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lichterregen

Posted on 21.3.2020

Jeder von uns hat schon mal einen Stromausfall erlebt. Ein Ärgernis, welches aber in der Regel in ein paar Stunden vorbei ist. Kein Problem, dann wird halt nicht ferngesehen oder im Internet gesurft, dann wird vielleicht gelesen oder geschlafen und spätestens am nächsten Tag geht alles wieder seinen gewohnten Gang. Aber was, wenn es eines Tages nicht einfach so vorbei ist? Und vielleicht nicht nur an einem Ort der Strom weg ist, sondern in ganz Europa? Das Leben ist komplett auf den Kopf gestellt, denn die wenigsten Dinge funktionieren ohne Strom. Schon einmal darüber nachgedacht, dass die Heizung nicht mehr funktioniert, das Auto nicht mehr vollgetankt werden kann, weil die Zapfanlagen zum Pumpen Strom benötigen, die Wasserleitungen das Wasser auch nicht mehr pumpen können? Strom ist inzwischen so sehr Teil unseres Lebens geworden, dass das alltägliche Leben gar nicht mehr funktioniert. Ganz zu schweigen von den Gefahren, die ohne eine Stromversorgung einhergehen. Und vor allem, dass es irgendwann, wenn das Ganze eine gewisse Dimension erlangt hat, gar nicht mehr so einfach ist, den Strom "einfach so" wieder zu erzeugen? In Marc Elsberg's Buch Blackout wird all das angesprochen. Und noch so viel mehr, worüber sonst nicht nachgedacht wird. Mich hat die Recherchearbeit, die hinter diesem Buch stecken muss, umgehauen, vieles ist einfach dargestellt. Natürlich kann ich nichts über den Wahrheitsgehalt sagen, aber das Geschriebene klingt für mich als nicht IT-affin schlüssig. Außerdem kann das Geschriebene nicht hundertprozentig der Wahrheit entsprechen, da wären ja Terroranschläge dieser Art vorprogrammiert. Auch der Piero Manzano als Hauptfigur ist ein, meiner Meinung nach, interessanter Charakter. Am Anfang war es für mich schwierig zu folgen, welche Personen wo in Europa sitzen, denn es wird viel hin und her gesprungen, mal sind wir in Berlin, Düsseldorf, Brüssel, Paris, Rom und und und. Was mir sehr gefallen hat waren die Ausschnitte aus dem Leben "normaler" Personen, also nicht die Politiker, Mitarbeiter der Elektrizitätswerke und AKWs. Sie haben für mich die "echten" Verhältnisse aufgezeigt, schließlich geht es den Schönen und Reichen bei so einer Katastrophe um ein vielfaches besser als der einfachen Bevölkerung. Vieles würde vielleicht nicht so sein, wie es in diesem Buch dargestellt ist, wenn es wirklich zu einem solchen Blackout kommen würde. Das meiste ist allerdings so aufgezeigt, dass ich ernsthaft ins Grübeln gekommen bin. Ist es wahrhaftig so "einfach" unser Leben so auf den Kopf zu stellen? Wie lange besteht noch Solidarität unter der Bevölkerung, wenn die Lebensmittel knapp werden? Durch wenige Tage wären so viele Menschen komplett am Ende, denn wer hat schon eine Alternativmöglichkeit zum heizen und genug zu Essen und zu Trinken für mehrere Wochen zu Hause. Fazit: Dieses Buch ist für mich mein bisheriges Jahreshighlight schlechthin und ich habe schon einige sehr gute Bücher gelesen. Aber die Hintergründe, der Realitätsnähe, die Spannung hinter allem und der Gedanke, was wäre wenn das wirklich so passieren würde, haben alle anderen Bücher übertroffen. Blackout wird mich noch einige Zeit beschäftigen, da bin ich sicher. Und es kommt wirklich selten vor, dass ich hinter die Kulissen von einem Buch blicke und mich mit Autor und extra Fragen zum Buch beschäftige. Absolute Leseempfehlung meinerseits und das wird garantiert nicht das letzte Buch von Marc Elsberg für mich gewesen sein. Zero liegt hier bereits und ich liebäugel auch mit dem neuen namens Helix.

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