marcello
Manchmal kann ich es kaum glauben, wie lange Robert Hunter und Carlos Garcia und somit Chris Carter mich schon begleiten, denn „Death Call“ stellt immerhin schon den achten Band der Ermittlerreihe dar und ist damit ein heißer Kandidat sich nahtlos in das fast schon beängstigend gute Niveau einzureihen. Zwar habe ich nicht immer fünf Sterne vergeben, aber Charter muss man lassen, dass vor allem die Thrill-Elemente immer großartig ist, denn bei den meisten Thriller-Autoren ist es genau andersherum. Auch in „Death Call“ springen mir vor allem wieder die Thrill-Elemente ins Auge. Carter zeigt abermals, dass er sich hochaktuellen Themen widmen kann und die schlechten Seiten dieser durch gnadenlose und brutale Mordserien unterstreicht. Diesmal geht es um die Folgen von zu großer Offenheit in den sozialen Medien, was ich als sehr spannend empfand, zumal auch die Quintessenz hinterher stimmte. Die Art der Morde und damit die kranke Psyche der Täter übertreffen sich immer und daher stellt sich mit zwangsweise immer wieder dieselbe Frage: kann man das immer wieder toppen? Ja, man kann. Alleine schon dadurch, dass es immer wieder neu ist und immer einen anderen Aspekt in den Fokus nimmt. Gerade von psychologischer Sicht her lerne ich immer wieder neu dazu und finde es spannend zu verfolgen, wie Hunter die jeweilige Psyche ergründet. Der Fall hat aber auch von einer anderen Seite her eine sehr spannende Wendung erhalten, die sogar immer wieder eine falsche Fährte legt: die Einführung einer sehr komplexen Nebenfigur. Hierzu kann ich nicht viel mehr sagen, da das zu viel vom Leseerlebnis wegnehmen würde. Daher bleibt mir nur zu sagen, dass es ein neues Element war, was Carter bisher so noch nicht verwendet hat und was mit gut gefallen hat. Eine Einschränkung gibt es aber dennoch. Durch die gerade erwähnte Nebenfigur ist man recht lange auf der falschen Spur als Leser – was ich ja großartig finde – aber dann gibt es diesen einen Moment, der mich hat stutzig werden lassen. Ich habe ihn wieder verdrängt, nur um dann einzusehen, dass dieser Moment doch ein Ticken zu eindeutig und damit zu früh auf den letztlichen Täter hingewiesen hat. Aber das ist wirklich Klagen auf hohem Niveau. Problematisch sehe ich bei Carter ja meist die Figurenentwicklung und vor allem wie eine Figur wie Garcia so sträflich immer wieder in die Ecke geschoben wird. Aber seitdem ich mich damit abgefunden habe und selbst Garcia diese Beobachtung kommentiert, kann ich auch viel besser die Stärken sehen, zumal Hunter sich ja seit „Die stille Bestie“ zu einem offenen Buch entwickelt hat und seitdem alle Sympathien dieser Welt verdient hat. In diesem Band gefällt mir besonders gut, dass Hunter offenbar eine neue Liebe an die Seite gestellt bekommt. Die neue Figur ist ungeheuer charmant und mit ihrer Ungewöhnlichkeit irgendwie genau die Richtige. Aber in solchen Reihen muss man ja leider immer den Hintergedanken haben, dass so eine Figur letztlich für etwas Schlechtes genutzt wird. Aber da heißt es abwarten. Fazit: „Death Call“ ist ein hochspannender Thriller, der sich mehreren aktuellen Themen annimmt und diese sehr spannend, brutal und hochpsychologisch bedeutet. Der Unterhaltungswert ist von der ersten bis zur letzten Seite immens hoch, was wirklich zum Niederknien ist. Für mich ist der Hinweis auf den letztlichen Täter zu früh und zu eindeutig gesetzt, aber im Vergleich zu anderen Autoren ist das immer noch sehr spät. Daher gibt dieser Kritikpunkt nur einen halben Stern Abzug und da man ab 5 aufrundet, gibt es folglich hochzufrieden die volle Sternenanzahl!