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Posted on 20.3.2020

Buchgestaltung Mir gefallen beide Cover recht gut. Das Englische nimmt Bezug zur Geschichte, weil es dem Titel ein „Gesicht“ verleiht und das Deutsche ist ein ziemliches süßes Motiv, das wohl zu jeder Liebesgeschichte dieser Art gut passen würde. Meinung Sarah Ockler ist kein unbeschriebenes Blatt, was die Contemporary Szene angeht. Sie ist eine erfolgreiche Autorin, deren Bücher Herz, Humor und Witz versprechen. Deshalb war ich gespannt auf mein erstes Werk von ihr, klang der Klappentext doch einfach toll und nach genau dem, was ein Sommerbuch bieten sollte. Sofort hatte ich große Probleme mit dem Schreibstil. Ich kann nicht genau sagen, ob es an der Übersetzung lag oder nicht, aber die Sätze sind kurz und abgehackt und das hat mich beim Lesen ziemlich gestört. Dazu kommt, das die Autorin hier versucht hat spanische Wörter in die Dialoge zu mischen. Was bei anderen Bücher charmant und authentisch wirkte, wurde hier schnell zur Nervenprobe. Nur wenige Wörter, insbesondere Namen, finden hier ihren Weg in Dialoge und Beschreibungen und das ging mir ziemlich schnell auf den Wecker. Das Juge ständig querida oder sonst wie genannte wurde, war mehr als Übertrieben. Entweder man bringt ganze Sätze oder man lässt es einfach bleiben. Außerdem gab es was den Stil betrifft sowieso etliche Wiederholungen von bestimmten Dingen. Zum einen muste man immer wieder dieselbe Beschreibung von tollen und heißen Emilio Vargas über sich ergehen lassen, zum anderen wurde ständig der Atem angehalten oder sich mit absolut banalen Dingen, wie der Haarfarbe oder dem Shirt von irgendwem aufgehalten. Kurz gesagt: Für mich war der Schreibstil anstrengend und nicht besonders abwechslungsreich. Was die Charaktere betrifft, so fand ich Jude ganz OK. Das Problem, das ich mit ihr einfach hatte – eigentlich mit allen anderen auch, war, dass sie kaum Persönlichkeit hatte. Jude tut und sagt nicht besonders viel den lieben, langen Tag, sondern denkt stattdessen lieber über Emilio nach oder ihren Vater. Ihre Fixierung auf beide, war nicht sonderlich angenehm. Als Leser bekommt man von Emilios Aussehen ein detailgenaues Bild, aber mehr scheint auch hinter ihm nicht wirklich zu stecken. Es gibt Szenen, in denen man etwas über seine Familie erfährt, aber seine Brüder werden nur auf ihre Rolle als Herzensbrecher reduziert und das wars dann. Das fand ich wirklich schade, denn einige der Dialoge zwischen Jude und ihm waren wirklich unterhaltsam. Aber auch hier hatte ich schnell den Eindruck die Autorin versuche zwanghaft die Chemie zwischen beiden aufzubauen. Emilios Sprüche rutschen oft zu feindseligen Beleidigungen ab, anstatt charmant rüber zu kommen. Judes mangelnde Schlagfertigkeit lässt sie da manchmal ganz schön dumm aussehen. Was mich wirklich verwundert hat war dann doch, das die Idee des Buches so simpel ist: Judes Schwestern verbieten ihr den Umgang mit Emilio aufgrund des Buches der gebrochenen Herzen. Juge hat nämlich diesen Schwur abgelegt, der besagt: Verlieb dich nie in einen Vargas. Natürlich passiert hier das Offensichtliche und Jude und Emilio verlieben sich – Überraschung! Der hier beschriebene Konflikt ist in Wahrheit auch eigentlich keiner und ich fand es sehr unreif und kindisch, das Judes Schwestern so dermaßen auf etwas herumgeritten haben, das vor Jahren geschehen ist. Außerdem darf man doch niemanden wegen seiner Familie oder Herkunft verurteilen, oder? Das war schon selten dämlich. Man miss einen Charakter an seinem Handeln und nicht irgendwelchen Vorurteilen und Klischees! Was ich dazu noch etwas merkwürdig fand, war das Judes, sowie Emilios Familie beide Spanier sein sollen und auch hier jedes geläufige Klischee bedient wird, anstatt mal etwas mehr Wert auf Authentizität zu legen. Die anfangs beschrieben sprachlichen Mankos sind nämlich lange nicht alles. Es wird uns noch das typische Essen vorgesetzt, das typische Gehabe vorgespielt und der typische Familienzusammenhalt auf dem goldenen Teller serviert. Man kann es auch übertreiben. Dabei gab es neben diesen ganzen „Minuspunkten“ durchaus Potenzial in der Geschichte. So leidet Judes Vater z.B. an einer Krankheit, welche für viele Schwierigkeiten sorgt, die die Familie belasten. Ich fand es wirklich gut, das die Autorin viel Fokus auf die Beziehung zwischen Jude und ihren Vater gelegt hat, aber es war etwas unrealistisch, das Jude als Einzige so aufopferungsvoll sein soll, wenn ihre ganze Familie sich doch so dermaßen liebt und unterstützt. Dann gibt es natürlich noch die Liebesgeschichte und die nimmt weniger Platz ein, als man vermuten möchte. Der Roman war nämlich meines Erachtens nach vor allem eins: LANGWEILIG. Die meiste Zeit passiert nicht wirklich etwas. Bereits nach 50 Seiten zieht sich die Handlung sehr schleppend voran und bei über 400 Seiten ist das nicht ermutigend fürs Weiterlesen. Die Liebe zwischen Jude und Emilio entsteht dann völlig aus dem Stegreif bzw. nur Aufgrund beider guten Aussehens, obwohl hier so viel Platz und auch Gelegenheiten gegeben wurde, um mehr draus zu machen. Daher fand ich es auch extrem überdreht, wie sehr die beiden aneinander hängen. Ihre Beziehung hat kaum Tiefgang, weshalb mich die Schnelligkeit verwundert hat. Ein Kuss hier, dann haben sie Sex und am Ende wollen sie auswandern. Aha. Allgemein sind die Entwicklungen gegen Ende nicht nachvollziehbar. Im Grunde läuft alles sehr rund, Probleme lösen sich durch Nichtstun auf und das Buch konnte mich an kaum einer Stelle packen, die als Finale abgetan wurde. Fazit Langatmig und Klischeehaft! Es ist wirklich sehr schade, das ich hier weder Herz, noch Charme oder Humor zu lesen bekommen habe. Verlieb dich nicht in einen Vargas ist alles andere als ein schönes Sommerbuch. Ich lese zwar nicht häufig Contemporary, aber das ist mit das Schlechteste, was mir je untergekommen ist – daher keine Leseempfehlung von mir!

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