Cubey
DISCLAIMER! Wer nicht gespoilert werden will lässt die Finger von dieser Rezension. Ich habe euch gewarnt. Cassandra Clare liefert uns mit "Lady Midnight" die neuste Trilogie um die Schattenjäger und die Unterweltler. Hauptpersonen sind in diesem Teil Emma und ihr Parabatai Julian, welche einem bereits aus den "Chroniken der Unterwelt"-Büchern bekannt vorkommen sollten. Alte Hasen der Bücher werden auch bekannte Namen wie die von Clary, Jace, Magnus und sogar Jem und Tessa wieder unterkommen. Man sollte meinen, dass Classandra Clare hier etwas geschaffen hat, was an die alten Bücher erinnern könnte. Alte Charaktere, alte Settings und in gewohnter Schattenjägermanier hätte "Lady Midnight" für mich das werden können, was viele hier anpreisen: ein tolles Buch. Stattdessen wurden mir 800 Seiten Beziehungsdrama vorgesetzt, welches ich in diesem Ausmaß überall, aber nicht hier erwartet hätte. Der Plot der Geschichte hätte, in meinen Augen, mehr auf den Ermittlungen zu den einzelnen Morden liegen sollen. Stattdessen hat Cassandra Clare mehr Augenmerk auf die Charaktere geworfen. Das ist an sich ja auch nicht schlimm, würde dies nur die Story nicht komplett zerstören. Von den gesamten Ermittlungen sind mir praktisch nur die Szene im Theater und die Anfangsszene mit Christina in Gedanken geblieben. Der Rest ist hinter dem komplett unreifen Verhalten der Charaktere zurück geblieben. Liebe war ja schon immer ein großes Thema in den Büchern von Cassandra Clare. Angefangen bei Tessa, Jem und Will, bis hin zu Magnus und Alec, über Clary und Jace zu Simon und Izzy. Aber bisher ist mir noch nicht so eine Sülze vorgelegt worden. Egal was Julian macht. Emma muss immer daran denken wie gut er aussieht, wie lange sie sich schon kennen, wie sehr sie ihn kennt, wie gut er doch aussieht und das sie ihn liebt. Anders herum ist es genau das gleiche. Ich kenne langsam jede einzelne Strähne von Emmas Haar auswendig! Schwärmereien sind doch schön und gut! Aber es artet einfach aus, vor allem in Kombination mit dem ganzen „Ich liebe meinen Parabatai. Aber ich darf ihn gar nicht lieben und er liebt mich ja auch nicht, ganz egal wie lange seine unfassbar schönen, blauen, großen, charmanten, gutaussehend, attraktiven Augen mich mustern als wäre ich das einzige Lebewesen für ihn auf der gesamten Welt.“ Julian liebt Emma. Emma liebt Julian. Das ahnt man bereits nach den ersten zwanzig Seiten und danach wird es auch nicht besser. Sie reden beide nicht klar und deutlich mit einander und verstricken sich damit in immer schlimmere Situationen. Aber da sind sie nicht die einzigen. Wir haben auch noch andere Kandidaten der Kategorie „Lieber Handeln als mal drüber reden.“ Nämlich Christina. Anstatt mit ihrem Problem zu reden haut sie ab und ignoriert das Problem weites gehend. Diana, welche bis zum Ende hin ihren Schülern etwas verschweigt. Mark, welcher mit seinem geliebten Kieran scheinbar auch nicht mal richtig reden kann und Christinas Anzeichen auch lieber falsch deutet als richtig nach zu fragen. Julians gesamtes Problem mit seinen Geschwistern. „Aber sie sind doch noch so klein!“ Ty und Livvy sind praktisch nur 1,5 Jahre jünger als Julian selber. Bis ich es nach gelesen habe dachte ich die zwei seien ZEHN, da sie das gesamte Buch über als kleine Babys dargestellt wurden. Das schlimmste an dem gesamten Thema „Liebe“ in diesem Buch ist einfach der Fakt, dass hier auf eine Sache hingearbeitet wird, die auf die unreifste Art und Weise überhaupt beendet wird. Denn auch hier herrschen wieder Kommunikationsprobleme. Anstatt Julian zu ERKLÄREN wieso sie mit ihm nicht zusammen sein kann bzw. möchte, druckst Emma herum, belügt ihren Parabatai (Julian ist da keinen Deut besser!) und handelt komplett Selbstsüchtig in dem sie auch noch seinen Bruder in diese ganze Sache reinzieht. Die Charaktere sind platt, nervig und handeln alle wider besseren Wissens und komplett gegeneinander, weil einfach niemand den Mund richtig aufkriegt und mal mit dem anderen redet. Es strengt an, es macht keinen Spaß zu lesen und hat mir praktisch die gesamte Motivation zum Lesen genommen. So viel zum Thema „Charaktere“, welches für mich den größten Minuspunkt darstellt. Der Rest des Buches ist ausbaufähig. Die Geschichte um den Mord an Emmas Eltern und die Ermittlungen sind gut, doch Cassandra Clare verstrickt sich zu sehr in den Gefühlen ihrer Charaktere und den Settings. Viel zu oft hat sie Orte so detailliert beschrieben, dass ich sie greifen konnte, danach aber nie wieder gesehen habe. Was bringt es mir den Ort wie meine Westentasche zu kennen, wenn ich ihn danach nie wieder sehen werde. Es ist schade, das so viel Potential in die Umgebung gesteckt wurde, weil darunter die gesamte Entwicklung von Geschichte und Spannung litt. Mit einer beachtlichen Länge von 800 Seiten sollte man meinen, dass genug Platz für Spannung da ist, doch Cassandra Clare hat dies nicht geschafft. Die ersten 200 Seiten passierte nichts nennenswertes, bis auf den Fakt, dass man die Charaktere kennen lernt, dann folgt eine Maute von fast 600 Seiten und dann ist das Buch zu Ende. Leider Gottes muss ich gestehen, dass das Beste an dem gesamten Buch das Kapitel „Ein langes Gespräch“ war, welches man am Ende finden kann. Fazit: Ich hab auf diese Rezension keine Lust. Normalerweise Rezensiere ich Bücher wenn sie mir besonders gut gefallen haben oder ich sie besonders schlecht fand. Aber dieses Buch ist weder das eine noch das andere. Es ist frustrierend, nicht mehr und nicht weniger. Die ganzen 5 Sterne Bewertungen hier kann ich leider nicht nachvollziehen. Leider. Als eingefleischter Fan der Autorin werde ich mir die anderen Teile auch holen, auch in der Hoffnung, dass es besser wird. Von mir bekommt Lady Midnight aber ein ganz klares „Nicht Lesenswert“ zugesteckt und lieb gemeinte 2,5 Sterne.