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marcello

Posted on 21.3.2020

Rund um die Veröffentlichung von „From Scratch“ in Deutschland gab es einige Aufregung, weil es zunächst als Printversion angekündigt war, durch zu geringe Vorbestellungen nun aber nur digital veröffentlicht wird. Dieser Aufschrei hat mich natürlich neugierig gemacht, denn was hat Stacey Kade mit diesem Roman zu bieten, dass die Sehnsucht nach einer Printversion so groß ist? Den Einstieg in den Roman fand ich großartig und mitreißend. Wir werden Zeugen, wie Amanda, die weibliche Protagonistin, ihrem Kidnapper entkommt und wie sie noch geraume Zeit später unter diesem Trauma zu leiden hat. Diese Szenen und vor allem die Gefühle, die Amanda empfindet, waren für mich als Leserin sehr greifbar und so aufwühlend, dass ich mich gleich in Empathie mit der Hauptfigur verbunden sah. Im NA-Genre liest man bekanntlich doch viele ähnliche Geschichten, daher war ich begeistert, dass Kade sich hier eines sehr schweren Themas annimmt, den Leser auch Teil des Traumas werden lässt und dann eben auch eine Bewältigungsstrategie anbietet. Genau diese Bewältigungsstrategie wurde für mich dann eben wenig realistisch rübergebracht. Amanda trifft auf Chase Henry, von dem sie ein Poster in ihrem Verlies hängen hatte, und beschließt, dass Zeit mit ihm bei seinem neuen Filmset sie heilen könnte. Diese Grundidee konnte ich noch nachvollziehen, aber alles, was danach kommt, ist schnell von immensen Fortschritten begleitet. Von der Amanda, die sich kaum aus dem Haus traut, wird innerhalb kürzester Zeit eine starke, junge Frau, die ich mir für jedes NA-Buch so wünschen würde. Nur ausgerechnet für „From Scratch“ habe ich es mir eben nicht gewünscht, da es logisch keinen Sinn ergibt. Natürlich war diese Version von Amanda das Endziel, das war mir natürlich schon im Vorfeld bewusst, aber dann hätte die Autorin besser auf einen längeren Handlungszeitraum gesetzt, als auf weniger als eine Woche. Trotz dieses wenig realistischen Rahmens hatte die Geschichte natürlich auch ihre starken Momente. Chase, der mir anfangs zu fremdgesteuert wirkte, findet wieder den Weg zu sich selbst zurück und offenbart dabei einen sehr nachdenklich, empfindsamen jungen Mann, der eine sehr romantische Ader hat und mich ein ums andere Mal aufseufzen ließ. Auf der anderen Seite hat Amanda sich manchmal vollkommen unerwartet für eine NA-Protagonistin verhalten, was mich aber positiv überrascht hat, denn wie gesagt, meist geht eher alles nach Schema F. Zudem gab es einige Nebenfiguren, die man erst lieb gewinnen musste, die dann aber einen wertvollen Anteil an dieser Geschichte hatten. Die Autorin wollte noch etwas Spannung mit in die Geschichte bringen und hat dabei auf zwei Antagonistinnen gesetzt. Nicht unbedingt verkehrt, aber diesen so gar kein Profil zu verleihen und sie dann fallen zu lassen oder herbeizuzaubern und unsinnig agieren zu lassen, das wirkt dann wieder wie nicht gekonnt. Natürlich war am Ende noch mal kräftig Spannung da, an der Amanda final wachsen konnte, aber insgesamt wirkte dieser Handlungsbogen nicht abgeschlossen genug. Fazit: Stacey Kade macht mit ihrer Grundidee für „From Scratch“ eigentlich alles richtig, um eine emotionale Liebesgeschichte mit Selbstfindung und Selbstreflexion zu bieten. Doch sie stellt sich selbst ein Bein, da sie diese Aspekte unrealistisch beleuchtet und auch die Spannungselemente mitsamt Antagonisten nur unzureichend dem Leser präsentiert. Die Stärken, wie Charaktere und Überraschungsmomente, bleiben mir zwar auch im Gedächtnis, haben durch die genannten Schwächen aber einen Schatten auf sich. Daher kann ich abschließend kein Argument finden, warum dieses Buch nun tatsächlich noch unbedingt in einer Printversion erscheinen sollte.

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