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Cubey

Posted on 26.3.2020

DISCLAIMER: Wer mit kritischer Meinung oder Spoilern nicht umgehen kann, sollte ab diesem Punkt nicht mehr weiterlesen. Ihr wurdet gewarnt. In "Die Buchspringer" hat die Autorin Mechthild Gläser versucht eine, und ich zitiere, "spannende, fantasievolle Unterhaltung mit viel Atmosphäre, einem Hauch Romantik und einem witzigen Wiedererkennungseffekt" zu schaffen. Ich habe an diesem Buch nun beinahe drei Monate verbracht, dabei ist die zwei Monatige Verzweiflungspause bereits mit eingerechnet und ich muss gestehen, dass ich selten ein so plattes und langweiliges Buch in den Händen gehalten habe. Wen haben wir? Amy. Amy ist achtzehn Jahre alt, hat rote Haare (Glaube ich…) Und hat Liebeskummer. Ihre Mama heißt Alexis (und bei diesem Namen ruft sie sie auch) und sie wurde vor kurzem von ihren Freunden verraten und von ihrem festen Freund verlassen (Glaube ich, dass stand irgendwo auf den ersten 126 Seiten, und dieses Buch kümmert mich jetzt doch nicht genug, als dass ich das noch mal nachschlage), während ihre Mutter von ihrem festen Freund (oder Ehemann?) verlassen wurde. Also… Doppelter Liebeskummer. Amy liest gerne (Bücher in denen der Protagonist Bücher mag. UI. Toll.) und… Ja. Das war‘s auch schon. Wirklich mehr erfahren wir von Amy auch nicht, da sie ein unfassbar platter Charakter ist. Also, Amy flüchtet mit ihrer Mutter auf eine Insel irgendwo in Shetland, oder so. Aber nicht wegen einem „Sommerurlaub“ sondern weil beide Damen vor ihren Gefühlen flüchten. Dort trifft Amy dann die Erkenntnis: Sie hat ja noch andere Vorfahren und diese Vorfahren (Okay, es sind keine VorfahrEN sondern nur ihre alte Oma) sind nicht nur reiche Schnösel, sondern auch noch verfeindet mit anderen reichen Schnöseln. Amy eröffnet sich damit aber auch noch ein anderes Geheimnis: Sie ist Buchspringerin. Also: Sie besitzt die Fähigkeit in Bücher zu springen und… Jap. Sie kann in Bücher springen und dort alles machen, was sie in der realen Welt auch kann. Nur halt in Büchern. Also mit den Leuten (oder Tieren) da quatschen. Mit denen Essen und Trinken (beliebte Tätigkeit in diesem Buch) und joar. Halt alles mit den Buchcharakteren machen. Aber natürlich darfst du das nicht einfach so, nein! Amy wird zu dem Buchspringerunterricht geschickt, gegen den ihre Mutter ausdrücklich war, und lernt dort Betsy, die verzogene Divatochter des Erzfeindes ihrer Granny, und ihren Cousin/OderSoetwasInDerArt Will kenne (Ja, Will sieht gut aus. Ja, Will ist witzig. Ja, Amy und Will verstehen sich gut. Ja, das ist „der Hauch Romantik“ von dem im Klappentext die Rede war). Für die jungen Buchspringer gibt es nur eine Regel: Bleib in deinem Übungsbuch, bis du dazu bereits bist andere Bücher zu erkunden. Amy bricht diese Regel natürlich. Bald bemerkt sie auf ihren Streifzügen durch Macbeth, Das Dschungelbuch und Konsorten aber, dass in der Welt der Literatur nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist (wie sollte es auch…) und jemand beginnt Ideen von Büchern zu klauen. Das Kaninchen aus „Alice im Wunderland“ oder auch das Gemälde von Dorian Grey aus „Das Bildnis des Dorian Grey“. Fest steht: Den Übeltäter muss man finden! Als dann die Übergriffe aber auch in der realen Welt stattfinden und auch jemand Tod aufgefunden wird, begreift sie erst wie ernst die Lage ist und macht sich mit Will auf die Suche nach dem Übeltäter. Von der Story darf man jetzt halten was man will, ich fand sie anfangs sehr spannend. Sonst hätte ich es ja nicht gelesen. Was mir das Buch aber im Endeffekt gegeben hat, war einfach erklärt: Langweilig. Frau Gläser kratzt doch sehr stark an der Oberfläche ihrer Geschichte ohne ihr sonderlich viel Tiefgang, Atmosphäre oder etwas von diesem „Wiedererkennungswert“ ein zu bauen. Ihre Charaktere sind platt und einige scheinen nur vor zu kommen weil