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Buchgestaltung Da ich beide Ausgaben 'live' gesehen habe, kann ich sagen, dass die englische weitaus schöner ist. Auch, wenn das Motiv dasselbe ist, so besitz diese kräftigere Farben und das Motiv ist durch diesen 'Glanz' überzogen, der schön schimmert. Außerdem befindet sich auf dem Buchrücken ein kleines Abbild des Covers, was bei der deutschen Ausgabe nicht der Fall ist. Der Titel 'Pure' klingt auch sehr viel besser, weil er einfach so viel ausdrückt und fast wie eine unterschwellige Botschaft wirkt. Memento ' die Überlebenden ist aber auch nicht schlecht 'übersetzt'. Bonus beim deutschen Buch: das Lesebändchen. Meinung Anmerkung: Nachdem man ein Buch beendet schwirren einem meistens viele Gedanken im Kopf herum. Wenn man sich hinsetzt, um eine Rezension zu schreiben lichtet sich der Gedankennebel aber und man merkt, das ein Buch einem doch sehr viel besser oder sehr viel schlechter gefallen hat, als man zunächst dachte. Das kennt sicher jeder, der sich öfters mit Rezensionen auseinander setzt. Beim schreiben dieser Rezension sind mir plötzlich weitaus mehr Gründe eingefallen, das Buch nicht zu mögen, weshalb meine Endwertung vielleicht nicht ganz mit meiner vorherigen 3 Sterne Wertung auf Goodreads übereinstimmt. Das erste, das mir positiv aufgefallen ist, war der Schreibstil. In vielen Rezensionen wird darüber geklagt, dass der Allwissende-Erzählstil in der Gegenwartsform, das Buch schrecklich schwer zu lesen macht. Ich persönlich finde aber, dass es perfekt zu dieser Art Geschichte gepasst hat, weil der Plot so sehr schnell an Fahrt aufnimmt. Ich denke sogar, wäre das Buch in einer anderen Zeitform geschrieben worden, wäre mir die Geschichte fast langweilig vorgekommen. Der Schreibstil stärkt die Geschichte sozusagen und so etwas habe ich bisher selten erlebt. Julianna Bagott schafft es auf eine bedrohliche Weise das Elend der Überlebenden darzustellen. Durch die meist kurzen Sätze und die wenig beschrieben Gefühle wirkt das ganze einfach noch erschreckender, als es ohnehin schon war. Dadurch hat das Buch ungeheuer viel Spannung aufgebaut, die eine dunkle Atmosphäre mit sich brachte, die einem beim Lesen öfters mal einen Schauer über den Rücken jagen konnte. Die Welt die die Autorin geschaffen hat gefiel mir ebenfalls. Eine Kuppel unter der die Pures (die Reinen) leben, während die verletzten und entstellten Menschen ausgeschlossen werden und schauen müssen, wie sie zu Recht kommen. Und dann besitz das Kapitol auch noch die Dreistigkeit, ihre Kinder zu 'entführen' um sie zu Soldaten oder dergleichen zu machen, weil sich die Reinen dafür zu gut sind. Die Darstellung eines Haufen Charaktere, die alle entstellt oder behindert sind ist sicher einer der Gründe, weshalb viele das Buch ablehnen. Ich dachte erst ich hätte mich verlesen, als beschrieben wird, das Pressia eine Hand fehlt und an dieser Stelle der Kopf ihrer Puppe mit ihrer Haut verschmolzen ist. Das war wirklich ein Schock, muss ich ehrlich gestehen. Sich vorzustellen, das die meisten Charaktere auf solch eine Weise 'unrein' sind war sehr bedrückend. Es hat mich an Bilder von Krieg und Unglück erinnert, dem Buch dadurch einen Realismus verliehen, der vielen sicher nicht gefallen wird. Viele Menschen in Pressia Welt und auch sie selber wirkten durch all die schrecklichen Erlebnisse, abgebrüht und kalt. Das war mir teilweise verständlich, aber schon zu Beginn war mir klar, dass ich damit meine Probleme haben würde. Pressia war für mich kein Charakter, der stark und mutig oder eben ein Kandidat für eine taffe Heldin darstellt, sondern eher das Gegenteil. Sie lebt in einer Art Schleife aus Ablehnung und Selbstmitleid. Ich habe absolut keinen Zugang zu ihrem Charakter gefunden und habe die meiste Zeit herum gerätselt, was denn nun in ihr vorgeht, denn dies wird nicht oft ersichtlich. Auch Patridge, ein Pure, der das Kapitol verlässt, um sich auf die Suche nach seiner Mutter zu machen war mir eher unsympathisch. Er gefiel mir zwar etwas besser als Pressia, aber seine Handlungen wirkt oft sehr willkürlich und ungelenk, so als wüsste er selbst nicht, was er nun wollte oder auf welcher Seite er stand. Außerdem war er auch ein bisschen naiv. Als Reiner einfach in die Welt der Überlebenden aufzubrechen, wo er doch so vollkommen unversehrt ist'das kann ja nur Probleme geben! Da das Buch fast ausschließlich von Beschreibungen und Dialogen lebt, gab es auch keine Emotionen, die mich als Leser berühren konnten. Es war, als würde man aus weiter Ferne etwas betrachten, das immer unschärfer wird, je länger man es ansieht. Die anderen Charaktere machen da leider keine Ausnahme. Sie wirken gezwungen in den Plot hinein geschrieben und die Rolle die so manch einer spielt war mir schleierhaft. Des Weiteren hat sich der Plot für meinen Geschmack einfach nicht schnell genug entwickelt. Durch den Erzählstil konnte man die Geschichte zwar recht schnell lesen, aber die Handlung an sich war oft zäh und mir drängte sich immer die Frage auf, wo das alles noch hinführen soll. Würde ich nur das Grundgerüst der Idee betrachten, so hätte diese locker 4 Sterne verdient, aber die Umsetzung konnte mich nicht begeistern. Die Mischung aus zu viel Beschreibung, zu wenig Emotionen und vielen Kapiteln, die meiner Meinung nach unnötig waren haben das Ganze mehr und mehr schlauchen lassen. Und ich muss gestehen, dass ich den Epilog nicht so ganz begriffen habe. Vielleicht kann es mir irgendwann mal jemand erklären, der das Buch schon kennt. Freiwillige vor! ;) Etwas Positives muss ich aber noch erwähnen. Und zwar sind das die Wendungen zum Ende hin, vor allem die Beziehung zwischen Pressia und Padridge nahm eine etwas unerwartete Wende' Fazit Keine leichte Kost. Düster und schockierend erinnert Memento eher an eine Horrorgeschichte, als an eine Dystopie. Kalte Welt, kalte Charaktere, kaltes Schicksal. Das Buch wird viele Leser sicher vor den Kopf stoßen. Für mich war es eher ein Durchschnittsbuch, das mich hin und her gerissen zurück lässt. Ich fand es nicht mehr als 'gut', aber schlecht war es auch nicht gerade.