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bines_brimborium

Posted on 25.3.2020

Ein Buch, und auch ein Autor, an das und an den ich mit großen Erwartungen herangegangen bin. Was vielleicht auch der Grund ist, dass ich ziemlich enttäuscht von dem Buch bin. Ich habe mir einen Thriller versprochen, den ich nicht aus der Hand legen kann vor lauter Spannung, denn das wurde mir durch Rezensionen versprochen. Der Paratext, der das Buch jedoch als "Roman" und nicht etwa als "Thriller" deklariert, hat mich dann das erste Mal stutzig gemacht. Aber nun gut, es sieht schon ziemlich nach einem blutigen Thriller aus. Ich muss schon sagen, Richard Laymon hat irgendwas... was er jedoch nicht hat, sind Skrupel. Skrupel, was Sex und Gewalt in seinen Büchern angeht. Damit hatte ich im Grunde auch kein Problem, denn darauf hatte ich mich ja eingestellt. Aber was mich wirklich schockiert hat, war, dass Laymon auch keine Skrupel hat, seine Charaktere komplett unsympathisch zu gestalten. Seine Protagonistin Jane ist so ziemlich die unsympathischste Romanprotagonistin, die mir bisher untergekommen ist. Sie ist rücksichtslos, geldgeil und hat nicht wenig Böses in sich. Ebenso unmoralisch ist ihr neuer Gefährte Brace. Da haben sich meiner Meinung nach zwei gefunden, die perfekt zueinander passen. Solche Charaktere durch ein Buch zu begleiten, ist schon mal eine Herausforderung für den Leser. Dann kommen wir mal zur Erzählstruktur, die mir bei einem Buch, das in der Buchhandlung wohl unter dem Regaltitel "Spannung" verkauft wird, sehr wichtig ist. Nun, ich habe fast drei Monate an diesem Buch gelesen. Ich denke, das sagt schon mal Einiges. Ich fand es vielleicht in den ersten drei Kapiteln in der Bibliothek spannend. Doch alles. was danach kam, war eine lieblose Aneinanderreihung von teilweise sehr trashigen Horrorszenarien, die der Autor anscheinend im Kopf hatte und schon immer mal in seine Bücher einbauen wollte. Also gerät Jane einfach nacheinander in diese Szenarien, die dann auch manchmal mehr Schein als sein sind und mich daher nicht selten enttäuscht haben. Die Szenarien am Ende sind dann dafür sehr krass gewesen, beinahe überzogen. Verfilmt würden Laymons Horrorszenen wunderbar wirken... aber auch dann würde es an einer guten zusammenhängenden Story fehlen. Zudem gab es am Ende für mich nicht den gewünschten Aha-Moment, auf denen ich bei Thrillern so gerne warte. Vielmehr sind viele Dinge unklar geblieben und die "Auflösung" oder "Twist", wenn man das so nennen kann, konnte ich auch schon meilenweit voraussehen... Also das Ende hat mich leider nicht umhauen können. Dann noch etwas zum Schreibstil, den ich hier auch bemerkenswert fand. Nur leider nicht gerade bemerkenswert gut... Denn Laymons Art zu schreiben war mir teilweise einfach zu einfach. Sehr viele plumpe Hauptsätze, kaum Inquitformeln, man soll den Thriller eben einfach in einem Rutsch durchlesen können, das verstehe ich. Nur leider helfen die viel zu einfachen Sätze auch nichts, wenn der Spannungsaufbau nicht gegeben ist. Gerade diese wahllose Episodenhaftigkeit hat mich an dem Buch gestört. Und natürlich die dummen Gedanken der Protagonistin. Also, ich habe hier viel kritisiert. Und trotzdem gebe ich dem Buch immerhin noch 3 Sterne, denn einzelne Szenen hatten eine tolle Atmosphäre (gerade Anfang und Schluss) und konnten mich dann doch über ein paar Kapitel fesseln. Insgesamt hatte ich aber keine besonders schöne Lesezeit mit dem Buch und werde wohl auch nicht wieder zu einem Laymon greifen. Zumal ich denke, dass sein Schreibstil in allen Werken der selbe ist und ich bei einem so einfachen, anspruchslosen Schreibstil mittlerweile dazu übergehe, die Seiten zu überfliegen. Vor allem, wenn mich das Buch langweilt, wie es "Das Spiel" leider die meiste Zeit getan hat...

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