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sommerlese

Posted on 24.3.2020

Renates Rollator rollt weiter: mit 82 Jahren, 4 verflossenen Ehemännern und deren Grabpflege und einer Vorliebe für Korn hat das Leben Spuren hinterlassen. Mit der Technik von Handys, Internet und online-banking hat sie so ihre Schwierigkeiten, doch ihr Erbneffe Stefan hilft immer tatkräftig. Als sie sich aber nach einer Frau für ihn umsehen will, wird er selber aktiv. Er heiratet und Renate plant die Feier. Die wird ein tolles Ereignis, aber leider hat Renate einen Folgeschaden: ihre Hüfte muss neu. Also das volle Programm: Krankenhaus und anschließend Reha. Aber Renate wäre nicht Renate, wenn sie dort alles sang- und klanglos hinnehmen würde. Sie hat so ihre Meinung zu Bandscheiben und Raucherecken, vitaler Kost und Kurschatten. Wie auch beim Vorgängerband "*Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker*" wurde ich humorvoll unterhalten und habe Renates Sicht auf die Dinge sehr genossen. Sie zeigt mal wieder erfrischend ehrlich und humorvoll wie sie mit ihren hoch gehaltenen Hausfrauentugenden anderen Menschen Ratschläge und Putztipps erteilt und damit natürlich auch mal nicht so gut ankommt. Nur ihre charmante Art macht das wieder wett und erst spät bemerkt sie, wie auch ihre von ihr nicht so gut gelittenen Nachbarinnen Frau Berber und Meiser, ihr doch am Herzen liegen. Gern vergleicht sie das Heute mit den guten alten Zeiten, als sie im Berliner Osten noch DDR-Krause hatte, Kaffee aus dem Westen von Verwandten bekam und Lebensmittel eingekocht wurden. Ein Wiedersehen gibt es auch mit Renates Freunden, die ebenfalls ganz besondere Charaktere sind und so ihre Altersallüren und Macken haben. Doch das schweisst sie ja alle zusammen und gemeinsam helfen sie sich über die Schwierigkeiten des Alltags im Alter hinweg. Wenn der "Koyota" von Kurt losrollt, ist kein Fußgänger mehr sicher. Dann werden die Supermärkte nach Angeboten durchsucht und Wagenladungen von Kaffee, Korn und Lebensmitteln eingekauft. Tochter Kirsten ist Vegetarierin und esoterisch angehaucht, damit kommt Renate nicht so recht klar und Mutter und Tochter kommen sich leider auch in diesem Buch nicht näher. Aber dafür hat sie nun Stefan zum Bemuttern und Ariane ist auch eine Bereicherung. Die Planung der Hochzeitsfeier war für mich die schönste und lustigste Leseerfahrung in diesem Buch. Zu ihrem Kuraufenthalt hat Renate natürlich viel Lustiges beigesteuert. Die Reha hat so ihre Tücken und das zeigt sich in Renates Beschreibung in Sachen wie Ernährung mit viel Ballaststoffen, Ballspielen, Gesangstherapie und Gymnastik. Besonders lustig empfinde ich ihre persönliche Ausstattung des Kurzimmers mit eigener Bettwäsche, Kissen und privater Verpflegungsaufbesserung durch ihre Freunde. Leider schweift Renate in diesem Buch deutlich mehr ab als in ihren alten Geschichten, aber sie wird ja auch nicht jünger. Das hat mich aber dann etwas gestört und im Vergleich zum ersten Band fiel dieses Buch dadurch in seiner Gesamtwirkung leicht ab. Einige Themen wurden ein wenig aufgewärmt. Zum Thema Kurschatten hatte ich mir mehr versprochen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Erwin hat schon mal einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Schön sind auf jeden Fall die alten Begriffe, die Renate in ihrem Sprachschatz noch benutzt. Schlafstube, Anrichte und Chaiselongue bringen den Glanz der Vergangenheit in ihre Erzählungen. Dieser Roman ist eine heitere, leichte Lektüre und macht gute Laune. Gern liest man von der alten Dame in ihrem munteren Plauderstil und lässt sich gut unterhalten. Wer noch nicht weiß wie eine Kur abläuft, wird hier sicher Informationen aus erster Hand erhalten.

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