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ilona_kids

Posted on 21.3.2020

Mal völlig anders und wirklich gut gelungen Der Sozius ist – wie der Titel schon vermuten lässt – das Zentrum der Geschichte/n. Es geht um Macht, Kriminalität und Blenderdasein in jeglicher Form – respektive vor dem Milieu am Kiez. Begonnen hat seine ‚Karriere‘ in den 80er Jahren. In der Grundstory begleitet man den Sozius auf seiner Reise vom Heimkind, über seine ersten, eher naiven, Tätigkeiten als ‚Runner‘, über gesteuerte Krankheiten am Kiez um Geld und Macht zu unterstützen, bis hin zu seinem Zusammentreffen mit Teresa. Teresa studiert Literaturwissenschaft und recherchiert über die Hamburger Unterwelt und damit eben auch über den Sozius. Sie sieht ihn anfangs als eine mysteriöse Figur aus dem Rotlichtmilieu, die mittlerweile äußerst mächtig geworden ist. Während ihrer Recherchen fühlt sich Teresa mehr und mehr verfolgt. Begleitet wird sie von ihrem Freund Schneider, der ebenso wie Teresa zu spüren bekommt, dass die Gefahr für beide umso größer wird, je näher sie dem Sozius kommen. Trotz der Kurzgeschichte haben die Charaktere überraschend viel Tiefe und einige Szenen packen den Leser enorm. Einige Kapitel haben mich ganz besonders aufgerüttelt in ihren Aussagen, wie in Kapitel 2: ‚Aber so funktioniert nun mal eine gute Wirtschaft. Angebot und Nachfrage geschickt lenken. Nur so kann massiv Profit generiert werden. Für uns…‘ Dies zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Wozu ein schlechtes Gewissen haben? Schließlich hilft man – auch mit kriminellen Tätigkeiten – dass andere ihren Job behalten, ein gutes Geschäft machen. Daneben geht es auch um das Blenden der Gesellschaft. Gerade auch im sexuellen Bereich. Doch der Sozius macht auch die schmerzhafte Erfahrung, dass man nichts und niemandem vertrauen kann. Das Ende war für mich unerwartet und höchst dramatisch – Spannung pur! Eine Geschichte, die manches offen lässt, zum Nachdenken anregt und vielfältige Aussagen beinhaltet.

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