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mabuerele

Posted on 28.3.2020

„...Jetzt sehen wir die Dinge noch unvollkommen, wie in einem trüben Spiegel,einmal aber werden wir alles in völliger Klarheit erkennen...“ Mit diesen Worten beginnt ein beeindruckender Roman über den Maler Raffael Sanzio. Wir schreiben das Jahr 1494, als Pater Frau Michele zu Giovanni Sanzio gerufen wird. Es sind die letzten Stunden des Malers. Raffael verliert seinen Vater. Der Onkel aber sorgt dafür, dass die Werkstatt weiter geführt wird. Fünf Jahre später darf Raffael mit erst 16 Jahren die Werkstatt selbst übernehmen. Die Zeiten sind unruhig. Cesare Borgia führt einen Feldzug, um sein Herrschaftsgebiet zu vergrößern. Auch Urbino, Raffaels Heimatstadt, wird nicht verschont bleiben. Der Autor hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Er lässt die Zeit vor meinen Augen lebendig werden und ermöglicht mir per Literatur die Begegnung mit den größten Malern ihre Zeit. Der Schriftstil ist abwechslungsreich und passt sich den Gegebenheiten an. Er ist überwiegend sachlich, wenn ich sehr detailliert erfahre, wie die Maler damals gearbeitet haben. „...Vorsichtig goss er mit Wasser verdünntes Eigelb auf die Palette und schüttete mit der Linken langsam Kermes dazu, ein Rot – Pigment, das man aus Schildläusen gewann...“ Bei den Szenen von Krieg und Gewalt schwingt unterschwellig die Unzufriedenheit vieler mit der Selbstherrlichkeit von Cesare Borgia mit. Gekonnt wird das Leben des Malers in die historischen Gegebenheiten eingebettet. Eine weitere Facette entsteht dadurch, dass sein Freund Daniele Geistlicher werden will und dazu nach Rom geht. Durch ihn lerne ich die Intrigen und die Verlogenheit im Vatikan kennen, aber auch die Machtspielchen um die jeweilige Papstnachfolge. „...Aber euch allen muss klar sein, dass Rom in der Hand meiner Familie ist, und daran wird sich nichts ändern, egal, wer auf dem Papstthron sitzt...“ Das sind die Worte Cesare Borgias. Ob er Recht hat? Raffael erhält in Florenz Quartier bei einem Kaufmann, der ihn einen Auftrag erteilt hat. Er macht ihn mit Leonardo da Vinci und Michelangelo bekannt. Raffael hat Michelangelos David bewundert, muss aber nun feststellen, dass der Künstler ein äußerst schwieriger und eigenwilliger Charakter ist. Da Vinci wird im Gegensatz dazu für ihn zu einem Lehrer. Von ihm stammt der folgende Ausspruch: „...Die meisten Fürsten holen uns an ihre Höfe, damit wir sie unterhalten – und das tut etwas Überraschendes allemal besser als das Altbekannte...“ Deutlich wird, wie Raffael seine Fähigkeiten immer mehr verfeinert, sich neue Techniken aneignen und Zuspruch bei den Herrschenden findet. Natürlich erfahre ich auch etliches über sein Privatleben, doch da möchte ich hier bewusst aussparen. Ab und an werden fast philosophische Gedanken eingeflochten: Vannucci äußert über da Vinci. „...Ich kann mir kaum vorstellen, dass er das gleiche Motiv zweimal malt, egal, wie viel sein Auftraggeber zu zahlen bereit wäre. Ich würde sagen so ein Talent ist Fluch und Segen zugleich...“ Im Buch bleibt Raum für die tiefen Gefühle der Protagonisten, sei es Trauer oder Freude, Entsetzen angesichts der Kriegsgräuel oder Begeisterung über ein gelungenes Kunstwerk. Gut ausgearbeitete Gespräche ermöglichen mir Einblicke in die Gedanken und Lebenseinstellungen der Protagonisten. Eine Karte in den Umschlagseiten, ein ausführliches Personenregister und ein Nachwort ergänzen ie Geschichte. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeugt von der exakten Recherche des Autors.

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