Ailyn
Auf die Geschichte der dritten von insgesamt sieben Schwestern war ich von Anfang an gespannt. Star ist in den anderen beiden Bänden aufgefallen, weil deutlich wird, wie stark sie untergeht zwischen den ganzen anderen Geschwistern. Der Titel „Die Schattenschwester“ hätte hier nicht besser gewählt werden können. Wie bereits zwei ihrer Schwestern, Maia und Ally, öffnet auch Star den Brief ihres verstorbenen Vaters, in dem er ihr einige Hinweise zu ihrer Herkunft mitteilt. Star erhält die Adresse einer Buchhandlung in London und eine schwarze Pantherfigur und die Suche nach ihrer Herkunft beginnt. Dieser Buchladen und sein amüsanter Besitzer bringen Star nicht nur unter andere Leute, nein, für sich öffnet sich eine neue Tür. War sie immer sehr an ihre Schwester CeCe gebunden, löst sich dieses Verhältnis in diesem Band und Star treibt es immer mehr in die Arme der Familie des Buchhändlers. Als dieser sie dann auf das verfallende Anwesen seiner Familie nach Kent mitnimmt, ist es um Star geschehen. Die Schönheit begeistert sie und sie würde gern für immer dort bleiben. Und gerade die Familie, über die ich eben schrieb, macht dieses Buch zusätzlich zu etwas Besonderem. Das Anwesen "High Weald" im Buch ist meiner Meinung nach an Sissinghurst Castle angelehnt. Alle Lucinda Riley Leser wissen, dass ihre Bücher immer in der Gegenwart und der Vergangenheit spielen. Im Jahr 1909 treffen wir auf die junge Flora MacNichol, welche im Lake District aufwächst. Für mich eine Landschaft, die es verdient in solch einem Roman als Setting zu dienen. Die Beschreibungen, die einem Leser in Erinnerung bleiben, haben mir hier leider gefehlt. Mit ihr erschafft die Autorin eine zweite Protagonistin, deren Geschichte man sehr gern verfolgt. Flora hatte kein einfaches Leben, hat in ihren jungen Jahren aber viele für sie bedeutungsvolle Menschen kennengelernt. Für mich ein Punkt, der mich immer wieder gern zu der Reihe „Die sieben Schwestern“ greifen lässt, ist, dass Lucinda Riley ihre Geschichten auch an reale Persönlichkeiten anlehnt. War es im ersten Band der Erbauer des Cristo in Rio, im zweiten Band der Komponist Edvard Grieg, so gibt es natürlich auch im dritten Band eine Person, die mich begeistert hat und über die ich im Nachhinein mehr erfahren möchte. Die Kinderbuchautorin Beatrix Potter spielt in Floras Leben zwischenzeitlich eine besondere Rolle und hat mich neugierig gemacht. Wie schon beim Buchladen in der Gegenwart, setzt Riley hier nochmal das Thema Bücher in den Vordergrund und dieser Punkt gefällt mir sehr. Beatrix Potter wird im Buch als zurückgezogen lebende Frau beschrieben, welche es zu ihren Lebensaufgaben gemacht hat Kinderbücher zu schreiben und sich um eine Vielzahl von Tieren zu kümmern. Des Weiteren erfährt Flora in ihrem Leben nicht nur Liebe. Enttäuschungen und Entfremdungen spielen auch eine Rolle, ebenso der Verlust. Vor allem in diesem dritten Teil war das ein Thema, welches viele Emotionen hervorrufen hätte können. Immer wieder gibt es unter Lesern einen Split, welchen Handlungsstrang sie bei den Büchern der Autorin lieber verfolgt haben. Dieses Mal kann ich das fast gar nicht sagen. Von den Charakteren her hat Riley zwei ebenbürtige Personen erschaffen, die einem gleichermaßen ans Herz gehen. Jedoch konnten mich die Beschreibungen des Settings in der Gegenwart mehr überzeugen. Wie Star ihren Weg findet ,ob sie diesen auch ohne ihre starke Schwester CeCe gehen wird und wie ihre Geschichte mit der von Flora zusammenhängt, erfahrt ihr, wenn ihr euch den dritten Teil dieser Reihe schnappt. Das Ende war für mich wieder ein Hochgenuss. Dieser perfekte Bogen und die spannende Ausschau auf den kommenden Band machen einfach neugierig. Die nächste Schwester, die sich auf die Suche nach ihren Wurzeln macht, ist CeCe. Bis zu diesem Band war ich gar nicht so gespannt auf ihre Geschichte, aber Lucinda Riley hat mich in diesem Buch sehr neugierig gemacht, weil sie die erste ist, die mir nicht als perfekt beschrieben wird. Für mich ein Kritikpunkt, den ich einfach anbringen muss, ist, dass Lucinda Riley es in diesem Buch nicht schaffte von Kent und dessen Umgebung einnehmen zu lassen. Wie war ich in den letzten Bänden vernarrt in Rio und Norwegen. Kent lässt mich nicht kalt, aber ich hatte wenige Bilder vor Augen und das kenne ich von der Autorin nicht. Allerdings finde ich glaub ich in ihrem Nachwort schon meine Begründung für diesen Punkt. Riley nahm für ihre ersten beiden Bände immer viel Recherchereisen in Kauf. Beim dritten Band musste sie England nicht verlassen und das merkt man meiner Meinung nach. Gerade weil es ihre Heimat ist, hätte ich mir schönere Landschaftsmomente gewünscht. Und die Emotionen haben mir, trotz dem vielen Potenzial, gefehlt. Verluste kamen mir dieses Mal fast zu plötzlich und wurden deutlich zu kurz abgehandelt.