Dark Rose
Nicht ganz einfach zu lesen, aber sehr realistisch in meinen Augen Adas Leben ist geprägt von Zwängen. Sie weiß, dass sie eigentlich anders sein müsste, aber sie schafft es einfach nicht. Eigentlich ist sie Schauspielerin, aber auch da machen es ihr die Zwänge schwer. Nun hat sie schon seit drei Monaten die Miete nicht mehr bezahlt und ihr Vermieter droht ihr mit „Konsequenzen“. Ada will ihre Wohnung nicht verlieren. Sie braucht sie und ihre geliebten Fische auch. Ihr Vermieter findet eine Lösung: kurzerhand quartiert er Juri, seinen Enkel bei ihr ein. Ada kann damit überhaupt nicht umgehen. Er stört! Aber irgendwie nicht immer, vielleicht. Das Buch ist nicht leicht zu lesen. Die Zwänge und damit verbundenen Erlebnisse von Ada werden sehr detailliert geschildert, ohne mit Fachausdrücken um sich zu werfen. Man erlebt alles mit Ada, so, wie sie es eben empfindet. Man merkt, wie einschränkend das ist und wie erschreckend. Ada kann einem nur leid tun. Ihr einzige Freude sind ihre Fische. Schon immer war sie fasziniert von diesen Tieren. Als sie eines Tages nach Hause kommt ist plötzlich Juri da. In ihrer Wohnung! Und all ihre Sachen wurden in ein einziges Zimmer geräumt. Ada steht kurz davor durchzudrehen. Sie kann nicht gut mit Menschen und mit einem Eindringling schon gar nicht! Ada versucht ihr Möglichstes um Juri los zu werden. Aber egal was sie auch tut, er geht einfach nicht! Und was noch viel schlimmer ist, irgendwann fängt sie fast an, sich an ihn zu gewöhnen! Das Buch ist komplett aus Adas Sicht, aber nicht aus der Ich-Perspektive geschrieben. Dadurch erlebt man zwar alles aus Adas Sicht, bleibt aber ein Beobachter. Ich habe selbst so meine Probleme mit Menschen und ich könnte definitiv nicht mit einem Mitbewohner umgehen, aber ich habe wenigstens nicht so schlimme Ängste und Zwänge wie Ada. Sie tut mir ehrlich leid. Immer wieder versucht sie ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen und jedes Mal lassen sie ihre Ängste nicht. Allerdings sind es auch genau diese Ängste und Zwänge, die das Buch schwer zu lesen machen. Man hüpft kreuz und quer durch Adas Gedanken und die sind oft genug seltsam und verworren. Genau das macht das Buch aber auch so authentisch. Ich habe selten ein Buch gelesen, dass so detailliert und realistisch das Leben eines Menschen mit Ängsten und Zwängen darstellt. Aber es ist kein Buch, dass man mal eben so runterlesen kann. Der Stil ist anstrengend aber in meinen Augen auch das, was das Buch besonders und gut macht. Es wird nicht mein Lieblingsbuch, aber ich kann Simone Lappert nur dafür bewundern, wie sie es geschafft hat dem Leser diesen Einblick in die Welt eines Menschen zu gewähren, dessen Leben nicht von seinen Wünschen oder Taten bestimmt wird, sondern von dem, was ihm seine Psyche zugesteht. Ich persönlich habe jetzt das Gefühl diese ganze Thematik besser zu verstehen. Fazit: Das Buch ist alles andere als leicht zu lesen. Der Schreibstil sorgt dafür, dass man wirklich dranbleiben muss. Man erlebt die Gedanken und Gefühlswelt einer jungen Frau, deren Leben von Ängsten und Zwängen dominiert wird. Oft sind die Gedanken und Gefühle konfus und verwirrend. Sie springen hin und her. Aber gerade dadurch wirkt das Buch unglaublich realistisch. Ada sieht und erlebt die Welt ganz anders. Jeder Tag, so viele Dinge, sind für sie eine Herausforderung. Man macht sich das einfach nicht oft genug bewusst, wie gut man es eigentlich hat, wenn man sich nicht mit Ängsten und Zwängen herumplagen muss, die so ausgeprägt sind, wie bei Ada. Ich musste wirklich aufpassen, um nicht abzudriften, aber das dranbleiben hat sich gelohnt. Mir hat das Buch gut gefallen, aber es ist echt nicht leicht zu lesen. Zudem hätte ich mir ein weniger offenes Ende gewünscht. Es hat mir aber etwas besser gefallen als „Der Sprung“. Ich bin gespannt, welches schwierige Thema sich Simone Lappert als nächstes vornimmt! Von mir gibt es wohlmeinende 3,5 Sterne.