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Buchgestaltung Mir gefällt die deutsche Aufmachung wahnsinnig gut! Das englische Motiv macht selbst in Zusammenhang mit dem Unfall im Buch nicht wirklich Sinn und der Titel klingt auch viel mehr danach, als wolle Viv irgendwie Rache an Cam nehmen. Bis ich bei dir bin, passt da wirklich viel besser und drückt auch viel mehr aus. Meinung Ich habe schon lange kein Jugendbuch mehr gelesen, dass aus der Sicht eines männlichen Protagonisten erzählt wurde und muss sagen, dass ich die Schreibweise hier sehr angenehm fand. Man weiß beim Lesen einfach genau, dass man hier nicht die Gedanken eines Mädchens verfolgt und das schafft nicht jede Autorin/jeder Autor. Cam hat eine wirklich sonderbare Weise seiner Geschichte eine Stimme zu geben. Teils sehr melancholisch, teils wieder sehr lebhaft führt er uns durch sein Leben und immer wieder zurück an den Unfallort, an dem seine Freundin starb. Obwohl hier nicht hundert Mal erwähnt wird, wie sehr er Viv vermisst oder auch geliebt hat, ist dass eine Tatsache, die immer unausgesprochen in der Luft schwebt. Ich mochte wirklich sehr gerne, wie die Autorin mit Gefühlen gearbeitet hat, anstatt den Protagonisten immer wieder betonen zu lassen, wie genau es ihm geht. Dadurch hat das Buch auch eine sehr melancholische und nachdenkliche Note erhalten. Ich würde sogar fast sagen, dass Leute, die nicht gerne die etwas traurigeren Liebesgeschichten lesen, hier wirklich die Finger von lassen sollten. Viv ist nun einmal Tod und Verlust spielt eine große Rolle in Bis ich bei dir bin. Was mich positiv überraschen konnte, war besonders, wie schnell der ruhige Klang der Handlung doch an Fahrt gewonnen hat. Es dauert nämlich nur wenige Zeilen, bis Cam das erste Mal meint Viv gesehen zu haben und so gerät alles rasch ins Rollen. Was für Cam nicht immer ein Rätsel war, blieb für den Leser oft sehr undurchsichtig. Viv wurde im Buch zwar durch diverse Erinnerungen von Cam wirklich gut dargestellt, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ihr Charakter recht austauschbar war. Rückblicke oder etwas ähnliches hätte ich irgendwie besser gefunden. Die kurzen Sätze, in denen Cam zurückblickt waren mir nicht immer genug, um nachvollziehen zu können, was die Beziehung der beiden denn ausgemacht hat. Allgemein hat die Autorin hier zwar wirklich viele Details schön ausgebaut, aber die gesamten Hintergrundgeschichten zu beiden Figuren blieben doch auf der Strecke. Man erfährt viel über Cams Umfeld und auch seine Freunde, aber das war leider nicht besonders authentisch abgehandelt, da ich mit ein schlechtes Bild von ganzen Setting machen konnte. Jeder Mensch verfolgt Träume, Sorgen etc. und das hat Emily Hainsworth manchmal zu oft außer Acht gelassen. Versteht mich nicht falsch. Ich konnte schnell und gerne mit Cam sympathisieren, aber trotzdem wurde ich nie dieses ungute Gefühl los: Da muss doch mehr dahinter stecken. Simpel. Das ist die Handlung nämlich wirklich. Schnörkellos und gradlinig wird uns hier die Geschichte einer verlorenen Liebe erzählt, die es eigentlich gar nicht ist, denn Cam kann Vivs Geist sehen und verbringt mehr Zeit mit dieser Toten als allen anderen Lebenden. Das war übrigens der Teil des Plots, der mir nicht immer gefallen hat. Wie Cam alles hat stehen und liegen lassen. Logik außer Kraft gesetzt und gar nicht erst in Frage gestellt wurde. Seltsam, dachte ich öfters, weil es sich nicht anders beschreiben ließ. Man kann nicht behaupten, dass die Handlung langsam ist oder gar langweilig, aber die Momente der Zweisamkeit schlauchten schon, besonders, weil sie schwermütig sind und einen manchmal echt runter gezogen haben. Natürlich könnte man jetzt auch sagen, dass dies eben zum Stil der Geschichte gehört, aber meiner Meinung nach, darf ein kleiner Funke Hoffnung nie fehlen. Was mich allerdings wieder richtig packen konnte war das Ende des Buches. Sehr gekonnt hat die Autorin hier einem Höhepunkt entgegen gearbeitet, der sich auch so las. Der herzzereißende Dialog am Ende, die Erkenntnis die Cam wie aus dem Nichts trifft, das konnte mich schon sehr berühren, war es vielleicht nicht ganz so unvorhersehbar wie gewünscht. Für einen Einteiler jedoch war der Abschluss sehr zufriedenstellend und hielt dann doch noch den erwarteten Lichtblick bereit. Ich kann euch nur sagen, ein Happy End gibt es nicht, also denkt dran, wenn ihr zu diesem Buch greifen wollt. Es ist keine leichte Kost für zwischendurch. Fazit Schön, bildlich und traurig erzählt Emily Hainsworth mal eine andere Art von Liebesgeschichte. Besonders das Ende war wirklich fesselnd, leider blieben auf dem Weg dahin zwischendurch Emotionen und auch Tiefgang etwas liegen. Dennoch hat mir das Buch gut gefallen, weil es nicht mit den üblichen YA Geschichten in einen Topf zu schmeißen ist. Wer dramatische Stories mag, ist hier richtig!