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Susanne Matiaschek

Posted on 22.3.2020

Auf diesen Thriller hab ich mich im Vorfeld schon unfassbar gefreut und konnte es kaum erwarten zu beginnen. Der Schreibstil von Araminta Hall ist sehr einnehmend und fließend. Mit der beklemmenden Atmosphäre, schafft sie es Bilder im Kopf zu produzieren, die sehr beängstigend sind. Der Einstieg war für mich zunächst jedoch etwas mühsam. Mir gelang es nicht direkt einen Bezug zu Mike aufzubauen. Es plätscherte etwas vor sich hin und ich wusste nicht so recht , wohin es mich führen würde. Ich begegnete einem Mann , der sich scheinbar seine eigene Traumwelt geschaffen hatte. Wieviel davon kommt der Realität überhaupt nahe? Mike , ist ein Charakter, den man nicht sofort in seine Welt lassen kann. Er geht auf Distanz und lässt niemanden in sich hineinblicken. Anhand der Vergangenheit, die hier Stück für Stück freigelegt wird, ist das durchaus nachvollziehbar. Eine Vergangenheit, die prägt und bewusst macht, wie seine jetzige Entwicklung zustande kommen konnte. Auch seine Gefühle zu Verity konnte ich wirklich gut nachvollziehen. Sein Fokus ist allein auf sie gerichtet, alles andere scheint er kaum wahrzunehmen. Ich hab mich immer wieder gefragt, ob ich mich in der Einschätzung von Verity nicht täusche. Ist sie eine unschuldige junge Frau, deren Gefühle sich geändert haben oder ist sie berechnend und gefühlskalt? Wer ist hier Opfer und wer Täter? Die Autorin entwickelt hier ein sehr raffiniertes und gut durchdachtes Psychospiel, bei dem Grenzen nicht klar zu ziehen sind. Bei dem wir in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele eintauchen und erst lernen müssen, was Schwäche und was Macht bedeutet. Mike lernt man dabei sehr gut kennen und im Laufe der Zeit, drang ich wirklich zu ihm durch und verstand besser , was er auszudrücken versuchte. Was er bewegen wollte. Was daran liegt, das man ausschließlich seine Perspektive erfährt. Verity dagegen war für mich nie wirklich greifbar. Sie war ein Mysterium für mich. Was empfand sie wirklich und steckt Engel oder Teufel in ihr fest? Wieviel Wahrheit ist in Mikes Worten und Taten zu finden? Die Obsessivität, die sich immer mehr herauskristallisierte, machte mir wirklich Angst und löste pure Beklemmung in mir aus. Doch restlos schockiert war ich erst, als die Autorin zum finalen Schlag ausholte und dem Verlauf eine völlig neue Richtung gab. Es hatte etwas tragisches und unheilvolles. Aber auch die Spannung zog dabei merklich an. Man hatte das Gefühl, außer Mike und Verity existiere niemand mehr. Es wurde immer spannender ,interessanter und faszinierender für mich. So viel Abgründe, so wenig Raum für Hoffnung oder die Möglichkeit zur eigenen Entfaltung. Die Verzweiflung Mikes war stets präsent und schien sich immer mehr zu steigern und zu intensivieren. Er überschreitet moralische Grenzen , aber wie viel Moral lässt diese Story im eigentlichen Sinne zu? Mich hat diese Geschichte wahnsinnig und nachdenklich zugleich gemacht. Einerseits mochte ich Mike und er tat mir leid, aber andererseits wollte ich ihn stoppen, aber auch kräftig durchschütteln, damit er endlich wieder klar sieht. Die Autorin machte es mir nicht leicht mit dieser Geschichte. Ich war hin- und hergerissen und wusste nicht, wo die Wahrheit tatsächlich verborgen liegt. Man bekommt hier einen Psychothriller geboten, der besonders auf der psychologischen Ebene sehr gut ausgearbeitet ist. Man hat die Möglichkeit zur eigenen Interpretation, was dem Ganzen eine völlig neue Bedeutung verschafft. Anfangs fand ich es etwas langweilig und ohne Elan. Aber die Autorin konnte mich mit dem Umschwung absolut begeistert und völlig fesseln. Was ist Schein, was ist Sein? Letztendlich liegt es alles im Auge des Betrachters. Denn niemals ist alles so klar und einfach, wie man es gern hätte. Manchmal muss man tief graben, um die Wahrheit zu erkennen. Es wird aufgezeigt dass Obsessivität gefährliche Strukturen annehmen kann, dass man dabei das eigene Ich verliert und nur noch für den anderen existieren kann. Wieviel von einem Selbst bleibt dann überhaupt noch übrig? Mich hat diese Tragik dahinter wirklich ein Stück weit traurig, aber auch wütend gemacht. Aber es wird auch sehr deutlich aufgezeigt, das es immer zwei Seiten gibt. Ein wirklich gutes Werk, das jedoch etwas brauch , um an Tempo und Intensität zu gewinnen. Fazit: The Couple” ist ein sehr interessanter Psychothriller über Obsession, Kontrolle und Macht. Ein Spiel, das verdammt raffiniert und abgründig ist. Es brauch, um etwas an Tempo zu gewinnen. Aber die Autorin webt hier einige Wendungen ein, die mich komplett geschockt und gefesselt haben. Blut sucht man vergebens, denn hier wird vor allem mit psychologischer Spannung gepunktet. Eine Spannung , die vor allem unterschwellig spürbar ist. Tragisch, beklemmend und voller Abgründe. Eine Geschichte in der die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge nur allzu leicht verschwimmen.

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