bines_brimborium
Dieses Buch hatte es von Anfang an schwer bei mir. Es lag bereits 6 Jahre lang unberührt in meinem Bücherregal und hat den Umzug nur aufgrund der Signatur von Nele Neuhaus und der Tatsache, dass es ein Geschenk von meinem ersten Praktikumsbetrieb war, überlebt. Darüber hinaus habe ich seit ich denken kann keinen Krimi mehr freiwillig gelesen. Das ist einfach nicht mein Genre. Ich habe mir das Buch einfach nur zur Brust genommen, weil ich den Hype um Nele Neuhaus mal auf den Zahn gehen wollte und dieses Buch einfach mal gelesen haben wollte. Also alles in allem: Das Buch hatte es von Anfang an nicht leicht bei mir. Dennoch habe ich mich mit dem Buch ganz gut unterhalten gefühlt. Die Kapitel sind schön kurz und der Schreibstil von Frau Neuhaus ist sehr angenehm. Also lesen ließ sich das Buch echt gut. Vor allem der Mittelteil und die verschiedenen Fährten, die gelegt wurden, haben mir gefallen. Dafür fand ich Anfang und Ende nicht so toll. Der Anfang ist so typisch Tatort und Krimi, dass ich nur gähnen konnte. Ein Leichenteil wird im Zoo gefunden, nach und nach kommen weitere Teile zum Vorschein, der Mörder soll ermittelt werden *gähn* Interessant wurde es erst, als eine Clique von Jugendlichen dazu kommt, wie ich finde. Ich war so froh, als die Jugendlichen endlich kamen, denn die waren für mich echt interessant. Der Rest der Charaktere, die Erwachsenen, waren für mich ziemlich langweilig, da viele auch sehr stereotyp waren. Der Ökofreak, der Geschäftsmann, die Erbschleicherin, die neugierige Nachbarin... Ging für mich ja gar nicht. Auch die Ermittler fand ich etwas fahd, spießig und langweilig. Die Charaktere waren in diesem Buch wirklich ein Manko für mich. Mit niemandem konnte ich wirklich mitfühlen und einen Lieblingscharakter habe ich auch nicht wirklich. Alle waren für mich etwas fad, wobei die Jugendlichen noch am interessantesten waren. Was ich auch anstrengend fand, war die Fülle an Charakteren. Ständig kamen neue Charaktere in die Geschichte hinein, bis man das Gefühl hat, das ganze Dorf zu kennen. Irgendwann hatte ich einfach keinen Überblick mehr wer wer ist und wer was machst, wer warum verdächtigt war. Nun bin ich auch kein Krimileser und das Lesen eines Krimis vielleicht auch nicht gewohnt, aber das hat mich doch sehr gestört. Auch kamen manche Figuren nur am Anfang des Romans vor, manche nur am Ende. Gelegentlich hatte man das Gefühl, dass Figuren einfach vergessen wurden oder nur als Ablenkungsmanöver benutzt wurden, um den Leser zu verwirren. Passend zu den vielen, vielen Figuren waren es auch viele, viele Seiten. Meiner Meinung nach zu viele Seiten. Schon auf den letzten 200 Seiten habe ich mir gewünscht, dass das Buch mal zum Ende kommt. Und das Ende fand ich dann besonders schlimm. Die ganze Zeit das Buch hindurch hatte ich einen Verdacht, wer es sein könnte, auf den vielleicht auch hingearbeitet wurde. Aber plötzlich, auf den letztn 70 Seiten, wird die Person vollkommen anders dargestellt als vorher und ein vollkommen belangloser uninteressanter Mörder ist es im Endeffekt. Das Ende war so platt und klischeemäßig, dass ich es gar nicht glauben wollte und hat mir das Buch gehörig verdorben. Denn bis dahin hatte ich das Buch dann doch mit dem Drang gelesen, zu erfahren, wer der Mörder ist. Am Ende habe ich mich aber auf deutsch gesagt sehr verarscht gefühlt von der Auflösung. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Nun noch eine kleine Anmerkung zu den letzten Zeilen: Man kann ein Wortspiel auch bis zur Unkenntlichkeit ausreizen. Es war beim ersten Mal schon nicht witzig. Und nach der 100. Erwähnung ist es das auch nicht mehr. Also der Witz von Nele Neuhaus ist ja mal sowas von unterirdisch, das gibt es ja nicht. Insgesamt will ich das Buch aber auch nicht allzu schlecht machen. Der Erzählstil war gut, der Handlungsaufbau lässt zu wünschen übrig, aber es war auch ein frühes Werk der Autorin. Trotzdem war ich ja von der Idee an sich gefesselt und wollte ja lesen, bis ich weiß, wer der Mörder ist und genau das will ein Krimi ja erreichen. Von daher finde ich mittelmäßige 3 Sterne angemessen. Ein mal mehr weiß ich aber jetzt, dass das Genre Krimi nicht meins ist und man Nele Neuhaus zwar lesen kann, es aber nicht unbedingt muss. Jedenfalls bereue ich es nicht, es getan zu haben.