Lara B.
Das Cover Ehrlich gesagt war ich vom Cover her nicht sofort angetan vom Buch. Ich finde, es sieht einfach zu alt aus, als dass ich es mit einem guten Buch verbinden würde. Das gleiche Problem hatte ich bereits bei einigen Klassikern, die ich gelesen habe. Ansonsten finde ich, dass die Abbildung auf dem Cover sehr gut zur Geschichte selbst passt. Der Erzählstil Der Erzählstil ist wahrscheinlich nicht für jeden etwas, mich konnte er aber sofort begeistern. Ich hätte erst anhand der Aufmachung des Buches gedacht, der Schreibstil hätte mehr etwas von einem Klassiker, wie beispielsweise „Stolz und Vorurteil“ oder „Vom Winde verweht“, aber so ist es überhaupt nicht. Es ist recht modern geschrieben, aber trotzdem noch so, dass ich nie überlegen musste, in welcher Zeit es spielt, nämlich in der Zeit unmittelbar vor dem Mittelalter. Die Sprache der Charaktere wurde hervorragend daran angepasst und trotzdem gab es einige Szenen, die in typischen Klassikern niemals aufgetaucht wären, weil sie zu „erotisch“ gewesen wären (es war nie wirklich erotisch, aber es gab schon einige Beschreibungen, die nicht ganz jugendfrei waren). Leider bin ich aber trotzdem durch den sehr anschaulichen Schreibstil nicht sehr schnell vorangekommen und manchmal hat sich die Geschichte auch etwas in die Länge gezogen, was aber im Nachhinein weniger schlimm ist, weil ich weiß, dass diese Stellen einfach zum Buch dazugehören und es auch ausmachen. Die Handlung Was die Handlung des Buches betrifft, bin ich immer noch etwas zwiegespalten. Es ging sehr unerwartet los, da zuerst aus der Sicht von Morgaines Mutter Igraine erzählt wurde, die ich im Übrigen sehr sympathisch fand. Im Laufe der Geschichte kamen immer mehr Protagonisten dazu: erst Igraine, dann Morgaine, Viviane, Gwenhwyfar, Morgause, Gwydion und noch weitere. Dadurch wurden immer wieder neue Schatten auf die einzelnen Geschichten geworfen und der Leser hatte einen guten Überblick darüber, was andere Charaktere wohl von den Handlungen anderer Charaktere gehalten haben. So kam es beispielsweise vor, dass ich ein bestimmtes Geschehnis einfach atemberaubend fand, im nächsten Kapitel aber schon eine andere Sicht auf die Dinge hatte. Insgesamt gibt es sehr viele Handlungsstränge gleichzeitig, was aber nie verwirrend war. Eher im Gegenteil, es hat die Geschichte sehr präzise durchdacht und sehr authentisch wirken lassen und auch ein großer Spannungsfaktor wurde somit aufgebaut. Natürlich ging es in dem Buch weniger um Spannung als um die Nacherzählung der Sage um König Artus. Trotzdem wurde ich als Leserin immer wieder hin- und hergerissen, konnte komplett in die perfekte Welt Avalons und die unperfekte Welt außerhalb eintauchen und auch bei den Feen war ich ein paar Mal zu Besuch. Besonders gefallen hat mir, dass das Buch nicht nur eine schöne Geschichte war, sondern auch eine wunderschöne Nacherzählung der Sage um König Artus. Es ging sowohl um Intrigen, die Ausbreitung des Christentums, die Verdrängung aller „heidnischer“ Bräuche, Familie, Liebe und Trauer. Es war alles dabei, was in einem Buch da sein muss, bis hin zum letzten Punkt. Dadurch, dass es sich eben auch um eine Nacherzählung handelt, wirkte alles sehr wahrheitsgemäß, nachvollziehbar und verständlich und auch unglaublich informativ. Das Buch konnte mich also allein schon deshalb überzeugen, weil ich nach dem Lesen um Welten schlauer geworden bin als ich es vorher war. Trotzdem gab es auch einen Aspekt, der mir nicht gefallen hat und der gar nicht mal so unwichtig ist. Es ging nämlich über viele 100 Seiten gefühlt immer um das gleiche Thema. Dadurch wurde es manchmal sehr langweilig und ich musste sehr kämpfen, das Buch weiterzulesen. Insgesamt überwiegen die