Baum, denn die einzigen wichtigen Charaktere scheinen Will und Amy zu sein und auch die zwei sind nur da, weil die Geschichte Charaktere braucht. Beispielsweise kann Amy auch außerhalb des Steinkreises in Bücher springen, was alle anderen Buchspringer scheinbar nicht können. Wieso hat sie diese Fähigkeit? Was ist der wahre Grund dahinter?! Sie ist gar kein richtiger Mensch und hat auch keinen menschlichen Vater sondern einen Buchcharakter als Vater. Deswegen hat sie diese Fähigkeit. Das wird genau EINMAL im Buch erwähnt. Danach ist sowohl ihr Vater als auch die Tatsache, dass sie eben das kann, total unwichtig und wird nicht mehr groß thematisiert. Die liebe Betsy scheint auch nur deshalb im Buch zu sein, damit es eine Widersacherin für Amy gibt. Und ja, auch Betsy hat einen „großen“ Auftritt im Buch. Aber dieser Auftritt ist so dermaßen banal und unwichtig, man hätte ihn auch sehr, sehr gut weglassen können. Ich hätte ihn nicht vermisst. Davor ist Betsy eine Diva, die nichts besser kann als rumzicken, rumprahlen und angeben. Danach… unwichtig! Sie wird nicht mehr wirklich thematisiert. Dann noch Amys Großmutter Lady „Ich-Merk-Mir-Ihren-Namen-Nicht“, die eigentlich nur vorhanden ist, damit in dem Buch ein gewisses Drama herrscht. Meist sind die Unterhaltungen mit ihr unwichtig oder leblos und sie war lediglich am Anfang wichtig, um Amy zu zeigen wie besonders sie ist. Sie hat nicht mal wirklich wörtliche Rede im Buch. Jedenfalls keine Rede an die ich mich jetzt sonderlich Erinnern würde. Dann gab es da noch einen Charakter (Ich glaube er hieß Brock..) welcher am Anfang einmal kurz erwähnt wurde, dann in der Mitte noch einmal und… ja. Irgendwie so etwas in der Richtung. Keiner der Charaktere neben Amy und Will hatte mehr als 3 oder 4 „wichtige“ Auftritte im Buch, von ihrer Mutter mal abgesehen, aber die macht aus Dingen Dramen wo es nicht einmal Dinge gibt! Die Story an sich fand ich wirklich ganz gut. Der Diebstahl von Ideen, die Geschichten erste zu Geschichten machen, war eine sehr schöne Thematik, welche die Autorin auch sehr gut umgesetzt hat. Leider hatte sie ihre Längen, grade in der Mitte war die Geschichte unerträglich in die Länge gezogen und hatte Szenen die man hätte gut und gerne weg lassen können, weil sie einfach nicht relevant für die Story waren. Das größte Problem war für mich aber diese Plötzlichkeit der Autorin. Der Moment der Überraschung ist eine Gabe die man nutzen sollte. Die man SINNVOLL nutzen sollte. Doch hier wird diese „Gabe“ leider missbraucht. Aus heiterem Himmel verliebt sich Amy in Will (Und das ist kein großer Spoiler, das ist abzusehen. Wir befinden uns hier immer noch im Genre Jugendbuch), aus heiterem Himmel verdächtigt Amy eine Person nach der anderen (Ich begreife immer noch nicht, wieso sie Betsy verdächtigt hat) und was das am Ende sollte begreife ich nicht. Erst war er Tod, dann war er nicht mehr Tod, sondern irgendwie Muskulös und dann reitet Werther auf einem Wurm in Peter Pan hinein und die zwei küssen sich auf einer Klippe… Und irgendwas mit Tinkerbell. Ein Manko fernab vom Inhalt des Buches war die Verarbeitung des Buches. Beim aufklappen rieselten mir nicht richtig abgetrennte Buchschnipsel entgegen und beim Umblättern lösten sich die unteren, gebundenen Ecken des Buches. Es fehlt keine Seite und das Buch ist auch nicht sonderlich beschädigt, aber Angst hatte ich dann doch, dass mir eine Seite bald raus fliegt. Fazit: „Die Buchspringer“ ist ein Buch mit verschenktem Potential. Mechthild Gläser hat sich viel vorgenommen aber wenig eingehalten. Sie kratzt an der Oberfläche als hätte sie Angst, dass das Buch zu dick wird. Gegen Ende schlampt sie an ihren Hauptcharakteren rum und lässt die Story bizarr und verwirrend Enden. Wer meint es lesen zu müssen, der soll es gerne tun. Ich kann von dem Buch lediglich abraten.

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