Profilbild von bines_brimborium

bines_brimborium

Posted on 29.3.2020

Ein Mädchen, das eine traumatische Erfahrung hinter sich hat, und der Sohn des Teufels, der mit mysteriösen Absichten ihr Schutzengel wird und ihr ungewollt immer näher kommt. Über allem schwebend Gott und sein Bruder Luzifer, die um jede einzelne Seele ringen. Das ist im Groben gesagt die Welt von „Teufelsherz“ von Sabrina Qunaj. Ich selber habe das Buch bei einer Verlosung von dem lieben Youtuber brivido libro gewonnen und muss zu meiner Schande gestehen, dass ich sonst dieses Buch wohl nie gelesen hätte. Denn im Grunde interessiere ich mich wirklich gar nicht für Engelsgeschichten, habe aber auch wirklich noch nie eine gelesen, da ich mir das wirklich noch nie gelesen, da ich mir das wirklich sehr langweilig vorgestellt habe. Was mich hier an diesem Buch überzeugt hat, war aber eindeutig nicht die Engelsgeschichte, sondern der große Einfluss, der auch Satan und die Hölle hatten (ich denke, damit verrate ich nicht zu viel, wenn man sich Cover und Buchtitel so ansieht). Ich mochte wirklich diesen Hintergrund von Himmel und Hölle, der im ersten Kapitel / Prolog schon fast vollständig dargestellt wird. Und ich mochte es besonders, dass Damian so zwischen dem ganzen steht. Alles in Allem hat mir wirklich das fantasylastige an dem Buch am besten gefallen, was mich darin bestätigt, dass Fantasy momentan irgendwie mein Genre ist. Ich habe lange kein Urban Fantasy Buch mehr gelesen und dachte eigentlich, dass mich die kleine Highschoolgeschichte mehr packen würde, als die Engel, aber dem war nicht so. Himmel und Hölle - das hat mich interessiert. Vielleicht auch, weil mich das Buch stellenweise an Faust erinnert. Die Rivalität zwischen Gott und dem Teufel, dieses Prinzip, dass Mephisto / Luzifer ein Teil von Gott ist, Damian, der Schützling von Gott ist, aber auch von Luzifer beeinflusst wird, ja, das kommt schon nah an Faust heran. Aber mal ganz losgelöst davon hat mir die Geschichte echt gut gefallen. Sie war wirklich flüssig herunterzulesen, der Schreibstil ist meiner Meinung nach sehr jugendlich gehalten, wie eben für ein Jugendbuch gedacht. Da musste ich erst wieder reinkommen, nachdem ich „Das Lied von Eis und Feuer“ gelesen hatte, denn im Vergleich dazu habe ich den Schreibstil als etwas platt empfunden, aber nachdem ich mich umgestellt hatte, habe ich das nicht mehr bemerken können. Als sehr jugendlich empfand ich auch die Hauptcharaktere in dem Buch. Da wäre zunächst mal die 17-jährige Emily, die ich nicht sofort sympathisch fand. Anfangs war sie von ihrem Schicksalsschlag, bei dem die ihre beste Freundin verloren hat, noch sehr gezeichnet unf hatte wirklich keine große Freude am Leben. Hier fand ich es etwas übertrieben wie sie sich gehen ließ, aber das ließ ja zunehmend im Buch nach. Später mochte ich sie ziemlich gerne, weil sie einfach ihr Ding macht und doch ziemlich selbstbewusst ist, wie ich finde. Trotzdem wirkte sie in einigen Situationen, besonders in denen, wo es um Damian geht, recht naiv, wenn sie zum Beispiel nicht daran glauben kann, dass er sie mag, obwogl sie sich fast jeden Nacht in ihren Träumen treffen, nun ja, aber Emily scheint eben in Liebesdingen noch ein kleines Mädchen zu sein. Ganz anders geht sie allerdings mit Will, ihrem besten Freund um. Mit ihm ist sie super souverän und kümmert sich sogar um ihn. Will ist der Bruder ihrer verstorbenen besten Freundin und fast schon so etwas wie ihr eigener Bruder. Ich mochte Will wirklich sehr, sehr gerne und würde ihn an Emilys Stelle Damian auf jeden Fall vorziehen. Will