sommerlese
Laut Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit sind heute bis zu 1,5 Millionen Menschen in Deutschland an Demenz erkrankt. Ihre Versorgung stellt vor dem Hintergrund des demographischen Wandels eine immer größere Herausforderung für das Gesundheits- und Sozialwesen dar. Demenz bedeutet übersetzt "Weg vom Geist". Aber eine Demenz ist mehr als eine einfache Gedächtnisstörung. Sie zieht das ganze Sein des Menschen in Mitleidenschaft: seine Wahrnehmung, sein Verhalten und sein Erleben. In diesem Buch beschreibt Frau Tietjen ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit ihrem Vater, der an Demenz erkrankt war. Sie schildert das Erlebte anhand von Beispielen und das auf eine sehr unterhaltsame persönliche Art und Weise und lässt den Leser an ihrem privaten Leben teil nehmen. Dabei gibt sie Einblicke in die Krankheit und zeigt am Beispiel ihres Vaters typische Symptome der Krankheit auf. Sie berichtet von den ersten Anzeichen der Krankheit, über die speziellen Probleme wie Schluckstörungen, Lungenentzündungen und geistigen Ausfälle bis hin zum Lebensende des Vaters. Die Wahl des Pflegeheimes und Erlebnisse während ihrer häufigen Besuche beim Vater. Dies geschieht mit sehr viel Anteilnahme und häufig mit lustigen Annekdoten und fröhlichen Erlebnissen in dieser speziellen Lebensphase. Denn diese Krankheit muss man annehmen und versuchen, daraus das Beste zu machen. Der Erkrankte hat häufig noch viel Lebensfreude, auch mit der Diagnose Demenz. Daraus können Angehörige auch Kraft schöpfen und das macht Bettina Tietjen hier sehr deutlich. Die letzten Jahre hat sie mit ihrem Vater viel Zeit verbracht und ist ihm in seinem letzten Lebensabschnitt noch einmal sehr nahe gekommen. Auch das ist Anteilnahme, Hilfe und Dankbarkeit, die man den Eltern so für ihre Fürsorge zurückgeben kann. Besonders haben mir die humorvollen Schilderungen gefallen, hier wurde viel zusammen gesungen, rezitiert und gelacht. Denn bei aller Traurigkeit, die mit dem (geistigen) Weggang eines Angehörigen einhergeht, so ist doch die gemeinsam verbrachte Zeit auch Kraft bringend. Das macht Frau Tietjen hier gut deutlich. Die bleibenden Erinnerungen an einen bis zum Ende gemeinsam gegangenen Weg mit schweren und schönen Momenten bleiben erhalten. Doch am wichtigsten ist das Loslassen können und das im Sinne des Sterbenden. Denn der Tod ist auch Erlösung und sollte in diesem Sinne angenommen werden. Dieses Buch informiert, unterhält und zeigt die Krankheit Demenz deutlich auf. Die Angst vor der Krankheit wird ein wenig genommen und die Probleme in Heimen und Krankenhäusern wird aufgezeigt. Diese Krankheit ist unheilbar, aber noch lange nicht hoffnungslos.