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wandanoir

Posted on 23.3.2020

Kurzmeinung: Frisches Setting reißt einiges heraus! Rose hat ein Problem, das eigentlich hinlänglich, sprich überaus gründlich in der Literatur verhackstückt worden ist, sie kennt ihre Mutter nicht, sie wächst beim Vater auf, der sehr verhalten mit Mitteilungen über ihre Herkunft ist, und ensprechend viele Fragen hat Rose Simmons. Und Identitätsprobleme. Insofern wärmt Jessie Burton einen uralten Schinken auf. Doch tut sie das mit einem schicken, modernen Setting. Die Mutter hatte in jungen Jahren ein Verhältnis mit einer bekannten Schriftstellerin und wie das Schicksal, Rose oder auch die Autorin es will, lernt Rose justamente diese Schriftstellerin näher kennen und hofft darauf, einige Fragen beantwortet zu bekommen. So auch die Leserschaft. Kritik und Leseerlebnis Die Rückbezüge auf die Schriftstellerei und die Dreharbeiten in LA bilden ein abwechslungsreiches Setting. Durch die diversen Zeitebenen vesteht es die Autorin, eine gewisse Spannung aufzubauen und auch die Personen, die sie schildert, sind modern, zeitgemäß und sympatisch. Die Sprache ist angenehm, keine größeren Ausreißer weder nach oben noch nach unten, wenngleich auf meine Lieblingsphrase, diverse Luftschnapper zum xten Mal, leider nicht verzichtet werden konnte. Ein richtig guter Roman verwendet keine Floskeln! Ich kann nicht müde werden, dies zu wiederholen! Insofern haben wir es hier mit Unterhaltungsliteratur zu tun und müssen Ansprüche auf Weltliteratur erst gar nicht anmelden Die Kritik nimmt hauptsächlich Bezug auf die dargestellten Charaktere, die sich nicht deutlich genug aufschlüsseln. Weder hat die geneigte Leserin verstanden, warum sich „die Mutter“ in LA nicht wohlfühlen konnte, woher deren Minderwertigkeitskomplexe kamen noch warum sie nicht überwunden werden konnten noch warum diese Frau nicht erwachsen werden konnte. Auch deren Partnerin, die Schriftstellerin, konnte in ihren Beweggründen nicht eindeutig verstanden werden. Noch „der Vater“. Sie alle handelten romangemäß oft sprunghaft, unüberlegt, überaus emotional und unüblich. Auch die Gegenwartsfigur Rose, hat Identitätsprobleme weit über das übliche Maß hinaus. Dass man im Leben nichts zuwege bringt, erklärt sich nicht nur durch eine fehlende Mutterfigur. Irgendwann einmal ist man selber verantwortlich. Und zwar für alles! Was aber dem Buch ganz schlecht zu Gesichte steht, ist sein flaches Ende. Andere Leser empfinden es sicher anders, für mich war jedoch gerade das Ende völlig nichtssagend plus unglaubwürdig. Nach all dem Bohai quasi ein gar nichts. Das gibt Punkteabzug. Fazit: Ein abgedroschenes Thema wird durch ein modernes Setting ins Leben gerettet. Frische Protagonisten fesseln, sprachlich, von einigen vermeidbaren Floskeln abgesehen, ist das Buch relativ gut aufgestellt. Nur die Handlungen der Protagonisten sind nicht immer nachzuvollziehen. Hier hätte noch ein wenig nachgearbeitet werden müssen. My five Cents. Dennoch: Ich hatte Spaß beim Lesen. Für Unterhaltungsliteratur ist das ganz ok. Kategorie: Unterhaltung Verlag: Insel, 2020

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