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sommerlese

Posted on 29.3.2020

In der abgeschirmten Welt des traditionellen Mädcheninternats St. Kilda wird Wert gelegt auf Etikette, Bildung und Benehmen. Hier ist die Cliquenbildung unter den Mädchen Alltagsgeschäft und Intrigen und Geheimnisse gehen um. Doch vor einem Jahr ist dort im Park ein Junge erschlagen worden. Nun hängt sein Bild am Schwarzen Brett - mit der Überschrift: ICH WEISS, WER IHN GETÖTET HAT. Der junge Detective Stephen Moran ahnt nicht, in welch gefährliches Netz aus Träumen und Lügen er hinter den Mauern des Internats geraten wird.... Zwei Cliquen unverbrüchlicher Mädchenfreundschaften - erbarmungsloser Feindinnen - stehen sich gegenüber: Nur eine kann die Karte am "Geheimnisort" angebracht haben... Stephen Moran, der ins Morddezernat aufsteigen möchte, sieht hier seine Chance und gemeinsam mit der Ermittlungsleiterin Antoinette Conway begibt er sich an den Ort des tragischen Verbrechens... Selten war ich von einem Buch so enttäuscht! Ich versprach mir einen intelligent konstruierten Krimi mit überraschenden Wendungen, tief greifende Charakter-Beschreibungen und einen tollen Spannungsaufbau. Dieses Buch allerdings konnte mich nicht fesseln, ich empfinde es leider als äußerst belanglos. Die ganze Handlung findet an nur einem einzigen Tag statt. Dazu gibt es viele Rückblenden, die Licht ins Geschehen bringen sollen. Hier geht es vor allen Dingen um die psychologische Darlegung der Träume, Wünsche und Intrigen der pubtären Internatsschülerinnen. Sie träumen von den Jungen im benachbarten Internat, gönnen anderen Mitstreiterinnen weder ihre Schönheit noch Intelligenz. Nur innerhalb der Cliquen gibt es so etwas wie Freundschaft und Vertrauen. Ansonsten ist Zickenkrieg angesagt, der in Jugendsprache in größter Ausführlichkeit wiedergegeben wird. Die sich hinziehenden Dialoge untereinander strotzen nur so von typisierten Standardphrasen wie "OmeinGott" , "Ähm" und "Hallo". Diese Langatmigkeit vieler Passagen hat mir das Buch verleidet. Und auch die Mädchen haben bei mir mit ihrem Getue keine Sympathiepunkte geholt. Der Aufbau, die Story und die Sprache sind grundsätzlich gut, es gibt auch prosaische Sätze, die es in sich haben und die ich gern gelesen habe. Doch dann wird wieder in saloppe Sprache gewechselt. Das muss man mögen! Immerhin wurde hier ein Handlungstag in Text für 700 Seiten verwandelt, das ist schon anerkennenswert. Doch auch hier die Frage des Geschmacks, ob man dieses Buch dann noch als spannend oder eben als langatmig empfindet: mir hat es nicht gefallen. Das Zusammenwachsen und Reifen des Ermittlerteams Moran und Conway war geprägt von intelligenten Befragungen und hat mir gut gefallen. Diese Passagen waren es, weshalb ich das Buch weiter gelesen habe. Besonders fragwürdig erscheint mir dieser Ausflug ins Paranormale! Was hat dieser Aspekt in einem authentischen Krimi zu suchen? Eine unglaubwürdige und übertriebene Szenerie, die wieder negativ von mir gesehen wird. Der Schluss hat mich ebenfalls wieder enttäuscht und auch die Tatsache, das nie ein Junge wirklich verdächtigt wurde, ist merkwürdig und unrealistisch. Diese Rezension war nicht einfach, daher hoffe ich, meine Bewertung auch verständlich gemacht zu haben.

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