ist durch den Unfall und seine Rettungsversuche leicht entstellt im Gesicht und trägt darum meist eine Sonnenbrille. Um diese Thematik ging es auch stellenweise in dem Buch. Ich muss sagen, dass die Beziehung zwischen Emily und Will für mich einer der schönsten Aspekte in dem Buch war und ja, ich muss es sagen, Will war zusammen mit Emily wohl meine Lieblingsfigur. Dagegen muss ich leider sagen, dass Damian mir nicht ganz so sympathisch war. Auch ihn habe ich als sehr jung empfunden, da er seinen Handlungen nach sehr ungestüm und wenig vorausdenkend ist. Für 21 kam er mir doch sehr jung vor irgendwie. Klar, der Aspekt, dass er der Sohn des teufels ist, macht ihn sehr interessant, aber darüber hinaus hat mich Damian wirklich nicht in den Bann ziehen können. Wahrscheinlich konnte ich deswegen auch schlecht nachvollziehen, wie Emily sich zu Damian hingezogen fühlen konnte, wo Will doch viel ansprechender war, nun gut, aber ich mag selten das verliebte Pärchen im Mittelpunkt der Geschichte. Für mich war Teufelsherz eine nette Geschichte vor einem wahnsinnig tollen Hintergrund, von dem ich gern mehr erfahren hätte. Eine Fortsetzung würde ich wirklich gerne lesen und dort mehr von der Unterwelt, dem Himmel und Damians Mutter (die meiner Meinung nach etwas zu kurz gekommen ist) lesen. Soweit ich aber weiß, wird dies wohl ein Einzelband bleiben. Schade, denn ich finde, dass das Ende Potential zu einer Fortsetzung hätte. Das Ende hat mir übrigens sehr gut gefallen und wieder sehr an Faust erinnert. Es kam zwar sehr plötzlich, aber wer das Ende vom 2. Teil von Goethes Faust kennt, der kann sich denken, wie es ausgeht. Ich fand es sogar sehr romantisch und ja, ich mochte es. Insgesamt herrscht in „Teufelsherz“ der realistische Teil in „Urban Fantasy“ sicher vor, genauso wie die Liebesgeschichte zwischen Damian und Emily, die aber glücklicherweise nicht kitschig war, was wohl größtenteils ihrem guten Charakter zu verdanken war. Auch die kleine Dreiecksspitze Will war im Mittelpunkt, sowie die traumatischen Erinnerungen an den Unfall von Will und Emily. Etwas schade fand ich, dass sie spannende Fantasystory erst im letzten Drittel wirklich stattgefunden hat. Davon hätte ich gerne mehr gesehen. Darum und weil Damian nicht ganz mein Typ war, gibt es einen Stern Abzug. Ansonsten fand ich diese Welt, die Sabrina Qunaj da geschaffen hat, wirklich faszinierend und toll. Emily und Will sind wirklich tolle Protagonisten und ich konnte ihre Gefühlswelt wirklich sehr gut nachvollziehen. „Teufelsherz“ ist mir wirklich noch lange nach dem Lesen im Kopf geblieben, weshalb ich über eine Woche nach beenden des Buches noch diese Rezension schreiben kann, was wirklich für das Buch spricht! Empfehlen würde ich „Teufelsherz“ allen Leuten, die gerne unkitschige Liebesgeschichten, eventuell auch Dreiecksgeschichten, mir einem Funken Fantasy lesen und auf Engelsgeschichten stehen. Eingefleischte Fantasyfreunde könnten jedoch von dem relativ hohen realistischen Anteil enttäuscht sein. Obwohl es ein Jugendbuch ist, kann ich es doch auch älteren Lesern empfehlen, da es wirklich nicht zu kindlich aufgezogen ist und sogar ernste Themen aufgreift. Vielleicht schaue ich mir noch weitere, eher fantasylastige Bücher von Sabrina Qunaj an, denn der fantastische Part an dem Buch hat mir ja sehr gefallen. Zuletzt würde ich Sabrina Qunaj wirklich gerne fragen, ob diese Faust-Parallelen bewusst gezogen wurden, oder ich Germanistin mal wieder zu viel in den Text hineininterpretiere. Vielleicht frage ich sie mal. Würde mich ja wirklich interessieren!

zurück nach oben