sommerlese
Franz Eberhofer wurde von München strafversetzt in seine Heimat nach Niederkaltenkirchen. In diesem beschaulichen Dorf schiebt er jetzt als Polizist eine ruhige Kugel. Er lebt zusammen mit seiner fast tauben Oma, die ihn wunderbar bekocht, und seinem Vater, der ein Alt-68er und Beatles-Fan ist. Bis eines Tages die Familie Neuhofer auffällige Schicksalsschläge zu verzeichnen hat: Vater stirbt an Stromschlag, Mutter erleidet Tod durch Erhängen und die beiden Brüder erben ein Haus, für das großes Interesse besteht. Dieser Krimi hat mich sehr amüsiert. Nicht nur die bayrische "Unart" der Satzstellung löst bei mir Lachattacken aus. Auch die abgedrehten Figuren und die deppige Art der Ermittlung des Eberhofer Franz sind toll zu lesen. Die beschriebene regionale ländliche Idylle mit Biergärten, frischen Leberkässemmeln und anderen typischen Gerichten aus der Weißwurstecke hat schon allein einen ganz besonderen Reiz, der diesem Buch die richtige Würze gibt. So zeigen die Figuren im Laufe der Handlung immer weitere für sie typische Verhaltens- und Handlungsmuster, die man ihnen immer mehr abnimmt und sie bleiben sich auch treu dabei. Zum Schluss kennt man sie alle und ganz besonders ihre speziellen Macken. Die Oma hat zum Beispiel die Angewohnheit, sämtliche Angebote der Gegend nicht nur zu kennen, sondern sie auch noch zu kaufen. Da gibt es schon einmal für Oma, Sohn und Enkel die gleichen roten Moonboots und andere erheiternde Einkäufe zu bestaunen. Ganz klar, dass dabei ein wunderbares Kopfkino beim Lesen abläuft und man häufig lachen muss. Auch sind die bayrischen Männer hier so beschrieben, dass jeder Rockzipfel verlockend ist und so wundert es dann nicht, dass der Eberhofer seinen Fall vor lauter Verlockungen nicht gleich klar durchschaut. Erst sein alter Polizeikumpel muss ihn immer wieder mit der Nase auf die Spuren stupsen, bis es dann endlich auch bei Franz ganz deutlich klingelt. Wie hier die absurden Situationen aneinandergereiht sind, ist absolut gut gemacht. Alles wirkt leicht und unterhaltsam und doch zieht sich ein roter Faden der satirischen Art durch das Buch. Hier werden Klischees aufgedeckt, indem sie einfach gelebt werden. "Winterkartoffelnödel" ist ein toller Regionalkrimi mit viel Sprachwitz, skurrilen Figuren und komischen Situationen, die dann schon wieder realistisch wirken. Eine wundervolle Unterhaltung und Appetitanreger für die deftige bayrische Küche. Na, denn man: Prost!