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mabuerele

Posted on 20.3.2020

„...Ringsherum standen eine ordentliche Menge von Schaulustigen, und ich hätte wetten können, dass irgendwo zwischen ihnen garantiert wieder mindestens einer war, der sein Smartphone gezückt hatte und die Szene fotografierte oder filmte...“ Sophie ist mit Alex, ihrem Jugendfreund, auf dem Heimweg. Im Auto ist eine gewisse Leichtigkeit zu spüren. Alex ist ein sicherer Autofahrer. Doch als ein LKW auf der Autobahn auf seine Spur zieht, hat er keine Chance, den Unfall zu verhindern. Sophie sieht schon das Blaulicht des Krankenwagens, aber es dauert fast eine Viertelstunde, bis er endlich die Unfallstelle erreicht hat. Ihre Wut lässt die junge Frau am Sanitäter Moritz aus. Sie kann nicht ahnen, was die Ursache für die Verspätung war. Für Alex allerdings kommt die Hilfe zu spät. Die Autorin hat einen bewegenden und tiefgründigen Liebesroman geschrieben. Die Geschichte wird abwechselnd von Sophie und Moritz erzählt. Der Schriftstil ist ausgewogen. Sachliche Abschnitte wechseln mit sehr emotionale Zeilen. Sophie hat lange mit Alex` Tod zu kämpfen. Er war ihr Freund und Stütze. Er hat sie mit seiner ruhigen und ausgeglichenen Art aufgefangen, wenn sie ins Grübeln kam. Moritz geht mit Leib und Seele in seinem Beruf auf. Doch der Einsatz auf der Autobahn hat tiefe Spuren hinterlassen. Es war die fehlende Rettungsgasse, die ein schnelleres Eingreifen verhindert hat. „...Schon auf den ersten Blick war klar gewesen, dass jede einzelne Minute, in der wir untätig im Stau festgesessen hatten, eine Minute zu viel gewesen war. Jede Minute eine Minute, die über Leben und Tod entscheiden konnte...“ Sophie sucht Moritz auf, um sich für ihr Verhalten zu entschuldigen. Moritz fühlt sich für Sophie verantwortlich und möchte ihr helfen, vor allem, wenn sie falsche Entscheidungen fällt. Doch er akzeptiert, dass sie sich in seiner Gegenwart erneut mit dem Unfall konfrontiert sieht. Gut dargestellt werden Sophies widersprüchliche Gefühle: „..Ich wollte nur noch weg von ihm. Und ich wollte bleiben und von ihm in den Arm genommen werden..“ Die Geschichte zwischen Sophie und Moritz ist die eine Seite des Buches. Die andere findet sich auf Moritz` Facebook-Account. Hier legt er dar, wie eine Rettungsgasse funktioniert und warum sie so wichtig ist, warum Gaffer nur schaden und weshalb jeder Grundkenntnisse in Erster Hilfe haben sollte. Vielfältige konkrete Beispiele werden dazu aufgearbeitet. Aber es konnte durchaus noch schlimmer kommen. „...Waren die Leute eigentlich zu blöd, um zu erkennen, dass wir ihnen nur helfen wollten? Stattdessen wurden Sanitäter angepöbelt, weil den Angehörigen alles nicht schnell genug ging. Rettungswagen wurden demoliert, weil sie irgendwem im Wege standen...“ Deutlich wird aufgezeigt, welch emotionale Belastung der Beruf für die Sanitäter ist. Es kann durchaus an die Grenzen der Psyche gehen. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zwingt zum Nachdenken auch über das eigene Verhalten.

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