf. Er saht zum Beispiel, er wolle nie Blümchensex haben, leider ist etwa 80% des Geschlechtsverkehrs zwischen den beiden stinknormaler Sex. Von wegen SM Roman. Ich erinnere mich spontan nur an 2 Szenen, die ich wirklich als harten Sex betiteln würde. Das alles ist mir für seinen Ruf viel zu lasch und romantisch. Was die Sexszenen angeht erfüllt das Buch also nicht meine Vorstellungen. Vor allem fand ich die Szenen nicht so unheimlich hart und erotisch, wie ich es jetzt von einem Erotikroman erwartet hätte. Mir kommt das alles eher etwas entschärft und soft eben für die breite Masse vor. Ich habe jedenfalls schon Bücher und Fanfictions gelesen, die nicht als Genre „Erotik“ ausgezeichnet waren und wo ich den Sex viel aufregender fand, aber ich schätze, das ist Geschmackssache. „Bestseller“ sagt ja schon alles. Und dass der Sex mega unrealistisch war, muss ich ja wohl nicht extra erwähnen, oder? Übrigens kann ich es recht gut nachvollziehen, dass dieses Buch ein Bestseller ist. Erstmal ist das Thema SM natürlich ein kleines interessantes Tabuthema, in das jeder ganz gerne mal einen verstohlenen Blick wirft, ganz klar. Das ist schon mal der Hauptpunkt. Darüber hinaus ist der Grund, warum dieses Buch von vielen Frauen so gefeiert wird, meiner Meinung nach Christian Grey. Er ist schon eine interessante Figur, aber ich denke vor allem sein abartig ausgeprägter Beschützerinstinkt kommt bei uns Frauen gut an. Er ist zwar ein dominanter Kontrollfreak, hat aber auch seine sanften Seiten und hatte eine schwere Kindheit schluchz Natürlich jetzt mal ganz abgesehen von seiner eigenen Firma und den paar Millionen auf seinem Konto. Ich denke schon, dass Christian Grey ein Traummann für viele Frauen ist. Denn sind wir mal ehrlich, wir Frauen wollen doch alle einen Typen, der sich um uns sorgt uns auch mal gelegentlich hinterherrennt und uns teure Geschenke macht, oder? Ich muss zugeben, zu so einem Mann würde ich wohl auch nicht nein sagen. Es ist und nun mal ein großes Bedüfnis umsorgt und geliebt zu werden und das tut Christian Grey in Perfektion. Natürlich ist (für mich zumindest) auch die Aufmachung des Buches ein Kaufanreiz. Ich persönlich mag das Cover vom 1. Band sehr gerne. Die runde Ausstanzung ist ein Hingucker und das gummierte Cover lädt geradezu zum Streicheln ein. Die Orchidee und ihre Farbe sagen mir auch unheimlich zu, nicht zu vergessen, dass es seinen Reiz hat über die erhabene Struktur des phallusförmigen Blütentempels zu fahren ;) Ich finde das Cover wirklich gelungen. Es zeigt subtil das Thema des Buches, wenn auch nicht zu subtil :) Nun, obwohl mich die Handlung, Ana und ihre Innere Göttin, der Schreibstil und die Twilight Anlehnungen manchmal zur Weißglut getrieben haben, habe ich das Buch doch recht gerne gelesen. Es zieht einen wirklich sehr in seinen Bann, vor allem, weil man den Machtkampf zwischen Ana und Christian einfach weiterverfolgen will. Anfangs hat es mich sehr gestört, dass die Handlung so sehr auf Ana und Christian reduziert war und die anderen Charaktere eigentlich total unwichtig sind, aber irgendwann habe ich mich damit abgefunden. Ich musste mich mit vielem abfinden und anfreunden, bevor ich dieses Buch annehmen konnte, aber wenn man sich darauf einlässt, ist es eine nette Unterhaltungsleküre für Frauen und das macht eben einen Bestseller aus, vor allem, wenn man ihn leicht herunterlesen kann. Wenn ich könnte, würde ich 3 ½ Sterne geben. Denn ich mochte es ganz gerne, aber ich mochte es eben nicht richtig gerne, wenn ihr versteht, was ich meine^^ Ich schätze, ich werde mir auch irgendwann demnächst den 2. Band holen, aber das hat keine Eile. Ich möchte schon wissen, was die Zukunft der beiden noch so bringt, aber ich muss es nicht sofort wissen. Vor allem finde ich das Cover vom 2. Band irgendwie eklig, da ich bei dieser Orchideenform immer das Gefühl habe in ein weibliches Geschlechtsorgan zu blicken. Streicheln ist hier also weniger drinnen für mich. Trotzdem werde ich es mir für sein 13€, die ich übrigens gerechtfertigt finde, demnächst irgendwann kaufen.

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