stephanienicol
Momentan haben es mir diese gehypten Bücher scheinbar echt angetan. Ich greife vermehrt zu Geschichten, die ich bereits aus unzähligen Lobeshymnen von Freunden oder Kollegen kenne - so verhält es sich auch mit Lockwood und Co. Kaum zu glauben, welchen Anklang diese Reihe doch findet; und das bei den unterschiedlichsten Lesern. Klar dass auch ich immer neugieriger wurde und mich dem Hype gebeugt habe. Doch ist dieses Buch wirklich so gut wie alle sagen? Hier erfahrt ihr, wie meine Meinung dazu ausfällt: Der Einstieg war schon mal recht knifflig. Ich habe einfach meine Zeit gebraucht, um mich in dieser geisterverseuchten Welt so richtig zurecht zu finden und überhaupt zu verstehen, wie der Hase läuft. Ist dieser Punkt erst einmal überwunden, kommt direkt Spannung auf; denn obwohl man als Leser durchaus ein paar Seiten Zeit bekommt, wird es schnell sehr temporeich und rasant. Darüber hinaus lernen wir auch einiges über unsere Protagonisten, was ebenfalls sehr spannungsgeladen in Szene gesetzt wurde und jeder Figur Leben einhauchte. Womit wir auch schon beim nächsten Punkt angelangt wären: den Charakteren. Wir treffen hier auf insgesamt 3 verschiedene Persönlichkeiten, die unterschiedlicher wirklich nicht sein könnten. Zwar erleben wir die Geschichte aus Lucy's Sicht, doch Anthony Lockwood und George sind ebenfalls tragende Figuren. Fangen wir dennoch bei dem weiblichen Part an: Lucy ist ein unheimlich liebeswertes Mädchen, noch sehr jung, aber auch sehr reif für ihr Alter. Sie überzeugte mich durch die perfekt getroffene Mischung zwischen mutig und lebensecht. Gerade in solchen Büchern sind mir oft Figuren begegnet, die übermenschliches tun oder fühlen, doch hier war es keineswegs übertrieben, sondern einfach realistisch. Lucy trug ihr Herz oftmals auf der Zunge, brachte mich durch spitze Bemerkungen zu Lachen und traf manchmal völlig unüberlegte Entscheidungen, die sie wiederum etwas naiv wirken ließen. Dieses Mädchen ist mit derart ans Herz gewachsen, dass ich sie, rückblickend betrachtet, absolut nicht ziehen lassen wollte. Doch auch Anthony Lockwood stieß bei mir auf Gefallen. Nicht nur, dass er eine berührende Vorgeschichte hat, nein, er war auch durchaus attraktiv und in einem gewissen Maß geheimnisvoll. Ihr leitete die Agentur wie ein Erwachsener, achtete stets darauf, dass seinen Mitarbeitern nichts geschieht und trotzdem war er risikobereit. Außerdem hatte er den ein oder anderen Zug von Sherlock Holmes, was ihn umso sympathischer machte. Der dritte im Bunde war George. Wenn wir uns nun Lucy und Lockwood ansehen, fehlt nur noch eins: ein etwas untersetzter Junge mit schlechtem Kleidungsstil und ein wenig Schusselig,- und Trotteligkeit; tada - so entstand George. Er war auf der einen Seite extrem grieskrämig und miesepetrig, auf der anderen aber wieder deutlich bodenständiger als die beiden anderen. Er handelte durchdachter, traf Entscheidungen nicht aus dem Bauch heraus und beschäftigte sich viel mit Papierkram - nur blöd, wenn man von den anderen beiden Mitgliedern der Agentur eh nicht richtig ernst genommen wird - ein Umstand, der für Humor in dieser Geschichte sorgte. Zum Stil brauche ich gar nicht viel sagen. Mir war von vorn herein klar, dass ich Jonathan Stroud rein stil-technisch gesehen, großartig finde. Schon bei "Die Eisfestung" hat er mich von sich überzeugt und in "Lockwood und Co." übertraf er sich selbst nur noch mehr, und zwar um Längen. Nicht nur, dass die einzelnen Elemente wie Figuren, Kulisse und Geschehnisse unheimlich detalliert beschrieben wurden; er schaffte mit bloßen Worten auch noch eine so düstere und ergreifende Atmosphäre, dass man allein deshalb ans Buch gefesselt ist. Die Storyline war wirklich mal was Neues. Ich hatte schon das ein oder andere Buch, in dem es um Geister ging, aber niemals in dieser Form. Mir gefiel der Aufbau der Geschichte unglaublich gut, denn es gab immer wieder kleine Höhepunkte, die für Spannung sorgten und aufeinander aufbauten, sodass es wirkte, als gäbe es mehrere Handlungsstränge, was aber nicht direkt der Fall war. Es gab lediglich mehrere Fälle, die Lockwood und Co zu lösen hatten und das war es auch, was mich so begeisterte - endlich mal ein Buch, in dem es nicht 400-500 Seiten um ein und den selben Fall geht und man sich nicht eine gefühlte Ewigkeit im Kreis dreht. Super insziniert und Jonathan Stroud versteht es absolut, den Leser bei jedem einzelnen Problem im Dunkeln tappen zu lassen. Dementsprechend gut war auch die Umsetzung. Der Autor hat eine Fantasy-Geschichte erschaffen, die gar nicht so unrealistisch ist und durchaus irgendwie vorstellbar; auch in der realen Welt. Die Spannungskurve blieb dabei während all den 432 Seiten konstant im obersten Bereich und durchbrach die Skala hin und wieder sogar noch um Längen. Man hätte diese Idee einfach nicht besser umsetzen können, als es bei Lockwood und Co. gemacht wurde. Viele Facetten, Abwechslung und trotzdem eine klare Linie erkennbar - so wünscht man sich das. Ich jedenfalls war absolut gefesselt und mitgerissen und fühlte mich ins düstere London versetzt. Das Ende bot noch einmal ein ordentliches Feuerwerk, das einen veranlasste, schneller wissen zu wollen, wie es endet, als man eigentlich lesen kann. Großes Finale - großes Kino - ein Schluss, wie im Actionfilm. Dieses Buch konnte mich, bis auf diesen etwas holprigen Einstieg, komplett von sich überzeugen und für sich gewinnen. Die drei Hauptfiguren sind herrlich unterschiedlich und erfrischend, der Stil ist atmosphärisch und gut zu lesen; die Storyline äußerst gut durchdacht und ausgeklügelt und die Spannung permanent sehr mitreißend - eine Geschichte, die alles mit sich bringt, um dem Leser zu gefallen.