Peanut
Wenn man eine Zwangsstörung oder Angststörung hat, sollte man das Buch vielleicht eher nicht oder es mit Vorsicht lesen. Die Handlung wird aus der Sicht von Aza in der Ich-Perspektive erzählt, so dass man wirklich viel über ihre Zwangsstörung erfährt. So erlebt man wie sie die Kontrolle über ihre Gedanken verliert und sich immer wieder diesen wiederkehrenden Gedanken hingibt. Auch Selbstverletztendes Verhalten ist ein Thema. Normalerweise betrachte ich Bücher in dem Genre "Young Adult" eher skeptisch, wenn diese unter anderem das Thema psychische Erkrankungen beinhalten. Hier möchte ich deshalb hervorheben, dass Aza die Hauptprotagonistin als vielschichtige Person dargestellt wird. Die Zwangsstörung ist nur ein Teil von ihr und es geht hauptsächlich darum, wie sie mit ihrem Umfeld interagiert und wie diese mit ihr umgehen. Und natürlich um die große Frage, ob sie Russell Pickett finden können. Was ich auch gut finde ist, dass die Zwangsstörung nicht überdramatisiert wird und wahnsinnig viel Mitleid erregt wird. Denn es gibt wirklich viele schöne, lustige und positive Momente in Azas Leben über die berichtet wurde. Natürlich gibt es auch dramatische Szenen, aber die halten sich in Grenzen. Die anderen Charaktere erscheinen blass, was aber an Azas Sichtweise liegt. Sie verbringt nun einmal sehr viel Zeit mit ihren eigenen Gedanken und in ihrer eigenen Welt und dann ist da einfach kein oder eher kaum Platz für andere. Mit dieser Tatsache wird sie auch im Laufe der Handlung konfrontiert, was ich wirklich gut fand. Was ich wirklich irritierend fand war die fehlende Handlung. Es passiert wirklich wenig und die meisten Zeit verbringt man mit Azas Gedanken. Das Buch hat jetzt auch nur um die 300 Seiten und ich finde es auf der einen Seite sehr faszinierend wie wenig passiert, aber andererseits hat es mich auch ziemlich gestört beim Lesen. Gefühlt machen die Hauptprotagonisten immer das selbe und meistens sind sie in einem Schnellrestaurant. Das alles scheint wie der gewöhnliche Alltagstrott, aber bei einem Buch erwarte ich wenigstens etwas mehr Abwechslung. Man hätte ruhig noch ein paar Kapitel zwischen dem letzten und dem Epilog schreiben können. So erscheint das Buch unfertig und ich fühle mich als Leser um einige Informationen betrogen. Es endet alles doch recht abrupt und man erfährt nicht so wirklich warum das so ist. Vor allem um den Handlungsstrang rund um Davis tut es mir Leid. Hier wäre einfach so viel Potential gewesen, was leider nicht genutzt wurde. Fazit: John Green schreibt hier auch über seine eigenen Erfahrungen, denn er selbst hat eine Zwangsstörung. Und ich finde es einfach total wichtig, dass möglichst viele Betroffene Bücher schreiben(Stichwort #ownvoices). So bekommt man wenigstens ein halbwegs akkurates Bild davon, als wenn wieder jemand über einen Betroffenen schreibt und man direkt merkt wie falsch die Darstellung davon ist. Hier in diesem Buch wird die Zwangsstörung von Aza nicht überspitzt dargestellt, wie es zum Beispiel in einigen Serien der Fall ist. Es wird auch alles andere als verharmlost und so merkt man auch schnell wie schlimm diese Zwänge den Betroffenen einschränken können. Leider denken ja einige es wäre einfach diese intrusive Gedanken zu unterbinden, dabei ist das Gegenteil der Fall.