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Buchgestaltung Mir gefällt das Cover ehrlich gesagt nicht ganz so gut. Natürlich passt es mit dem geisterhaftem Motiv wirklich gut zur Geschichte, aber da hätte man definitiv mehr draus machen können. Auch der Titel PHANTASMEN hat nur zu einer einzigen Stelle im Roman Bezug und wurde hier nicht als Name für das Phänomen im Buch benutzt, daher war ich nach dem Lesen doch etwas irritiert. Meinung PHANTASMEN war ein Roman, das ich als Kai Meyer Fan wirklich gerne lesen wollte. Wie das nun einmal so bei Lieblingsautoren ist, hat man bestimmte Erwartungen und die zu erfüllen ist nicht immer leicht, besonders, wenn man weiß, was ein Autor bisher alles Tolles geschrieben hat. Als Asche & Phönix raus kam, war ich damals schon nicht mehr ganz so hin und weg, wie bei der Arkadien Trilogie und leider ist PHANTASMEN bei meinem Rating nochmal darunter gesackt. Ich würde das Buch gerne in zwei Hälften unterteilen, denn wo mich der Roman bis über Seite 200 so richtig packen und begeistern konnte, war alles, was danach kam für mich das genaue Gegenteil: Langweilig und ärgerlich. Die Mischung hat hier nicht immer so gut gepasst, wie ich es gerne gehabt hätte. Allein die Idee, welche einem innerhalb der ersten Kapitel vorgestellt wird, fand ich ziemlich brillant. Das Thema Geister als paranormales Element wurde hier ganz neu erfunden und übte eine enorme Faszination auf mich aus. Ich fand es unheimlich spannend immer mehr in die Welt abzutauchen, die von den Geistern Stück für Stück vereinnahmt wird. Dabei bedient sich Kai Meyer an vielen Stellen der richtigen Art von Tiefgang. Sterben und Verlust ist ein zentraler Punkt und auch wie die Regierung mit dem Problem der Geister, das nun einmal von sterbenden Menschen ausgeht, umgeht, war teilweise sehr schockierend inszeniert. Allgemein konnte der Autor mit kleinen Details zum Alltag der Menschen bei diesem Phänomen immer wieder überraschen. Die Geschichte startet extrem schnell durch. Kaum lernt man die Schwestern Rain und Emma kennen, geschehen die ersten Ereignisse, die einen als Leser den Atem anhalten lassen. Innerhalb weniger Kapitel befinden sich beide, zusammen mit dem dritten im Bunde, nämlich Tyler auf der Flucht und ich sag euch: Es war eine rasante Reise! Fesselnd bringt die Geschichte einen Höhepunkt nach dem anderen mit. Der Kampf gegen die Geister, die Flucht vor Verfolgern, wilde Jagten bei denen es immer um Leben oder Tod ging – Da kann niemand Meyer etwas vormachen. Ich war schlichtweg begeistert von der nicht endenden Welle an Schockern und Wenden. Was mir allerdings relativ schnell klar wurde, war, dass die Charaktere doch zu wünschen übrig ließen. Rain war als Erzählerin der Geschichte gelinde gesagt einfach blass. Wäre nicht immer wieder ein Satz mit „Ich“ gekommen, dann hätte ich ganz vergessen, dass ich gerade Rains Stimme lese und nicht die von einem x-beliebigen anderem Charakter. Ich fand es unheimlich schade, dass sich hier mehr auf alle anderen konzentriert wurde als auf sie. Normalerweise bekommt man als Leser doch bei der Protagonistin die meisten Gefühle und Gedanken mit und hier war das echt Mangelware. Rain hat dafür aber als Einzige eine Art Hintergrundgeschichte bzw. ein Erlebnis, dass ihr Denken und Handeln beeinflusst hat. Trotzdem hat diese nette Story nicht ausgereicht, um mir ihre Figur sympathisch zu machen. Ich stand ihr die ganze Zeit sehr neutral gegenüber. Dasselbe muss ich leider auch über Tyler sagen. Bis auf die Tatsache, dass er seine Freundin sucht, erfährt man nichts über ihn. Emma mochte ich am meisten, weil sie durch viele Szenen herausgefordert wurde und die Handlung auch um einiges vorangetrieben hat. Die Liebesgeschichte, wenn man das denn so nennen konnte war auch einfach...unbefriedigend. Ein flüchtiger Kuss sollte wohl die Zuneigung zeigen, aber mehr war einfach nicht drin und am Ende ist es dann doch eine Beziehung. Das fand ich ziemlich seltsam dargestellt. Besonders im Angesicht der schweren Lage, in der sich alle befinden. Hier kann man nur sagen: Verschenktes Potenzial. Was mich aber am allermeisten gestört hat, kam erst in der zweiten Hälfte des Romans. Und zwar war das der Mangel an Informationen. Es wurde einfach NICHTS mehr erklärt und als Leser bleibt man mit 300 Fragen zurück, was mich ehrlich gesagt einfach nur genervt hat. Kai Meyer hat vielleicht den Stil so manche Dinge offen so lassen – ja, das bin ich gewohnt – aber ein solches Szenario verlangt einfach nach Informationen! Ich übertreibe nicht, wenn ich sage NICHTS. Es kam mir fast so vor als habe der Autor gegen Mitte einfach den roten Faden durchgeschnitten, ganz nach dem Motto: Mal schauen was passiert. Das fand ich verwirrend, unnötig und es hat mich einfach geärgert, das so viele Dinge mit einem Satz abgespeist wurden. Mir gefiel das Ende leider gar nicht. Bei einem Roman, der so dermaßen ins Post-Apokalyptische abrutscht, muss man den Lesern doch zumindest erklären, WARUM das alles geschehen ist oder WARUM die Charaktere am Ende so und so enden. Fazit PHANTASMEN lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Der Start war der Knüller – Rasant und mitreißend, ab der Mitte schwächte aber die gesamte Handlung so dermaßen ab, dass ich mich mehr geärgert habe als amüsiert. Die Charaktere bilden viel verschenktes Potenzial und ich muss leider sagen, dass ich vom neusten Meyer Roman doch etwas enttäuscht zurückbleibe. Wenn man jetzt ein mega Fan ist, dann sollte man ruhig loslegen, aber ansonsten bin ich mir unsicher, ob ich das Buch wirklich empfehlen möchte...