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Lucy

Posted on 21.3.2020

Vorab muss ich sagen, dass ich nicht wirklich der Zielgruppe für dieses Buch entspreche - dafür bin ich 30 Jahre zu alt. Gelegentlich lese ich aber auch gern Jugendbücher, besonders wenn es um mystische oder fantastische Themen geht. Insgesamt fand ich das Buch gut zu lesen und kurzweilig. Die Story war nett und sogar die Ich-Perspektive hat mich nicht gestört (ich mag das normalerweise nicht so). Die Figuren haben mir gut gefallen, wenn ich mir auch gewünscht hätte über die älteren "Familienmitglieder" etwas mehr zu erfahren (da kommt dann doch mein Alter durch). Alles in Allem hatte ich aber eine gute Zeit mit dem Buch und werde die anderen Bände sicherlich auch lesen. Ein paar Kritikpunkte habe ich allerdings: 1) Die Familie will nicht gefunden werden, zieht ständig um und müsste eigentlich bestrebt sein nicht aufzufallen, gehen dann aber hin und mieten das "Spukhaus" des Städtchens und machen sich so zum Ortsgespräch. Das ist für mich einigermaßen unlogisch. Ebenso der doch sehr auffällige Wagen von Steven. Und bitte: Ausgerechnet ein schwarzer Impala aus den späten 60ern??? Fehlt nur noch das er "Dean" gehören würde. Man könnte ja jetzt sagen es ist einfach eine nette Hommage an "Supernatural". Aber zu einer Familie, die unauffällig bleiben will passt der Wagen einfach nicht. Und dann auch noch ausgerechnet ein Wagen, bei dem dank "Supernatural" vermutlich jeder gleich an Monster, Jäger und Übersinnliches denkt? Nicht wirklich unauffällig und somit als (eigentlich nette) Idee nicht wirklich zu Ende gedacht. 2) Was ich auch merkwürdig finde; die ganze Beschreibung des Ortes, der Stellenwert den der Ball hat, das ein altes Haus und dessen Bewohner direkt Stadtgespräch sind und das "fast alle" Polizisten des Ortes auf dem Ball sind spricht für eine Kleinstadt. Da passt dann aber die U-Bahn überhaupt nicht dazu. In den USA gibt es nur in 14 Städten (und das sind richtig große Städte, während die größte Stadt in Idaho gerade mal 200000 Einwohner hat) U-Bahnen. Das passt einfach nicht. 3) Ziemlich am Anfang, als Lillian geht um Luca in einem Club (oder ähnlichem) spielen zu sehen, überlegt sie, ob sie sich Alkohol kaufen soll (nimmt davon Abstand weil sie es nicht verträgt). Das wäre so in den USA nicht möglich (es sei denn vielleicht, sie würde ich in der letzten Kaschemme befinden oder hätte immer einen gefälschten Ausweis dabei). Alkohol, auch welchen mit wenig Prozent, gibt es dort erst ab 21 zu kaufen. Und kein seriöser Lokalbesitzer würde diesen ausgeben, ohne den Ausweis zu kontrollieren, da die Behörden da absolut keinen Spaß verstehen und man so ziemlich schnell sein Lokal oder zumindest die Alkohollizenz verlieren kann. 4) Die Story spielt in Idaho. Und dort soll es eine alte Schmugglerstadt geben? Höchst unwahrscheinlich, da es dort weder eine Landesgrenze noch einen Ozean gibt. Und die Tunnel als spätere Fluchtwege für entlaufene Sklaven? Passt auch nicht, wenn man sich ansieht wo Idaho liegt. Weiter weg von den Südstaaten geht es ja fast nicht. Waren entlaufene Sklaven erstmal in Idaho angekommen, waren sie schon lange nicht mehr auf der Flucht. Ich bezweilfle allerdings stark, dass sie dorthin gegangen wären, denn zur Zeit der Sklaverei war das Indianerland und praktisch nicht besiedelt. Idaho wurde erst 1863 (also mitten im Bürgerkrieg) Territorium der Nordstaaten und erst 1890 Mitgliedsstaat der USA. Ganz sicher gab es zu Zeiten der Sklaverei bzw. voher dort keine Stadt mit Fluchttunneln/Schmugglertunneln. Die erste Niederlassung wurde dort überhaupt erst 1861 gegründet (Lewiston). 5) Winnetou ist in den USA so gut wie unbekannt (selbst Bekannte von mir in Irland haben keinen Plan wer das ist). Natürlich spielen diese Dinge für die Story keine wirkliche Rolle, aber mir fallen solche Dinge sofort auf und stören mich dann auch. Ein bißchen mehr Recherche wäre da angebracht gewesen.

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