buecher_rauschen
„Hab und Gier“ war mein erstes Buch von Ingrid Noll. Von verschiedenen Personen waren die Bücher mir wegen des makaberen Humors, der sie auszeichnet, empfohlen worden. Tatsächlich hat Ingrid Noll mich dahingehend nicht enttäuscht. In „Hab und Gier“ geht es um Karla, die – in der Aussicht auf ein reiches Erbe – versucht, ihren ehemaligen Kollegen loszuwerden. Wenngleich die Geschichte in einigen Teilen durchaus vorhersehbar ist, hat sie mich doch überzeugt. Das lag weniger an der Handlung, sondern vielmehr an den Figuren, allen voran Protagonistin Karla. Während des Buches zeigt sie sich nicht nur immer wieder von einer neuen Seite, sondern macht auch eine nachvollziehbare Entwicklung durch. Spannend war zu sehen, wie all die Figuren in dem Buch mit der Situation umgehen und auf welche Art und Weise sie ihr Ziel zu erreichen versuchen. Der Personenkreis selbst ist sehr beschränkt in dem Buch, doch gerade dadurch blieb Raum, dass die Beziehung der einzelnen Personen sich verändern konnte. Allerdings hätte ich mir gewünscht, noch mehr von den Nebenfiguren zu erfahren. Bis auf Cord blieben diese weitestgehend blass. Positiv hervorzuheben ist der neutrale Schreibstil. Er steht in Kontrast zu den starken Emotionen der Figuren, lässt sich jedoch angenehm lesen. Die Dialoge sind gespickt von literarischen Zitaten, vor allem aus älteren Werken. Das hat dem Buch jedoch noch eine besondere Note verliehen. Insgesamt hat Ingrid Noll mit „Hab und Gier“ ein Buch geschrieben, dass sich zur kurzweiligen Lektüre eignet. Trotz des Tods, der über der Geschichte schwebt, war das Buch an keiner Stelle düster, sondern im Gegenteil stets amüsant. Die vorhersehbare Handlung rückt im Vergleich zur Figurenentwicklung in den Hintergrund, was ich stellenweise schade fand.