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Posted on 20.3.2020

Buchgestaltung Das englische Hardcover soll wohl den Bezug zum Internet darstellen, doch durch die Verpixelung und die dunklen Farben wirkt das Ganze viel finsterer, als der Inhalt des Buches eigentlich ist. Das Taschenbuch wartet da schon mit fröhlicheren Farben auf, aber trotzdem ist das Motiv ziemlich einfallslos und hebt sich nicht ab. Die deutsche Gestaltung des Buches finde ich persönlich am Besten. Die Farben vermitteln einen frischen Eindruck, die abgebildeten Personen überlassen alles der Zukunft und die dargestellten Abbildungen spiegeln Inhalte des Buches wieder. Wir beide, Irgendwann passt als Titel auch sehr viel besser, denn es geht schließlich um das „Irgendwann“ und keine reale Zukunft. Was hätte sein können? – ist die Frage. Meinung Ich muss gestehen, dass ich zu Beginn kein Fan des Buches war. Ich hatte so meine Probleme, was die Charaktere und die Handlung betrifft. Die Grundidee fand ich wirklich sehr außergewöhnlich, aber bis sich das, was sich im Klappentext so ansprechend anhört, auch wirklich ereignet verstreichen gut 100 Seiten ohne, das groß etwas anderes passiert. Wir lernen, die beiden Protagonisten Emma und Josh kennen, denn das Buch wird abwechselnd aus ihren Sichtweisen erzählt. Emma ist ein ziemlicher Durchschnittsmensch und Josh ein klein wenig unglücklich mit seinem Leben. Es gab so gar keinen Punkt, an dem man beiden eine besonders eindrucksvolle Eigenschaft zuschreiben konnte, aber für viele Leser wird sicher der Reiz darin liegen, dass beide „stinknormal“ sind. Ich konnte mich auch einigermaßen gut mit beiden anfreunden, was mir jedoch fehlte, was der tiefere Bezug zu beiden. Die Geschichte kommt erst ins Rollen, als Emma durch Zufall auf ihr Facebook-Profil der Zukunft stößt, aus dem sie so allerhand ablesen kann. So hatte sie sich ihr Leben in ein paar Jahren überhaupt nicht vorgestellt und sie beginnt Veränderungen in der Gegenwart vorzunehmen, um die eigen Zukunft zu beeinflussen. Leider tritt dabei der „Butterfly-Effekt“ auf, denn durch ihr Eingreifen ändert sich nicht nur ihre Zukunft, sondern auch die ihres besten Freundes Joshs. Emma wird fast besessen davon, ihre Zukunft zu bestimmen und vernachlässigt alles andere. Josh hingegen versucht die Gegenwart zu leben, um das zu genießen, was auf ihn zukommt. Durch die unterschiedlichen Ansichtsweisen beider, kommt es zu einem riesen Streit. Facebook spielt eine Zentrale Rolle in diesem Roman und auch, wenn ich nicht leugnen kann, selbst in diesem sozialen Netzwerk tätig zu sein (manchmal mehr, manchmal weniger xD) so war es doch eine kleine Nervenprobe für mich ständige Statusupdates von Zukunfts-Emma zu lesen. Es gibt sie wirklich, diese Leute, die alles und jedem ihren derzeitigen Gemütszustand oder ihr heutiges Mittagessen nahe legen müssen, aber ich finde das sehr übertrieben. Würde einer meiner Freunde, meine Timeline bei Facebook dermaßen in Besitz nehmen, würde ich irgendwann durchdrehen. Dadurch wurde mir Emma also zusehends unsympathischer. Josh hingegen mochte ich sehr, wodurch ich die Geschichte interessiert weiter verfolgen konnte. Ich mochte besonders die ganze Thematik des Buches, in der es viel darum geht, sein Leben zu leben und keine Sekunde zu verschwenden, wenn man sich allzu sehr auf die Zukunft fixiert. Sie wird geschehen, komme was wolle und wir können nicht immer Einfluss darauf nehmen. Das Buch regt durch die vielen Fehler, die beide Charaktere machen, sehr zum Nachdenken an und lässt den Leser so einiges hinterfragen, was die eigene Gegenwart/Zukunft betrifft. Was würdest du tun, wenn du deine Zukunft verändern könntest? Natürlich hat das ganze auch Folgen, die besonders Emma zur Mitte der Geschichte hin zu spüren bekommt und wodurch sie ganz neue Seiten an sich entdeckt. Zum Ende hin macht sie eine unglaubliche Entwicklung durch und die Geschichte wird ebenfalls etwas zweidimensionaler, weil sie sich viel mehr mit den Problemen der Charaktere und deren Wünschen und Gefühlen beschäftigt. Im Verlauf des Buches hat mir dann alles sehr viel besser gefallen. Es gab eine Prise Humor und gut durchdachte Dialoge und man konnte die Motive der Charaktere durch die tieferen Einblicke einfach sehr viel besser verstehen. Das Ende des Buches wartet zwar nicht mit einer unvorhersehbaren Wende auf, kann aber durch die stimmungsvolle Atmosphäre und den gut geschriebenen Abschluss doch überzeugen. Die beiden Autoren haben hier gute Arbeit geleistet, weil für den Leser keine Fragen mehr übrig bleiben und man sogar so etwas wie Zuversicht verspürt, im Hinblick, auf all das unbekannte, was selbst vor einem liegt. Der Schreibstil beider Autoren ist sehr angenehm und flüssig zu lesen und beide Schreib/Sichtweisen ergänzen und harmonieren super, was schließlich nicht immer der Fall ist, wenn zwei Autoren ein Buch verfassen. Fazit Nach einer etwas längeren Aufwärmphase hat mich das Buch gut unterhalten. Insbesondere Thematik und indirekte Fragestellung binden den Leser mit ein, bilden eine tolles neues Konzept. Die Charaktere hingegen sind etwas blass geraten, die Handlung teils etwas langatmig. Ich würde das Buch Lesern empfehlen, die diese Art Genre bevorzugen (für Phantastik-Fans wird das ganze etwas zäh sein) und die nichts gegen kurzweiligen Lesespaß haben.

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