Natalie
(klitzekleine Spoilerwarnung, die der Lesefreude jedoch keinen Abbruch tut und als Nicht-Leser wahrscheinlich auch nicht verstanden wird) George Washington Black alias Wash wurde als schwarzer Junge, als Sklave, auf einer Zuckerrohrplantage in Barbados geboren. Unter den Fittichen von Big Kit führt dieser dort ein – für einen Sklaven – relativ behütetes Leben. Muss jedoch, nach der Ankunft des neuen Masters, viele Bestrafungen und Tode mit ansehen. Eines Abends werden die beiden zu einer untypischen Arbeit in das Haupthaus gerufen. Dort hat Wash seinen ersten Kontakt mit Titch, dem Bruder des Plantagenbesitzers, als er ihm sein Essen serviert. Titch überredet seinen Bruder, ihm Wash als eigenen Diener zu überlassen. Doch dieser hat für ihn andere Pläne als anfangs vermutet. Er bringt Wash so gut es geht Lesen und Schreiben bei, damit er ihm bei seinen Wissenschaften und dem Bau eines Wolkenkutters unterstützen kann. Rasch zeigt sich bei dem kleinen Jungen ein Talent fürs Zeichnen und er illustriert die Entwürfe des seltsamen Flugobjektes, malt in seiner freien Zeit Menschen, Tiere und alles, was er in der Natur so findet. Nach einem Selbstmord, bei dem Wash Augenzeuge wird, weiß er, wer dafür verantwortlich gemacht wird. Doch Titch möchte ihn retten und mehr oder weniger auch sich selbst und sie fliehen mit dem gerade fertig gestellten Wolkenkutter. Ein wildes Abenteuer beginnt, eine Suche, welche sie unter anderem an Bord eines Schiffes und in die Antarktis führen wird. Ich muss zugeben, am Anfang mochte ich dieses Buch nicht sonderlich, was vielleicht auch daran liegt, dass ich in diesem Genre nicht beheimatet bin. Der erste Teil auf der Zuckerrohrplantage zog sich für mich endlos. Wobei ich Titch während dieser Zeit wirklich lieb gewonnen habe. Leider blieb mir Wash irgendwie fern, was sich auch während des Buches nicht mehr geändert hat. Das Buch ist aus seiner Sicht geschrieben, jedoch bleiben seine tiefsten Gedanken und Emotionen eher flach. Man kann sich nicht so wirklich in ihn hineinversetzen oder sich mit ihm identifizieren. Er hat eher so eine Erzähler-Sicht auf die Dinge. Vielleicht ist das auch beabsichtigt, weil er als Sklave gelernt hat, keine eigene Meinung zu haben und er durch seine Erlebnisse sehr emotional abgekühlt ist und schlimme Dinge nicht an sich heran lässt, jedoch fiel es mir dadurch auch etwas schwer, mich mit bzw. für ihn zu freuen oder zu trauern. Dafür gefallen mir die Charaktere, die Wash später auf seiner Reise trifft umso mehr, wie beispielsweise Peter Haas, Mister Goff und seine Tochter Tanna. Diese sind schön ausgearbeitet, haben eine tolle Geschichte und man lernt sie mit all ihren Vorlieben und Macken kennen. Der Roman ist in insgesamt vier Teile aufgeteilt, wobei diese sich nach den Jahren und den Orten richten. Wie gesagt fand ich den ersten nicht so gut. Es war zwar ganz interessant hinter die Fassaden der Sklaverei zu blicken aber es war nicht meins. Im zweiten Abschnitt wurde ich langsam warm. Die Flucht zu Land und Wasser, mit verschiedensten Fortbewegungsmitteln und die Zeit in der Antarktis fand ich schon viel besser, wenn ich auch mit dem tragischen Ende mehr als gar nicht einverstanden war. Den dritten und vierten Teil fand ich am besten. Washs Freiheit, seine Selbstfindung und die Arbeit vor allem seine Forschung und die Arbeit an dem Ozeanhaus fand ich wundervoll. Auch seine Begegnung mit den Goffs. Ich habe mich sehr gefreut, dass Washs Suche erfolgreich verlief. Jedoch habe ich dann das Ende nicht wirklich verstanden. Wieso tat er, was tat? Was geschah danach? Was macht er da überhaupt genau und was ist die Absicht dahinter? Ich finde das Ende viel zu offen. Ein kleiner Epilog, was dann geschah, beispielsweise ein Auszug aus einer Broschüre über das Ozeanhaus und seine Erfinder, hätte hier ganz gut getan. Dann hätte das Buch auch die vollen Vier Sterne verdient. Trotzdem hat mich dieses Buch bereichert und mir ein völlig neues Genre eröffnet. Ich hätte Lust wieder einmal etwas Ähnliches zu lesen. Aufgrund des Anfangs, dem offenen Ende und meiner Unverbundenheit zu Wash gebe ich diesem Buch 3,5 Sterne. Für jeden, der in diesem Genre beheimatet ist, ist dieses Buch auf jeden Fall etwas und alle anderen sollten es einfach mal anlesen und sich ihre eigene Meinung bilden. Es lohnt sich!