sommerlese
1928 treffen sich in England Alice, Tochter aus gutem Hause, und der künstlerisch talentierte Tom nach Jahren wieder. Sie kennen sich schon seit ihrer Kindheit und verlieben sich ineinander. Doch die Familien setzen alles daran, um die Beziehung zu verhindern. 1986 fällt der jungen Fotografin Kate eine Federzeichnung in die Hände, auf der eine Frau dargestellt ist, die ihrer inzwischen verstorbenen Mutter zum Verwechseln ähnlich sieht. Die Zeichnung wurde 1928 vom mittlerweile bekannten Maler Thomas Stafford angefertigt. Kate macht sich auf, das Geheimnis dieses Bildes herauszufinden und damit auch Einblicke in ihre Familie zu gelangen. Sie stösst auf eine Liebesgeschichte, die ihr Mut macht, selbst um ihr Glück zu kämpfen. In diesem Liebesroman zeigt sich wunderbar das schriftstellerische Talent der jungen Autorin. Ihr gelingt es, Gefühle ohne kitschigen Beigeschmack zu erzählen und sie zeigt wie Sehnsucht, Freiheit und der Wunsch nach Veränderung durch das Überschreiten konventioneller Schranken die Menschen schon früher bewegt haben. Gleichzeitig beschreibt sie aber auch die Courage, die Menschen abverlangt wird, die in ihrer bestehenden Situation aushalten und nicht davon rennen. Auf eine interessante Sichtweise wird im Buch wird aus verschiedenen Perspektiven berichtet: 1986 von Kate, die durch eine Zeichnung auf die ihr bis dahin unbekannte Großmutter stösst; aus Thomas Staffords Sicht, der ein erfolgreicher Künstler wurde, auf Korsika lebt und Alice lebenslang liebte, aber nichts von ihrem gemeinsamen Kind wusste; und von Alice und dem Verlauf ihres Lebens, 1928 beginnend. Dabei entwickelt die Geschichte eine emotionale Reise durch die Gefühlswelt der Menschen und zeigt neben Liebesgefühlen auch Abschied von Menschen, Konflikte und Zukunftsängste deutlich auf. Kriegserlebnisse werden hier zur Sprache gebracht und haben die Menschen manchmal grundlegend verändert. Diese Beschreibungen gelingen Lucy Foley sehr gefühlvoll und intensiv. Mich haben die vielen Perspektivsprünge und der Wechsel der Erzählzeit von Präsens für die alten Vorgänge von 1928 zur Perfektform für die Geschichte von Kate etwas gestört und auch verwirrt. Das hätte meiner Meinung nach in der umgekehrten Zeitformwahl besser und verständlicher gewirkt. So musste ich mich immer wieder vergewissern, von welcher Generation gerade die Rede ist. Das hat meinen Lesefluss unterbrochen und ich kam nie so richtig tief in die Geschichte hinein. Dabei sind die Figuren wirklich gut dargestellt und man erfährt viel über die verschiedenen Charaktere und ihre Lebenswege. Gerade Kate und ihre Liebe zu Oliver geht mir sehr nahe, ähnelt diese Liebe doch sehr der ihrer Großmutter und auch die Probleme stellen sich ähnlich dar. Einblicke in die Kunstszene hätte ich mir noch mehr gewünscht, diese Thematik wird nicht tief genug aufgegriffen, sondern sie dient nur als Hintergrund. Insgesamt gesehen hatte das Buch einige Längen, die mich nicht so in das Buch hineinziehen konnten. Die Schicksale haben mich berührt, aber nicht richtig tief bewegt. Wer gerne Liebesgeschichten und Familiengeheimnisse liest, dem möchte ich diesen romantischen Roman mit seiner einfühlsamen Sprache und den verschiedenen Schicksalen ans Herz legen.