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buecher_rauschen

Posted on 21.3.2020

Das Buch ist der Auftakt zu einer Trilogie von Neil Shustermann, die eine dystopische (oder utopische?) Zukunftsversion abbildet. Die Welt wird regiert von einer Künstlichen Intelligenz, der Tod ist besiegt, die Leute leiden weder an Hunger, noch an Kriegen oder Krankheiten. Aber ein Problem bleibt bestehen: Die Menschen vermehren sich weiterhin, sodass es im Worst Case zur Überbevölkerung kommt. Um diese einzudämmen, gibt es die sogenannten Scythe, die jedes Jahr eine bestimmte Anzahl an Menschen töten sollen. So gut der Zukunftsentwurf auf den ersten Blick klingen mag, so erschreckende erschien er mir. Ein ewiges Leben erscheint mir persönlich nicht erstrebenswert. Interessant war aber, wie die Figuren aus der Zukunft in Tagebucheinträgen auf unsere Welt blicken. Hier hat man gemerkt, dass sich der Autor durchaus einige Gedanken zu seiner Welt gemacht hat. An anderen Stellen hingegen hatte ich das Gefühl, dass er seine Welt nicht wirklich durchdacht hat, da mir Logikfehler aufgefallen sind. Hier habe ich mich auch gefragt, warum an keiner Stelle das Lektorat eingeschritten ist, um das zu verhindern – weder im Englischen noch im Deutschen. Das fand ich etwas schade, hat es mich doch beim Lesen immer wieder irritiert. Am störendsten fand ich den Umgang mit der Handschrift. Relativ am Anfang des Buches wird die Handschrift als ein Relikt aus alter Zeit bezeichnet, das kaum jemand mehr beherrscht. Später im Buch hingegen schreiben alle Figuren fröhlich (oder weniger fröhlich) mit Stift und Papier. Das passt meiner Meinung nach nicht zusammen. Schwer getan habe ich mich auch mit dem Einstieg in das Buch. Die einzelnen Kapitel zeichnen sich durch abrupte Perspektivwechsel zwischen den jugendlichen Protagonisten Citra und Rowan aus. Zwar ist es beide Male ein Er-Erzähler, sodass man durch den neuen Namen den Perspektivwechsel merkt, dennoch hätte ich mir das deutlicher gewünscht. Erst ab der Hälfte des Buches wird es besser, als die beiden ihre eigenen Kapitel erhalten. Ebenfalls schwer getan habe ich mich mit der Handlung des Buches. Am Anfang plätschert sie nur so vor sich hin und es passiert kaum etwas. Die Liebesgeschichte, die sich hier entwickelt, war für mich an keiner Stelle nachvollziehbar, da auch den Protogonisten die nötige Tiefe gefehlt hat. So konnte ich keine Bindung zu ihnen aufbauen. Erst nach einem Ereignis in der Mitte des Buches erhalten die Protagonisten Raum, um sich zu entwickeln, und die Handlung wird spannender. Dann war ich zeitweise auch wirklich gefesselt von der Geschichte. Hilfreich und interessant waren die Tagebucheinträge nach jedem Kapitel, da man auf diese Weise weitere Informationen über den Weltenbau aber auch einzelne Personen erhalten hat. „Scythe“ zeichnet sich durch seine gute Grundidee aus, die Fragen nach der Moral der Menschen stellt. An der Umsetzung ist aber größtenteils gescheitert. Grund war die lange Einführung in die Welt, die zwar aufgrund der Unterschiede nötig war, aber das Buch in die Länge gezogen hat. Hier hätte ich mir gewünscht, dass sich die Figuren trotz allem besser entfalten können und sich nicht erst dann entwickeln, wenn die Handlung wirklich beginnt. Vor allem die Liebesgeschichte, deren Fokus im ersten Teil des Buches liegt, war so nicht nachvollziehbar.

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