Profilbild von sommerlese

sommerlese

Posted on 29.3.2020

"Erbarmen" behandelt den Fall um das Verschwinden einer angesehenen Politikerin namens Merete Lynggaard, die für tot erklärt wird, deren Fall aber nie aufgeklärt wurde. Carl Mørck, überlebt eine Schießerei seines letzten Falles und wird strafversetzt und mit der neu gegründeten Sonder-kommission Q betreut, die sich um ungelöste Fällen kümmern soll. So auch mit der Ermittlung um den Fall Merete. Einziger Mitarbeiter in seinem Sonderdezernat wird Assad, der Putzhilfe, Chauffeur und Mädchen für alles darstellt. Carl Mørck beginnt missgelaunt und unmotiviert seinen neuen Job in dem von ihm geleiteten Sonderdezernat Q. Die zahlreichen ungelösten Fälle erzeugen bei ihm reines Desinteresse, zu sehr ist er noch von den Folgen seines Überfalles, bei dem auch zwei Kollegen Opfer wurden, gefangen. Doch mit dem umtriebigen Assad, der neugierig die Fälle sondiert, werden die ersten Ermittlungspannen früherer Ermittlungen sichtbar. Carls Interesse wird geweckt und die Zusammenarbeit mit Assad gestaltet sich als überaus ungewöhnlich wie auch erfolgreich. Dieses Buch ist flüssig und komplex geschrieben, das Kopfkino läuft und die Unterhaltung ist durch das merkwürdige Ermittlerduo garantiert. Außerdem wird die unmenschliche Psychofolter des Opfers Merete von abstossender Grausamkeit dargestellt und die schreckliche Isolation ist einfach so unvorstellbar brutal, dass sie für Schnapp-Atmung beim Leser sorgt. So kommt die Fesselung an die Geschichte zustande, nicht durch eine generell spannende Handlung. Die ist hier eher hintergründig und wird mehr zum Ende des Buches als Show-Act eingesetzt. Jussi Adler-Olsen schafft es hervorragend, seine Charaktere wirken zu lassen und durch ihr Handeln Interesse beim Leser zu erzeugen. Bei Carl und Assad entwickelt sich die persönliche Annährung erst allmählich und Assads Interesse an sämtlichen Frauen und den ungelösten Fällen packt schließlich auch Carl und er wird wieder zum verbissenen Ermittler. Das macht dieses Paar sympathisch und ihre Unstimmigkeiten sorgen für gute Unterhaltung. Merete überzeugt mit ihrem Überlebenswillen und ihren Strategien zum Selbsterhalt. Sie schafft es, trotz Isolation nicht aufzugeben und sich mit Gedanken an Literatur und Erlebnisse zu fordern. Was ich allerdings bemängele, ist die Tatsache, dass Merete 5 Jahre gefangen gehalten wird und zufällig vor ihrem geplanten Todeszeitpunkt erscheint ihr Retter Carl Mørck. Das wirkt ziemlich konstruiert. Dieser Thriller besticht durch das sehr spezielle Ermittler-Duo, ein zähes Opfer und eine komplexe Story, die für Nervenkitzel sorgt. Die Folgebände der Serie sind für mich jetzt ein Muss.

zurück nach oben