Hoppsi
Väterland ist ein sehr eindrucksvolles Buch, welches auf schockierende Art und Weise zeigt wie schnell sich alles verändern kann. Phil und George sind ein homosexuelles verheiratetes Paar welches Gabrielle adoptiert hat. Sie leben zusammen in Paris und sind als Künstler tätig. Der Autor Christophe Léon beschreibt sehr eindrücklich wie durch viele kleine Anzeichen und Änderungen das Leben der drei irgendwann nicht mehr ist wie vorher. Beispielsweise dürfen einige Hotels und Veranstaltungen etc. nur noch von „Traditionellen Familien“ besucht werden, irgendwann sollen sie sich zum eigenen Schutz mit einer „Rosa Raute“ kennzeichnen und zum Schluss müssen alle Ausgestoßenen in einem Außenbezirk von Paris leben. Das schillernde Künstlerleben ist plötzlich vorbei, auch die Wohnung ist nicht mehr so komfortabel, Essen gibt es nur gegen Marken und Gabrielle darf irgendwann nicht mehr die Schule besuchen. Der Vergleich zum NS-Regime liegt an vielen Stellen nah. Interessant ist aber das die Handlung aus Sicht von Gabrielle beschrieben ist und wir auch ab und zu die Meinung einiger Pariser zu hören bekommen (die mich oft noch mehr schockiert hat). George und Phil sind ganz unterschiedliche Männer, das macht die ganze Thematik zusätzlich noch spannend und ohne jeden Zweifel lieben sich die beiden sehr und für ihre Tochter würden sie alles machen. Das Buch bewegt sehr stark und macht sehr wütend, weil ich mich schon beim Lesen so Ohnmächtig und Hilflos gefühlt habe. Eine sehr intensive Lektüre die uns daran erinnert, dass nichts als Selbstverständlich wahrgenommen werden sollte und wir immer Achtsam miteinander umgehen sollten. Das Ende kam sehr abrupt und ich hätte mir noch ein, zwei mehr Kapitel gewünscht, obwohl es wohl vom Autor so gedacht ist, dass wir Leser uns selbst ausmalen wie es weitergehen könnte.