positiven Aspekte deutlich, was auch meine sehr positive Einstellung zum Buch selbst verdeutlicht. Die Charaktere Da es sich bei dem Buch mehr um eine Nacherzählung als um Prosa handelt, waren die Charaktere auch nicht allzu tiefgründig. Trotzdem gab es einige Persönlichkeiten, die ich sofort ins Herz geschlossen habe, wie beispielsweise Morgaine, Viviane und Artus. Dabei werden gerade diese drei nicht immer von ihren besten Seiten gezeigt, und besonders Artus hatte es wohl nicht leicht in der Geschichte. Morgaine war die Haupterzählerin der Geschichte. Sie hatte zwischendurch Passagen, in denen aus ihrer Sicht aus der Ich-Perspektive erzählt wurde, was den anderen Charakteren und Protagonisten verwehrt blieb. Dadurch konnte ich sie am Ende des Buches wahrscheinlich am allerbesten verstehen. Ich konnte ihre Handlungen und ihre Charakterweise gut nachvollziehen und war dankbar, dass sie eine der wenigen Frauen in der Geschichte war, die sich nicht von den Männern haben einschüchtern lassen. Auch ihre „böse“ und „heidnische“ Seite fand ich sehr interessant und hat ihren Charakter nur noch beliebter bei mir gemacht. Gwenhwyfar war im Grunde genommen ein einfältiges Mädchen, das viel zu fromm und unschuldig dargestellt wurde. Außerdem erweckte sie zwischendurch immer den Anschein, recht intelligent zu sein, dann wiederum redete sie solch ein dummes Zeug, dass ich überhaupt nicht mehr wusste, was ich von ihr halten sollte. Viviane, Igraine und Morgause waren sehr unterschiedliche Schwestern, die alle einen eigenen Charakter und andere Vorlieben und Vorsätze hatten. Viviane, die Hohepriesterin und Herrin vom See, die Morgaine erzogen hat, erschien mir manchmal wie eine liebende Mutter, Tante und Schwester, dann jedoch wieder als eine gefühlskalte Priesterin, die kein Erbarmen hat und selbst dann nicht haltmacht, wenn sie ihrer Familie mit ihrem Verhalten wehtut. Igraine hatte keinen allzu großen Part in der Geschichte und kam nur relativ weit am Anfang vor, war mir aber in den Kapiteln aus ihrer Sicht sehr sympathisch. Leider wurde sie dann jedoch immer unsympathischer, und zwar sobald die Kapitel nicht mehr aus ihrer Sichtweise erzählt wurden. Sie hat Morgaine nach der Geburt von Artus einfach nicht mehr beachtet und deshalb konnte ich sie einfach irgendwann nicht mehr verstehen. Morgause ist wohl diejenige von den drei Schwestern, die sich am meisten von den anderen beiden unterschieden hat. Sie hatte ihren eigenen Kopf, war klug, scharfsinnig und mütterlich, aber auch zu heftigen Intrigen fähig. Außerdem war sie nie wirklich treu, was ich ihr aber nicht verübeln konnte, wenn ich bedenke, mit wem sie verheiratet wurde. Artus habe ich von Anfang an liebgewonnen und auch die ganzen Skandale und Intrigen sowie seine Fehler und Schwächen haben daran nichts geändert. Zwar muss ich zugeben, dass er wahrscheinlich nicht der perfekte König oder Gemahl war und dass einige seiner Handlungen einfach merkwürdig waren, aber irgendwie konnte ich ihn doch immer verstehen und hatte Mitleid mit ihm, wenn etwas passiert ist, das ihm naheging. Alle Charaktere in der Geschichte waren sehr einfallsreich, allerdings muss ich gestehen, dass ich manchmal mit den Namen durcheinanderkam, besonders was die Ritter Gawain, Uwain, Uriens, Uther, Gareth, Galahad, Gwydion, Accolon und Avaloch anging. Diese Namen waren mir alle einfach viel zu ähnlich, wodurch ich oft verwirrt wurde. Fazit „Die Nebel von Avalon“ von Marion Zimmer Bradley war eine komplett neue Leseerfahrung für mich. Die Geschichte hat es wirklich in sich, es ist von allem etwas dabei und dabei ist alles so detailreich und großartig beschrieben, dass ich das Gefühl habe, jetzt ein gutes Stückchen intelligenter zu sein.