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bines_brimborium

Posted on 30.3.2020

Nachdem ich nun überraschend gut durch die "Urversion" des "Amphitryons" von Molière gekommen bin, habe ich mich nun endlich auch durch Kleists "Überarbeitung" gequält. In diesem Fall kamen wohl ziemlich viele Komponenten zusammen, die mir das Buch unsympathisch gemacht haben (wenn man das so nennen darf, jedenfalls habe ich es nur ungern in die Hand genommen.) Erstmal kannte ich die Geschichte natürlich schon von Molière und somit ging der Spannungsfaktor schon mal flöten. (Darum gibt es hier auch nicht schon wieder eine Inhaltsangabe, schaut euch dazu einfach meine Rezension von Molière an.) Kleist hat wirklich meiner Meinung nach kaum Veränderungen am Original vorgenommen! Ein bis zwei Szenen unterscheiden sich deutlich und er hat das Vorspiel ausgelassen, aber beim rest hat er streckenweise wirklich eins zu eins den Text von Molière übernommen. Ihr könnt euch vorstellen, wie spannend das Lesen da war -.- Erschwerend kommt außerdem hinzu, dass ich Kleist noch nie mochte. In der Schule haben wir sein Stück "Das Käthchen von Heilbronn" aufgeführt und schon dort war mir seine Schreibweise zutiefst verhasst. Meiner Meinung nach schafft es kaum jemand so vollkommen wie er einfache Sätze unnötig zu verkomplizieren. Wenn ihr mal einen Kleist gelesen habt, wisst ihr, was ich meine. Einfach abscheulich. Außerdem hasse ich seine ständigen Ausrufswiederholungen (hatte fast schon was von Shades of Grey). Irgendwann konnte ich "Mein Seel" und "gleichviel" oder sein ständiges "Wer?" "Na, ich." "Wer bist du?" "Na, ich" nicht mehr lesen. Die Sprache ist teilweise so konfus, dass ich mich dabei ertappt habe, dass ich schon mal eine Seite runter gelesen habe ohne irgendwie auf den Inhalt zu achten oder zu verstehen, was gerade passiert, was eventuell natürlich auch daran liegen kann, dass ich natürlich eh schon wusste, was passiert. Leider ist auch die nicht unerhebliche Belustigung, die ich bei Molière empfunden habe, vollkommen verfolgen. Bloß am Ende hatte ich einen kleinen Lacher, der allerdings auf unfreiwilliger Komik beruhte, was nicht für Kleist spricht. Wenn ich genau überlege, gibt es genau eine Sache, die mir an Kleists Version besser gefallen hat, als an Molières. Und das wäre Jupiter. Ich kann nicht genau sagen, warum, aber er war mir bei Kleist sehr viel sympathischer. Irgendwie kam er mir "menschlicher" vor und im Gegensatz zu Molières Jupiter, hatte ich das Gefühl, dass er wirklich in Alkmene verliebt ist und nicht nur für eine Nacht ein wenig Spaß mit ihr haben wollte. Alkmene dagegen habe ich bei Kleist nicht so wirklich verstanden. Sie ist schon ein kompliziertes Weibsbild. Dennoch hatte ich bei Kleist eine viel größere Sympathie mit Jupiter als mit Amphitryon und habe ihm sein Glück mit Alkmene sogar gegönnt. Sehr komisch. Insgesamt empfinde ich Kleists Version von "Amphitryon" als eine ernstere, längere, kompliziertere Version von Molière. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich es hinter mir habe und kann vom reinen Lesen her allen wirklich Molières Version ans Herz legen. Ich frage mich auch, was Kleist geritten hat, ein Buch zu 2/3 vollkommen abzuschreiben, aber das ist eine andere Frage. Aus seiner Biografie wissen wir ja, dass Kleist sie nicht mehr alle beisammen hatte^^

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