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Seit fast 10 Jahren gibt es die Möglichkeit, 24-Stunden-Kräfte aus Osteuropa für die Pflege bedürftiger Menschen auf Zeit zu beschäftigen. Ausgerechnet Anfang 2020, als die Corona-Epidemie diese Möglichkeit abrupt stoppt, erscheint dieses Buch. Beides wird die Debatte um die Möglichkeiten einer guten Pflege zu Hause wieder neu entfachen, allein schon deswegen empfiehlt sich die Lektüre. Aber auch Betroffene und perspektivisch Betroffene können sich einen realistischen, lebendigen und fachlich sehr gut reflektierten Einblick in das echte Leben in Abhängigkeit von osteuropäischen Pflegerinnen vorstellen. Das Ergebnis lautet nicht wirklich überraschend: Wie alles auf der Welt hat es seine Vor- und Nachteile und am Ende steht der Tod... Doch das ist gleichzeitig der große Pluspunkt dieses Buches. Es lamentiert nicht oder glorifiziert, sondern erzählt über 15 Jahre eine Geschichte nach der anderen, bis ein ziemlich vollständiges Mosaik entsteht über alles, was passieren kann, wenn die eigene Mutter Pflege braucht. Was zum guten Gelingen beiträgt und was die Konstellation schwierig macht. So kann jeder gut abwägen, ob er der Typ für eine so intensive menschliche Konstellation ist. Denn vorher testen kann man die eigene Pflegebedürftigkeit ja nicht. Mit diesem Buch gelingt das ganz gut. Die Autorin weiß auch genau, was sie da beschreibt, denn zum einen hat sie die Geschichten alle selbst erlebt und zum anderen ist sie als Erziehungswissenschaftlerin Fachfrau für menschliche Beziehungen.