Lena von fuddelknuddels Bücherregal
Dieses Buch ist für mich etwas Besonderes. Es hat komplett unabhängig vom Inhalt meine Gefühle wiederholt auf den Kopf gestellt, auf gute und schlechte Weise. Erst hieß es, die Reihe würde vom Verlag nicht weiter fortgesetzt werden, und es ging eine kleine Welt für mich unter, wie jedes Mal, wenn eine Reihe mittendrin abgebrochen wird. Es gibt kaum etwas ärgerlicheres als eine angefangene Reihe im Regal, bei der man im schlimmsten Fall wie hier nicht mal die Möglichkeit hätte, zumindest in der Originalsprache weiterzulesen. ABER! Anna hat sich zur Freude aller Fans ihrer Reihe dazu entschlossen, das Mammut-Projekt Self-Publishing anzugehen und Band drei schließlich in Eigenregie veröffentlicht, und dafür hat sie all meinen Respekt! Wie viel Arbeit und Entschlossenheit dahinter stecken muss, kann ich mir höchstens in schwarz-weiß ausmalen, aber keinesfalls in Farbe. Daher zu Beginn einmal ein kräftiges „Danke, Anna!“ von mir. „Wenn die Nebel Feuer fangen“ ist der dritte Band der Cecilia-Tetralogie. Bereits zu Band 2 durfte ich mich in einer Leserunde austauschen und habe es deshalb sehr genossen, auch zu diesem Teil meinen Gefühlen und Gedanken zum Gelesenen in einer kleinen Runde Luft machen zu können, und MANN! Davon hatte ich wirklich eine Menge. Auf dieses Buch konnte ich mich wirklich voll und ganz einlassen, bin eingetaucht in die Welt von Lia, Elias und Noran, habe mit ihnen mitgefiebert, gekämpft, gelitten, habe sie gehasst und geliebt, fand sie nervig, hab sie bemitleidet und bin wegen ihnen ausgerastet, sowohl vor Freude als auch vor Ärger. Die ganze Gefühlspalette habe ich während des Lesens durchgeturnt und das muss ein Autor erst einmal schaffen. Ich muss sagen, man merkt dem Buch wenn überhaupt nur stellenweise an, dass kein Lektorat stattgefunden hat. In diesem Band kommt der Schreibstil der Autorin prägnanter durch, finde ich. Es ist schwer zu beschreiben, aber ich glaube, hätte ein Lektor oder eine Lektorin drüber geschaut, wäre das Buch gezügelter, weniger überschwänglich. Das soll nicht heißen, dass lektorierte Bücher emotionslos und platt sind, sondern nur, dass die Emotionen dort in Bahnen gelenkt werden, damit die Stimmung nicht kippt und lächerlich und theatralisch statt ergreifend und bedeutsam wirkt. Und das wiederum heißt nicht, dass ich die Emotionen in diesem Buch nicht ernst genommen habe, keinesfalls, denn das habe ich. Größtenteils. An einigen Stellen fand ich es nämlich etwas drüber, zu viele Ausrufe hintereinander, die zwar sicherlich die Dringlichkeit und Intensität des Gesagten verdeutlichen sollen, aber an vielen Stellen gar nicht nötig sind. Man kennt es ja, das Sprichwort „Weniger ist mehr“. Und in diesem Fall greift es, finde ich. Eine Figur muss nicht schreien, damit man ihr zuhört und versteht, wie wichtig ihr etwas ist, weder im Gespräch mit jemandem noch in ihrer Gedankenrede. Besonders nicht in ihrer Gedankenrede. Aber das ist nur meine Meinung, viele andere sehen das vermutlich nicht mal. Ich gebe zu, in der Leserunde viel an Cecilia und besonders Elias herumgemeckert zu haben. Aber so ist das mit Figuren in Büchern, die wenigsten sind perfekt. Und die, die es sind, sind entsprechend langweilig. Figuren müssen für mich persönlich immer einen überzeugenden Charakter haben, man muss sie lieben UND hassen können. Sie müssen eine nachvollziehbare Wandlung durchmachen und Sympathie im mir wecken und das tun sie definitiv, so gern ich Lia und ihren Loverboy gern auch mal gegen die Wand geklatscht hätte. Elias verhält sich oft wie ein Steinzeitmensch und Lia ist verbohrt und stur wie ein Maulesel, aber trotzdem finde ich, sie haben sich im Verlauf der Geschichte zu besseren Versionen von sich selbst gewandelt. Mutiger, taffer, entschlossener, einander verbundener. Auch wenn sie ab und an echt nicht clever waren. Wir lernen auch ein paar Neulinge kennen, einer spezieller als der andere. Und mit speziell meine ich wirklich speziell. Eigen, seltsam, schwierig, aber dennoch größtenteils liebenswert. Die interessanteste Figur ist in diesem Buch neben meinem Liebling Fax definitiv Noran. Man lernt ihn von einer neuen Seite kennen, einer düsteren, gefährlichen, irren Seite, Er wird immer schwerer einzuschätzen und ich bin extrem gespannt auf das, was er in Band 4 noch für uns bereithält. Fax by the way ist für mich immer noch mein Held #1. Ich habe den Teddy im zweiten Teil schon vergöttert und habe seine kleinen Aggressionsausbrüche in diesem Buch nur noch mehr lieben gelernt, bin regelrecht faxziniert. Nein, nicht vertippt, ja, Wortspiel beabsichtigt. Die Geschichte nimmt an vielen Stellen für mich unerwartete Wendungen und hat generell ein gutes Verhältnis von ruhigen, emotionalen zu rasanten, spannungsgeladenen Szenen. So saß ich immer gespannt da, unwissend was mich hinter der nächsten Seite erwartet, besonders weil Anna ein scheinbar nie zu befriedigendes Verlangen nach Cliffhangern hat. Mein Fazit: Bis auf mein Problem mit den Ausrufen, über das die meisten vermutlich verständnislos den Kopf schütteln werden, ist das für mich ein durch und durch gelungenes Buch. Lebendige, vielseitige Figuren, wechselnde aber durch die Bank weg gut beschriebene und durchdachte Schauplätze, spannender Plot mit überraschenden Wendungen, viele Emotionen, ein Traum von einem Buch! Ich freue mich wie Bolle auf das große Finale und bin gespannt, was Anna sich noch alles für uns ausdenkt. Enttäusch' mich nicht, Schreiberling! ^^ 4,5 von 5 Sternen gibt es von mir.