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bines_brimborium

Posted on 29.3.2020

Es fällt mir wirklich schwer, dieses Buch zu bewerten... Einerseits hat es so eine interessante Thematik und eine super beklemmende Stimmung und ist toll geschrieben, andererseits will dieses Buch nicht geliebt werden, habe ich das Gefühl. Es ist einfach durchgängig bedrückend. Man fühlt sich ständig wie ein Gefangener. Der Roman gibt einem einfach kein gutes Gefühl. Was aber wieder total für den Autoren spricht. George Orwell ist meiner Meinung nach ein genialer Schriftsteller. Das Buch war wirklich sehr flüssig durchzulesen und gleichzeitig lag es einem doch so schwer auf der Brust. Die Handlung ist in 3 Sinnabschnitte geteilt, wovon ich den ersten praktisch inhaliert habe, so spannend und gut beschrieben fand ich das totalitäre Regime und die Lebenswelt, in der sich der Protagonist Winston befindet. Überhaupt ist der Star dieses Buches nicht der Hauptcharakter oder eben andere Individuen, sondern der Staat und das Regime, in der die Handlung speilt. Das ist auch wirklich das spannende an diesem Buch. Das Prinzip eines totalitären Regimes wird hier auf die Spitze getrieben. Die Partei, die alles, aber auch wirklich jedes kleine bisschen Leben bestimmt, hat alle Macht, die man sich vorstellen kann. Es existiert keine Privatsphäre, da ständige Überwachung geboten ist, freie Meinung wird nicht geduldet und einem ausgetrieben. Orwells Welt ist so komplex und skurril, dabei doch erschreckend echt, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Vor allem der letzte Teil ist sehr philosophisch und hat mir nächtelanges Grübeln beschert. Existiert etwas nur dadurch, dass jeder, aber auch wirklich jeder glaubt, dass es existiert? Schließlich ist unsere Wahrnehmung nur durch unseren Verstand bestimmt und wenn etwas materiell im Raum existiert, es aber niemand wahrnimmt, ist es damit nicht eigentlich nicht existent? Die Macht der Gedanken und des Verstandes werden wirklich eingehend diskutiert und ich finde es erstaunlich, wie es Orwell schafft, eine spannende Geschichte um Liebe mit so vielen philosophischen und politischen Fragen zu verbinden. Sein Werk hat bei mir zumindest tief Wurzeln geschlagen und ich werde mich noch lange daran erinnern. Warum habe ich nun aber keine vollen 5 Sterne gegeben? Nun ja, ich kann es gar nicht genau beschreiben. Irgendetwas fehlte mir noch dazu. Die Charaktere waren natürlich nicht besonders liebenswürdig und lebhaft ausgemacht, das war aber klar und hat zum Thema gepasst, da Individuen in Orwells Gesellschaft nicht existieren. Dennoch hatte ich ein Problem mit Julia. Sie war einfach eine hohle Regelbrecherin. Regeln brechen um des Regel brechens wegen. Das war mir nicht sympathisch, besser gesagt, sie ging mir auf die Nerven. Toll fand ich es aber, dass Winston dies auch reflektiert hat. Generell hätte ich die Liebesgeschichte nicht gebraucht, obwohl sie am Ende doch recht entscheidend war.Außerdem gab es zur Mitte des Buches hin riesige Zitate von ca. 40 Seiten aus einem Handbuch, die mich auf eine harte Probe gestellt haben. Dennoch kann ich dem Buch aus ganzem Herzen 4.5 Sterne geben. es hat mir überraschend gut gefallen und wer Dystopien mag, der sollte sich dieses Basiswerk einer Dystopie auf keinen Fall entgehen lassen!

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