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Buchgestaltung Trotz minimaler Unterschiede, gefällt mir die deutsche Aufmachung besser. Ich finde das Motiv hier irgendwie gelungener und nicht ganz so vollgestopft wie das Original Dazu kommt, das die Details hier viel besser zur Geltung kommen. Auch der etwas schräge Beititel passt meines Erachtens ziemlich gut. Fliehen heißt nämlich sterben! Meinung Man könnte das Buch locker in Dinge aufteilen, die mir gut und nicht so gut gefallen haben. Hier steht es sogar fast 50:50 und das empfinde ich sehr selten bei Fantasybüchern. Incarceron verzaubert besonders von der ersten Seite an durch das wunderbare Setting. Ein Gefängnis, das lebt? Seltsame Stimmen, ganze Clans im Untergrund und der knallharte Kampf ums Überleben, wo doch die Außenwelt denkt, das es den Menschen in Incarceron wunderbar geht, sie sogar in einem Paradies leben...das hat mit unglaublich gut gefallen! Die Idee ist so neu, unverbraucht und herrlich bizarr, das man sie als Leser einfach mögen muss. Ich wurde schnell in den Bann der Geschichte gezogen, die durch die Augen zweier Charaktere erzählt wird. Da gibt es zum einen Finn, welcher als Verbrecher sein Dasein IN Incarceron fristet und nur eines will: Flucht und zum anderen Claudia, die DRAUßEN lebt und nicht den blassesten Schimmer hat, was im Inneren des Gefängnisses vor sich geht. Eine ganze Weile werden die Ereignisse separat von einander erzählt. Bis Finn und Claudia aufeinander stoßen, vergeht viel Zeit, was allerdings nichts Negatives ist. Die Kapitel, die von Finns Leben erzählen mochte ich am meisten. Ich fand es furchtbar spannend, mehr über das Gefängnis und seine Eigenarten zu lesen. Was die Autorin sich hier hat einfallen lassen, war schlichtweg faszinierend. Zwar bleibt bei den Eigennamen nicht immer alles übersichtlich, aber mit der Zeit, lernt man Gruppen und deren Motive auseinander zu halten und kann zuordnen, wer wohin gehört. Finns Charakter fand ich sehr leicht zugänglich und er hat mir gut gefallen. Zusammen mit seinen Freunden versucht er einen Weg aus dem Gefängnis zu finden. Das ist sein oberstes Ziel und seine Kapitel drehen sich daher um das Enträtseln seiner Identität, seiner Erinnerungen und besonderen Gabe, die ihn oft in Schwierigkeiten bringt. Seine Kapitel waren es auch, die durchweg spannend erzählt waren, weil Finn und Co durch Incarceron einer ständigen Bedrohung ausgesetzt waren, die für den Leser schwer durchschaubar blieb. Man wusste eben so wenig, wie die Charaktere selbst, was man als nächstes zu erwarten hatte – großer Pluspunkt! Was Claudia anbelangt, so fand ich sie schon etwas stereotypischer. Sie ist das reiche Mädchen, das wohlbehalten aufgewachsen ist und deren Leben durchgeplant ist. Nur durch ihren Lehrer Jared, den ich ganz interessant fand, macht sie sich Gedanken, um die Arbeit ihres Vaters (er ist der Hüter von Incarceron) und dessen Motive, die nicht besonders ehrbar scheinen. Im Vergleich zu Jared verblasste ihre Rolle in der Geschichte ab und ab, was vor allem daran lag, das Claudia selber keine besonderen Talente besitzt, die geholfen haben, die Geheimnisse zu entschlüsseln. Unsympathisch war sie mir auf keinen Fall, ich hätte mir nur etwas mehr Substanz zu ihrer Person gewünscht. Ansonsten waren die Kapitel in der Außenwelt auch sehr gut geschrieben. Durch die zweite Perspektive kann man gut die Absichten der Gegenspieler verfolgen und erfährt etwas mehr über die Welt, in der die Geschichte spielt. Dabei gefiel mir der etwas barocke Touch ganz gut. Den Schreibstil der Autorin empfand ich als äußerst angenehm. Catherine Fischer konnte mich dauerhaft mit ihren Wortern mitreißen und auch die größte Zeit fesseln. Dadurch fiel es mir auch sehr leicht, in die Atmosphäre einzutauchen, die in diesem Roman mal etwas mysteriöses, dann wieder etwas ganz und gar gewöhnliches hat. Was mir sehr gut im Gedächtnis geblieben sind, waren die Nebencharaktere. Man hat deutlich gespürt, das die Autorin sich bemüht hat, diese zu etwas besonderem zu machen. So war z.B. Finns bester Freund nicht immer der liebe und unterstützende Typ und Verbündete stellten sich als Verräter heraus. Etwas, das mich allerdings sehr enttäuscht hat, waren die Erklärungen oder allgemein die ganze Idee, die hinter dem Roman steckte. Ich hatte immer im Gefühl, das da noch mehr kommen würde. Eine überraschende Wende, ein kleiner Schocker...eben irgendetwas, das bei mir den Wow-Effekt erzielen konnte. Dieser blieb leider aus. Ich fand es etwas schade, dass die Autorin sich nicht mehr Zeit genommen hat, um ihre Idee besser zu strukturieren. Ich habe so viele Fragen zu Incarceron, dessen Entstehung und Funktion oder vielleicht auch der Magie, die darin steckt? Meiner Meinung nach wird dem Leser letzten Endes nur die Idee vor die Nase gesetzt und auch, wenn der Roman in vielerlei Hinsicht spitzen mäßige Antworten bietet, so hat er bei dem eigentlichen Handlungsort etwas versagt. Außerdem mochte ich das Ende nicht ganz so gerne. Logische Schlussfolgerungen blieben aus, auch, wenn die Autorin hier eine nette Wende eingebaut hat, die der Geschichte einen Spannungshöhepunkt verliehen hat. Das Zusammenkommen der Hauptcharaktere verlief doch anders, als geplant und mir ging es einfach zu schnell. Zum Glück endete das Buch nicht in einem Cliffhänger! Ansonsten kann ich noch sehr, sehr positiv anmerken, das es hier eben keine 0815 Liebesgeschichte gibt und schon gar nicht zwischen Finn und Claudia – das fand ich sehr überraschend! Wer also Angst hat, hier könnte die Handlung in einer Romanze untergehen, muss sich keine Sorgen machen. Fazit Zusammenfassend ist Incarceron ein unterhaltsamer Roman, der durch ein gutes Setting und vielschichtige Charaktere überzeugen kann. Erklärungen und an einigen Stellen auch die Logik, werden viel der Phantasie des Lesers überlassen, was mir nicht so gut gefiel. Trotz kleiner Schwächen und Längen, mochte ich die Geschichte, weil sie eine neue und faszinierende Idee enthielt. Durch die fehlende Romanze konzentriert sich das Buch ausschließlich auf den Plot, was ich super fand!